Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)
Sicherheitsorgane befreundeter Länder zu warnen, sagt er, man könne ja »eine Camouflage aufbauen« und »im Ungefähren bleiben«. Denn »wenn man seriös zuhört und die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, genügt das manchmal!« Wolfgang Steinke hält dagegen: »Auf so etwas konnten wir verzichten. Wenn es nichts Konkretes gibt, nimmt man so etwas nicht ernst!«
Tatsächlich ging nach dem Fernschreiben aus Washington offenbar kurz vor Beginn der Landshut -Operation eine weitere Alarmmeldung bei den deutschen Sicherheitsorganen ein. Das jedenfalls brachte das stets gut unterrichtete Ministerium für Staatssicherheit damals zu Papier: »Am Abend vor der Entführung erhielt auch die BRD von der Planungeiner Flugzeugentführung Kenntnis, jedoch ohne Ort und Zeit, sodass die Aktion realisiert werden konnte … Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist, daß der israelische Rundfunk einen Tag vor der Entführung eine derartige Aktion ankündigte, jedoch keine Angaben über Details machen konnte.«
Es bleibt Spekulation: War es ein Alibi-Alarm in letzter Minute, lanciert von den Israelis? Gad Shimron will das nicht völlig ausschließen: »Nachrichtendienste sind dazu da, solche Fälle zu verhindern!«, sagt er, aber es stimme natürlich auch, »dass man manchmal unschuldige Menschen opfern muss, um eine kritische Quelle zu schützen!« Der Agent, der seinem Boss Abu Hani die Pralinen mit dem tödlichen Gift überbrachte, war sicherlich eine »kritische Quelle«. Er wurde übrigens bis heute nicht enttarnt.
Erst Wadi Haddad, dann Ayatollah Khomeini? Einen Hinweis auf schleichendes Gift als eine offenbar gängige Methode aus dem Exekutionsarsenal des Mossad ergab sich Jahre später in den Memoiren des amerikanischen Politikers Robert C. McFarlane, Ronald Reagans ehemaligem Sicherheitsberater. Im Jahre 1985, so behauptete McFarlane, sei ihm von David Kimche, dem damaligen Mossad-Memunen, vorgeschlagen worden, den iranischen Führer Khomeini zu liquidieren, um den Weg frei zu machen für eher moderate Kräfte im Iran. Seine Leute hätten einen Weg gefunden, habe der Mossad-Direktor ihm versichert, »Khomeini über die Nahrung sukzessive ein Gift zuzuführen«. David Kimche dementierte die Beschuldigung energisch, aber McFarlane blieb bei seiner Version. Der Vorschlag sei »klar und unmissverständlich« gewesen.
Der rote Prinz – der Fall Salameh
»Es ist absolut unerklärlich und völlig inakzeptabel, dass diejenigen, die an dem Mord an Ali Hassan Salameh beteiligt waren, zwei britische Pässe benutzten. Es ist außerhalb jeder Frage, dass Israel daran beteiligt war. Es war auch nicht das erste Mal, dass britische Pässe verwendet wurden. Das steht in totalem Widerspruch zu den guten Beziehungen zwischen England und Israel.«
Erklärung des britischen Außenministers Frank Judd am 8. März 1979 bei einem Treffen mit dem israelischen Botschafter
»Israel hat bislang keine Verantwortung übernommen und es ist unwahrscheinlich, dass sie sich offiziell und öffentlich dazu bekennen werden. Angesichts dessen gibt es keinen Beweis, der vor einem israelischen Gericht Bestand hätte. Die Chancen für eine Entschädigung durch israelische Behörden sind daher praktisch null.«
Stellungnahme des britischen Foreign Office an die Eltern der bei dem Anschlag in Beirut getöteten Susan Warham
Im Frühjahr 1978, kurz nach dem Tod Wadi Haddads in der Ost-Berliner Charité, landet die dreißigjährige Erika Maria Chambers am Flughafen von Beirut. Es ist ihre erste Reise in diese faszinierende kosmopolitische Stadt. Die britische Staatsbürgerin will im Auftrag des Genfer Kinderhilfswerkes »L’Association pour le Soutien de l’Enfance en Détresse« (ASED) Kontakte zu Organisationen aufbauen, die sich in den palästinensischen Flüchtlingslagern um Waisenkinder kümmern. Chambers braucht einige Tage, um sich mit den Gegensätzen der Stadt am Mittelmeer vertraut zu machen, den Widersprüchen zwischen Krieg und Frieden, der Armut in den Elendsvierteln und dem Reichtum an der Standpromenade, den politischen und religiösen Spannungen. Und mit dem Zwielicht, das Beirut prägt.
Es gab viele skurrile Gestalten, die ihre Drinks in der legendären Bar des Hotels St. George nahmen, schrieb der Reporter Wilhelm Dietl, der sich in Beirut ebenso auskannte wie in dem von ihm beschriebenen Genre, »Waffenhändler und Journalisten, Diplomaten und Ölscheichs, Glücksritter aller Herren Länder und viele, viele Spione.« Auch Erika Chambers war
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