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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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anvertraut hatte. Zu einer Anklage kam es jedoch nie. Alle Hintermänner waren längst abgetaucht oder nach Israel zurückgekehrt. Irgendwann endeten alle Ermittlungen im Nichts, das öffentliche Interesse war längst erlahmt, sämtliche Berichte wurden zur Geheimsache erklärt. Obwohl Buchautor Henning Sietz keine Hinweise fand, dass von Adenauer im Interesse der deutsch-israelischen Beziehungen in die Ermittlungen eingegriffen worden wäre, gab es doch wohl ein stillschweigendes Einvernehmen des Bundeskanzlers mit Ben-Gurion, den Fall nicht eskalieren zu lassen. Sonst hätte die Bundesregierung am Ende noch Auslieferungsanträge an Israel stellen müssen, woran nur wenige Jahre nach dem Holocaust beide Seiten kein Interesse haben konnten.
    Am 10. September 1952, rund fünf Monate nach dem Tod des Sprengmeisters Karl Reichert, unterzeichneten Konrad Adenauer und der israelische Außenminister Moshe Sharett im Rathaus von Luxemburg den Wiedergutmachungsvertrag: Deutschland erklärte sich bereit, Reparationen im Gesamtwert von etwa 3,5 Milliarden Mark an Israel zu leisten.

Operation Damokles – der Fall Kleinwächter
    «Manchmal sind Hinrichtungen von führenden Wissenschaftlern ein Mittel der Wahl! … Ich denke, das macht einen gewissen Sinn.«
    Gad Shimron, ehemaliger Mossad-Agent
    In den frühen Abendstunden des 20. Februar 1963, auf einer Landstraße am Rande des Schwarzwalds: Prof. Dr.-Ing. Hans Kleinwächter, Chef eines Werkes für elektronische Steuerungsgeräte, ist mit seinem Wagen auf dem Heimweg. Kurz vor seinem Haus in Lörrach, hinter einer unübersichtlichen Kurve, versperrt plötzlich ein quergestelltes Fahrzeug die Straße. Kleinwächter erkennt das Auto erst spät, muss voll auf die Bremse treten, um eine Kollision zu verhindern. Aus der Dämmerung taucht schemenhaft eine Gestalt auf, tritt an den Wagen heran. Vielleicht hat es einen Unfall gegeben und jemand benötigt Hilfe, schießt es Kleinwächter durch den Kopf. Stattdessen zieht der Mann, ohne ein Wort zu verlieren, eine Pistole mit Schalldämpfer und drückt ab. Doch die Kugel verfehlt ihr Ziel. Aus einem zweiten Fahrzeug springt ein weiterer Killer auf die Straße, er hat eine Maschinenpistole im Anschlag, will sofort das Feuer eröffnen, doch seine Waffe streikt. Kleinwächter überlebt wie durch ein Wunder, kann die Flucht ergreifen.
    Auf dem Beifahrersitz des zweiten Autos sitzt ein weiterer Mann, der nicht in das Geschehen eingegriffen hat, aberjetzt lauthals über das Ungeschick seiner Leute flucht: Isser Harel, der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad. Es war ihm ein persönliches Anliegen, der Exekution Kleinwächters beizuwohnen, die gerade kläglich gescheitert ist. Das israelische Mordkommando macht sich schleunigst aus dem Staub; in der Innenstadt von Lörrach wechseln die beiden Attentäter den Fluchtwagen, setzen sich damit in die Schweiz ab. Harel kehrt nach Paris zurück, von wo aus er die Operation in Deutschland gesteuert hat.
    Nur etwa zwei Wochen später sieht die wegen Mordversuchs ermittelnde Freiburger Staatsanwaltschaft einen überraschenden Zusammenhang mit Ereignissen, die kurz nach dem Mordversuch in Basel stattgefunden haben. Sie beantragt deshalb einen Haftbefehl gegen den 42-jährigen Österreicher Dr. Otto Franz Joklik und den 33-jährigen Yosef Ben Gal aus Tel Aviv, der sich als Beamter des israelischen Erziehungsministeriums ausgegeben hat. Die beiden befinden sich inzwischen wegen einer anderen Geschichte in Schweizer Gewahrsam. Sind sie auch die Täter von Lörrach?
    Und dies war die andere Geschichte: Otto Joklik hatte nach den Ereignissen in Lörrach anonym bei einer Heidi Goercke in Freiburg angerufen, der 25-jährigen Tochter des Raketenfachmanns Prof. Paul Goercke, eines Kollegen Kleinwächters. Die beiden Ingenieure arbeiteten damals zusammen an einem Forschungsprojekt in Ägypten, das Israel als Gefahr für seine Sicherheit erachtete. »Wenn ihr das Leben ihres Vaters etwas wert sei«, so hatte Joklik am Telefon gedroht, solle Heidi am 2. März zu einem persönlichen Gespräch ins Hotel Drei Könige nach Basel kommen. Da ihr Vater in Kairo nicht erreichbar war, wandte sich die junge Frau verängstigt an die Freiburger Polizei, die wiederum die Kollegen in Basel alarmierte.
    Als Heidi Goercke zusammen mit ihrem jüngeren Bruder zum verabredeten Zeitpunkt in der Nobelherberge Drei Kö nige erscheint, sind alle Tische des Restaurants entweder von getarnten Kriminalbeamten besetzt – oder von den

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