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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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andere Amerikaner für die Ausbildung in Al-Qaida-Camps rekrutiert. Ein bereitstehender Airforce-Hubschrauber setzte ein Team an der Einschlagstelle ab, es sollte Proben nehmen von den menschlichen Überresten, aber auch sonstige Spuren in dem zerstörten Wagen sichern. Die Leute stießen auf Kommunikationsinstrumente oder das, was davon übriggeblieben war, und die Chemiker konnten später Sprengstoff nachweisen. Das alles veranlasste die US-Regierung, mit der Liquidierung nicht hinter dem Berg zu halten. Es habe sich um eine »taktisch sehr erfolgreiche Operation« gehandelt, ließ der damalige Pentagon-Staatssekretär Paul D. Wolfowitz verlauten. Als die Medien nachfragten, ob dies eine Abkehr von der bisherigen Linie gegen gezielte Tötungen sei, schließlich habe sich das Weiße Haus immer sehr kritisch zur israelischen Praxis geäußert, verwies ein Regierungssprecher auf eine Einschätzung von Vizepräsident Dick Cheney aus dem August 2001, also vor 9/11: »Wenn sie (die Israelis) zum Beispiel eine Organisation haben, die einen Selbstmordanschlag durchgeführt hat oder durchführenwill, und sie haben Anhaltspunkte, um wen es sich handelt und wo er lebt, ich denke, dass es dann eine gewisse Rechtfertigung dafür gibt, dass sie versuchen wollen, sich durch eine vorbeugende Aktion zu schützen.«
    Nach der Exekution von al-Harethi und seinen Glaubensbrüdern kramte George W. Bush erneut seine persönliche Liste hervor und machte ein dickes Kreuz durch einen der dort gezeigten 22 Köpfe.
    Noch weigerte sich die Bush-Regierung, öffentlich einzuräumen, man jage jetzt den Rest der dreckigen zwei Dutzend auf Bushs Liste mit denselben Methoden wie die Israel Defense Forces (IDF) und die israelischen Geheimdienste. Im Gegenteil: Die Einschätzung gegenüber »gezielten Tötungen im israelisch-palästinensischen Konflikt hat sich nicht verändert«, gab ein Sprecher des State Department bekannt, weigerte sich in dem Zusammenhang aber, über die Ermordung al-Harethis zu sprechen. Die damalige Administration »schien den Standpunkt einzunehmen, ihre eigenen geheimen Exekutionen seien aus nicht völlig ersichtlichen Gründen gerechtfertigt«, während die offene Handhabung dieser Politik durch die Regierung in Jerusalem »nicht gerechtfertigt« sei, schreibt Avery Plaw von der University of Massachusetts in seiner profunden Analyse »Targeting Terrorists«.
    Erstaunlich genug, ließ die CIA bis 2005 keine Drohnenangriffe mehr durchführen. Gab es Bedenken innerhalb der Regierung? Plaw glaubt, die Pause sei vielmehr dadurch verursacht gewesen, dass durch den Krieg in Afghanistan und den Einmarsch in den Irak »enorme finanzielle Ressourcen« gebunden gewesen seien. Kurzum: Es fehlte Geld, um neue Drohnen anzuschaffen. Erst in der Nacht des 7. auf den 8. Mai 2005 schickte die CIA wieder einen Predator auf Jagd – diesmal am pakistanischen Himmel. Gesucht wurde Haitham al-Yemeni. Da der US-Geheimdienst befürchtete, der angeblich hochrangige Al-Qaida-Mann könnte in den Untergrund abtauchen und damit von ihrem Radar verschwinden, verfolgten Agenten seit einer Woche seine Bewegungen am Boden und übermittelten dann die Koordinaten für sein Fahrzeug an die Drohne. In Nord-Waziristan an der pakistanisch-afghanischen Grenze erspähte der CIA-Raubvogel im Infrarotmodus sein Opfer und ließ es dann nicht mehr aus den Augen. Der Abschuss des Autos war dann reine Formsache.
    Nach 2005 entwickelte sich aus den vereinzelten Operationen gegen die führenden Köpfe von al-Qaida, die mit 9/11 oder wenigstens der Führungsstruktur des Terrornetzwerkes in irgendeinem Zusammenhang standen, zum persönlichen Abhaken auf der Liste des Präsidenten, eine neue Strategie des gezielten Tötens. Je mehr Jagddrohnen einsatzfähig waren, desto größer wurde der Kreis möglicher Ziele. Aus der Liste der 22 Führungspersonen müssen seinerzeit Aufstellungen Hunderter von Al-Qaida-Mitgliedern und Taliban geworden sein, und es ging auch nicht mehr nur, rückwärts gerichtet, um Rache und Vergeltung, sondern, vorwärts gerichtet, um Prävention und vorsorgliche Terrorbekämpfung. Die CIA glaubte offenbar, es könne nicht schaden, den Entzündungsherd weiträumig zu beseitigen.
    Das alles geschah unter strengster Geheimhaltung. Eine zweite Debatte nach den öffentlichen Diskussionen über Foltervorwürfe wollte die Bush-Administration unbedingt vermeiden. Dreißig Jahre nach den Befunden des Church-Komitees und dem Erlass einer Executive Order über

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