Lloyd, Sienna
ich mich wie ein kleines Kind hinter Charles.
„Lucas, mein Freund, achte nicht auf das verschreckte Tierchen hinter mir, sie ist es nicht gewohnt, sich unter unseresgleichen aufzuhalten. Doch schon bald wird sie ein Star sein, sie wird ein Buch veröffentlichen, das uns dabei helfen wird, mit ihresgleichen Frieden zu schließen.“
Der Mann neigt sich zu mir. Er ist klein, hat die Figur eines Genussmenschen, der niemals auf die Ratschläge seines Arztes hört, hat rote Wangen und eine Stirnglatze. Außerdem trägt er Brillen ohne Brillengläser. Ein sehr seltsamer Mann, doch er hat ein aufmunterndes Lächeln.
„Sehr erfreut, ich bin Lucas Macjals. Sie schreiben also ein Buch? Welchen miesen Verlag haben Sie denn gewählt?“
Sein Nachname ist mir nicht unbekannt, ich habe jedoch keine Ahnung, von wo ich ihn kenne.
„Ähm, ich habe noch keinen Verlag. Charles übertreibt, ich bin gerade mal mit dem Manuskript fertig.“
Ich erzähle kurz von meinen Erlebnissen, meinem Zusammentreffen mit Gabriel, meinen Gedanken, meinen Notizen und seiner finanziellen Unterstützung. Lucas nimmt seine Brille ab.
„Sie ist nicht echt, wir haben alle einen ausgezeichneten Sehsinn, doch ich finde, es verleiht mir eine gewisse Eleganz. Ihre Geschichte und Ihre Ideen sind … interessant, junge Dame. Ich würde darüber gerne ausführlicher mit Ihnen sprechen.“
Er nimmt sein Telefon aus der Tasche, knurrt verärgert und greift zu einem Kalender mit Ledereinband.
„Ich mache mir nichts aus der modernen Technologie. Lassen Sie mich sehen, wann ich Zeit für einen Termin mit Ihnen habe.“
„Einen Termin? Wo?“
„In meinem Büro natürlich!“
Amüsiert hilft Charles mir weiter.
„Héloïse, Monsieur Macjals ist der Geschäftsführer des Verlagshauses … Macjals. Du weißt schon, Macjals-Bücher.“
„Oh ja, natürlich. Die Hälfte der Bücher in der Bibliothek ist aus Ihrem Haus.“
„Die Hälfte? Ich würde eher sagen, drei Viertel, junge Dame!“
Wir drei lachen und verabreden, dass wir nach den Feiertagen einen Termin vereinbaren werden.
Die Auktionatorin bittet um Ruhe und schlägt drei Mal mit dem Hammer auf das Pult. Die Atmosphäre verändert sich und Charles setzt sich aufmerksam hin. Er beginnt, wie ein Wasserfall zu sprechen, und erklärt mir, dass die Exponate hier, da Geld keine Rolle spielt, nicht an den Meistbietenden, sondern an den Schnellsten gehen. An jedem Platz befindet sich ein Druckknopf, der gedrückt werden muss, sobald die Präsentation des Stückes zu Ende ist. Dies wird spannend, da der Präsentator dies sehr vielfältig tut, um nicht darauf schließen zu lassen, wann er fertig ist. Man muss aufmerksam sein und über gutes Reaktionsvermögen verfügen.
Charles wärmt seinen Daumen auf, um mich zum Lachen zu bringen. Das Licht geht aus, die Frau am Pult steht im Scheinwerferlicht und stellt das erste Buch vor.
Charles lässt den anderen keine Chance, es wird Stück um Stück versteigert, bei Exponaten, die ihn nicht interessieren, erklärt er mir, wer die Leute um uns herum sind. Ich bin fasziniert von dieser Auktion, es liegt Spannung in der Luft und die Sammlung ist schnell an den Mann gebracht.
Eine Glocke zeigt an, dass die Auktion zu Ende ist. Im Flur treffe ich auf Lucas Macjals, der mich grüßt:
„Ich zähle auf Sie, Héloïse!“
In einiger Entfernung zieht eine große dunkelhaarige Frau mit funkelnden blauen Augen und einer mystischen Aura alle Blicke auf sich. Die Leute flüstern und ich höre:
„Ihre kaiserliche Hoheit, die Großfürstin Anastasia Nikolajewna von Russland.“
Wie alle anderen bin auch ich gefesselt von ihr. Sie zieht sich anmutig zurück und ich bin von dem, was ich gerade gesehen habe, tief bewegt. Ich erlebe hier wunderbare Dinge. Frohen Herzens lächle ich Charles an, der mich seit einigen Minuten anzustarren scheint.
„Charles, habe ich irgendetwas im Gesicht?“
„Ja … einen sperrangelweit geöffneten Mund.“
Er nimmt mich am Arm und schlägt vor, in den vierten Stock zu gehen, bevor wir nach Hause fahren. Dort findet nämlich eine weitere Auktion statt. Ich könnte ja auch teilnehmen, Gabriels Karte soll mir schließlich bei meinem Studium helfen …
Im vierten Stock ist die Atmosphäre die gleiche wie zuvor im ersten Stock, doch hier ist viel weniger los.
„Also, du hast jetzt deine neuen Bücher, was willst du noch?“
„Eine Verkleidung für dich und eine für mich.“
„Was?“
„Hallo, Erde an Héloïse! Bald findet der
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