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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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deutschen Sicherheitsbehörden per Eil-Telex in Kenntnis: »Es ist zu befürchten, dass Terroristengruppen Flugzeugentführungen durchführen könnten, um den Forderungen der Entführergruppe von Schleyer Nachdruck zu verleihen.« Wolfgang Steinke, ehemaliger Präsident der Abteilung Staatsschutz beim Bundeskriminalamt, erinnert sich an die damalige Situation: »Was hätten wir machen sollen? Wir konnten doch nicht alle Flughäfen dicht machen!« Nur wenn der Mossad sein komplettes Wissen offenbart hätte, sagt Steinke, wäre die Landshut -Entführung zu verhindern gewesen. Vielleicht. »Warum haben sie uns das nicht mitgeteilt?« Mögliche Erklärung für den damals hochrangigen BKA-Beamten: Durch eine Weitergabe bestimmter Informationen wären »ihre eigenen Leute oder ihre eigene Aktion gefährdet gewesen«.
    Die Ereignisse in diesen Tagen in Mallorca, im Schleyer-Versteck in Brüssel und in Haddads Hauptquartier in Bagdad sind vielfach akribisch rekonstruiert worden, nicht zuletzt dank der Aussagen des damaligen RAF-Terroristen Peter-Jürgen Boock. Allerdings blieben auch bis heute viele Lücken für Spekulationen.
    Palma, 9. Oktober 1977. Noch vier Tage bis zur Entführung. Im Hotel Bellver an der Hafenpromenade treffen sich die Terroristen zu letzten Vorbereitungen. Dann kommen die Waffen an, gebracht von einer Helferin der RAF: zwei sowjetische Pistolen, wahrscheinlich aus einer Lieferung des KGB. Versteckt in einem Kosmetikkoffer und in einem Radio sollen sie an Bord der Landshut geschmuggelt werden, ebenso Handgranaten. In einem Reisebüro an der Avenida Jaime wurden bereits die Tickets für den Lufthansa-Flug gekauft.
    Dass Mallorca Ausgangspunkt der Operation ist, dürfte der Mossad von seinem Maulwurf wissen, und ebenso das KGB – von Abu Hani höchstpersönlich. »Dank Haddad wurde das KGB vorab über alle geplanten Anschläge informiert«, heißt es in den »Papieren« des sowjetischen Überläufers Mitrokhin. Doch die Sowjets haben in dieser Phase kein Interesse daran, die Entführung zu verhindern, und die Israelis fürchten um das Leben ihres Mannes in Bagdad. Flöge das Kommando in Mallorca auf, wüsste Haddad, dass es einen Verräter in seiner engsten Umgebung geben muss. Denn von der Unterstützungsaktion für die RAF wussten allenfalls eine Handvoll Menschen in der irakischen PFLP-Zentrale. Der Mossad hatte so etwas schon einmal riskiert, im Januar 1976, eineinhalb Jahre zuvor, ein zweites Mal wäre einmal zu viel.
    Rückblick. Damals bereitete Haddad einen verheerenden Raketenanschlag auf eine israelische Verkehrsmaschine vor – am Flughafen in Nairobi. Der israelische Spion in der Kommandozentrale des Terrorchefs meldete den Plan offenbar frühzeitig nach Tel Aviv, sodass der Mossad Haddads Kommando in Kenia abfangen konnte. »Ein gemischtes Kommando, bestehend aus Palästinensern und Deutschen von der RAF sollte in Nairobi eine El-Al-Maschine vom Himmel holen«, erinnert sich Hans-Joachim Klein, deutscher Ex-Terrorist und langjähriger Carlos-Komplize, aber »die wurden abgeschleppt vom Mossad, bevor sie irgendetwas machen konnten.«
    Was wusste der Mossad von der Entführung derLandshut ? Beim Bundeskriminalamt ging nur eine allgemeine Warnung über eine bevorstehende Flugzeugentführung ein.
    Die Israelis entführten Haddads Nairobi-Kommando bei Nacht und Nebel, flogen es nach Tel Aviv aus und steckten es dort erst einmal ins Gefängnis. Dem Geheimdienst war es nicht nur gelungen, einen Anschlag zu verhindern, bei dem möglicherweise Hunderte israelischer Passagiere ums Leben gekommen wären, er konnte die potentiellen Attentäter auch verschärften Verhören unterziehen. Allerdings ging der Mossad das Risiko ein, der palästinensische Terrorchef könnte Verrat wittern und den Verräter in seiner engsten Umgebung entlarven. Das sei »der ewige Konflikt der Geheimdienste«, sagt Aaron Klein, »man will einen Terroranschlag verhindern, aber man will natürlich auch seine Quelle schützen, denn sonst würde sie aus dem Verkehr gezogen oder sogar liquidiert.«
    Ein zweiter Fall »Nairobi«, diesmal in Mallorca, wäre ein tödliches vabanque -Spiel für den israelischen Agenten gewesen. Gab der Mossad also Informationen seines Agenten zur bevorstehenden Landshut -Entführung nicht oder nur sehr allgemein an die Deutschen weiter, weil es dabei nicht um israelische Staatsbürger ging? Das wäre ein böser Verdacht, den Ex-Agent Gad Shimron entschieden zurückweist. Es gäbe immer Wege, die

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