Lizenz zur Zufriedenheit
wie diese unseren Erfolg und unsere Zufriedenheit in der Gegenwart einschränken können –, findet man vortrefflich dargestellt in einem meiner liebsten Filme aller Zeiten: „Good Will Hunting“ mit Matt Damon als in der Kindheit misshandeltes Mathematik-Genie mit Hang zur Selbstsabotage und Robin Williams als seinem Therapeuten. 229 Ähnlich gelagert, wenn auch etwas plakativer und weniger tiefgründig (weil aus dem Hause Disney), ist der Film „The Kid“ mit Bruce Willis in der Hauptrolle. Hier materialisiert sich das verletzte innere Kind der Hauptfigur als sichtbare Person und versucht die erwachsene Ausgabe seiner selbst, einen erfolgreichen, aber eiskalten Yuppie, davon zu überzeugen, mit der unglücklichen Kindheit Frieden zu schließen.
Zwischenfazit
Lassen Sie mich die – zugegeben etwas komplexeren Ausführungen – dieses Kapitels noch mal zusammenfassen. Wie stark unser Generalkonsens , also unsere innere Erlaubnis zu Erfolg und Zufriedenheit, ausgeprägt ist, hängt von (mindestens) vier grundlegenden Faktoren ab:
Unser Erbgut: Die Stärke unseres Generalkonsens hängt zu einem nicht unerheblichen Teil von genetisch (teil-)determinierten Persönlichkeitseigenschaften ab, z. B. von unserem Level an Neurotizimus. Wir haben es gegenwärtig noch nicht in der Hand, daran grundsätzlich etwas zu ändern. Stattdessen müssen wir akzeptieren, dass wir alle mit unterschiedlichen hohen Glücks-Baselines geboren werden – und ein jeder muss mit dem Kapital arbeiten, das ihm gegeben wurde.
Wir können jedoch aktiv die späteren Auswirkungen dieser ungleichen Startbedingungen bekämpfen, z. B. einschränkende Attributionsmuster für die Ereignisse in unserem Leben. Eine wirksame Technik hierfür finden Sie im Übungsteil dieses Kapitels.
Unsere frühkindlichen Erfahrungen: Außergewöhnlich negative Erfahrungen, z. B. lange Episoden von Vernachlässigung, hinterlassen mit großer Wahrscheinlichkeit „Narben“ in unserer neuronalen Struktur. Diese bewirken u. a., dass Menschen lebenslang mehr negative Gefühle erfahren als Personen ohne entsprechende Erlebnisse. Solche Episoden können unseren Selbstwert mindern und dafür sorgen, dass wir statt mit einer rosaroten eher mit einer Schwarzseherbrille durchs Leben laufen. Frühkindliche Traumata abzumildern (von Heilung möchte ich in diesem Kontext nicht sprechen) ist definitiv möglich, aber weder ein Klacks noch ein Kinderspiel – und wenn Sie zur Gruppe der betroffenen Menschen gehören, lautet meine eindringliche Bitte: Fassen Sie sich ein Herz und machen Sie sich sobald wie möglich auf den Weg – aber nicht alleine. Begeben Sie sich dafür in kompetente vertrauenswürdige Hände!
Was Sie jedoch durchaus selbst in Angriff nehmen können, ist – wie auch in Bezug auf das Thema Erbgut – die Bekämpfung der negativen Folgeerscheinungen Ihres frühen Erfahrungshintergrundes. Auch dafür finden Sie im Übungsteil zum Generalkonsens „Munition“.
Unser durch Bindung und Identifikation erworbenes Modell der Welt: Auch über die frühkindlichen Jahre hinaus prägen die Eltern maßgeblich unseren Bedeutungshorizont: Was wir in Bezug auf Gott und die Welt für möglich oder unmöglich halten, wie wir über Erfolg, Zufriedenheit und Beziehungen zu anderen Menschen denken, in welchem „Gefühlskorridor“ wir uns sicher wähnen.
Hier liegt nun auch der erste und beste Hebel für persönliche Veränderung, für selbst erreichbaren Fortschritt. All die zuvor genannten Aspekte sind nicht in Stein gemeißelt, es handelt sich nicht um unumstößliche Fakten. Stattdessen handelt es sich hier um Bedeutungskonstrukte, Glaubenssätze, Gedanken- und Gefühlsgebäude, die Sie mithilfe von Techniken der Positiven Psychologie ablegen bzw. nach Ihren Wünschen verändern können. 230
Unsere kognitive und emotionale Trägheit: Der menschliche Organismus ist auf Homöostase (auf Erhalt der Stabilität) gepolt. Vorbewusst wollen wir gerne denken und fühlen, was wir immer schon gedacht und gefühlt haben – dort ist unser sicheres Terrain. Wenn nun aber der Glaube an die Möglichkeit von Erfolg und Zufriedenheit nicht oder nur eingeschränkt zu unserem bisherigen Modell der Welt gehört, dann können zu stark abweichende positive Erlebnisse eine Art „Kurzschluss“ auslösen – mit dem Ziel, das gewohnte Weltbild wieder herzustellen.
Ergo: Manche Menschen müssen sich erst langsam, aber sicher daran gewöhnen , glücklich und zufrieden zu sein. Sie müssen lernen,
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