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Lob der Faulheit

Lob der Faulheit

Titel: Lob der Faulheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Hohensee
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»Agenda 2010«- und Hartz IV-Gesetzgebung nichts mit diktatorischen Verordnungen gemein hat. Doch hat sie leider viel dafür getan, die Menschen in Deutschland unter Druck zu setzen. Obwohl es seit Jahrzehnten keine Vollbeschäftigung mehr gibt, wird an der Fiktion festgehalten, jeder könne arbeiten, wenn er nur wolle. Jeder Einzelne wird persönlich dafür verantwortlich gemacht, ob er Arbeit findet oder nicht. Der Staat leugnet auf diese Weise seine gesellschaftliche Verantwortung. Die SPD hat ihre unsoziale Regierungspolitik zwar Hunderttausende Mitglieder gekostet und sie ist bei der Bundestagswahl 2009 auf 23 Prozent gefallen, aber sie hat sich für ihre Sozial- und Arbeitsgesetzgebung bis heute nicht entschuldigt. Dazu gehört eine Menge
Chuzpe, wenn man »Solidarität« auf seine Fahnen geschrieben hat. Aber die »Sozial«demokratische Partei Deutschlands scheint diesen Begriff nicht mehr zu verstehen und ihre Seele verloren zu haben.

     
    Ein Treppenwitz der Geschichte ist es, dass die sogenannten Hartz-Gesetze zum Abbau des Sozialstaats den Namen eines Mannes tragen, der später wegen Untreue zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt wurde. Ob man Peter Hartz nun als kriminell bezeichnen will, sei dahingestellt. Vorbestraft ist er zweifellos. Wenn man bedenkt, dass armen Menschen in diesem Land regelmäßig vorgeworfen wird, Hartz IV-Leistungen missbräuchlich in Anspruch zu nehmen, staunt man allerdings, wie unbefangen der Name »Hartz« in diesem Zusammenhang ausgesprochen wird.
     
    Politik ist immer in Gefahr, zu fantasielos, dafür aber umso aktionistischer zu sein. Macher und Krisenmanager beherrschen die Szene. Dabei kommen dann schon mal schmelzende Atomkraftwerke und eine drohende Klimakatastrophe heraus.
     
    Es ist von größter Bedeutung, dass Wissen, Wollen und Können in der richtigen Dosierung zusammentreffen. Wissen allein ist keine Macht. Erst die Anwendung des Wissens verleiht Macht. Ein Beispiel für gut informierte, aber ohnmächtige Zuschauer sind die Hochschullehrer. Als Theoretiker sind sie bisweilen brillant, als zupackende Praktiker treten sie nur selten in Erscheinung. Das ist schade, weil dadurch wichtige Erkenntnisse brachliegen. Es wäre wünschenswert, dass eine Vielzahl von ProfessorInnen ihr Fachwissen in gesellschaftliche Diskussionen einbringt und nicht nur Einzelne.

     
    Der Wille allein versetzt keine Berge. Erst mit dem richtigen Know-how und einem entsprechenden Einsatz lassen sich Dinge bewegen. Können heißt, imstande zu sein, etwas zu tun. Fähigkeiten, die nicht eingesetzt werden, sind nutzlos. Wer jedoch etwas gelernt hat und bereit ist zu handeln, kann viel Gutes bewirken.
     
    Wollen und Können ohne das rechte Wissen ist wie gesagt ein Verhängnis. Auf diese Weise werden die Regenwälder abgeholzt, langweilige Stadtteile gebaut und Politik fernab jeder sozialen Intelligenz gemacht.

    Die üble Verwandtschaft
    Man sagt, ein Unglück komme selten allein. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber sicher ist, dass Disziplin niemals allein kommt. Ihre Schwester heißt Pflicht und ihr Bruder Zwang.
     
    Pflichterfüllung ist eine Lieblingsvokabel der Disziplin-Fanatiker. Das ist leicht erklärbar. Wenn Menschen Zucht und Ordnung beigebracht – um nicht zu sagen: eingebläut – werden, dann passt es nicht, sie auf ihre Rechte aufmerksam zu machen. Im Untertanenstaat Preußen hatten die BürgerInnen nicht die Freiheiten, die wir heute für selbstverständlich halten. Soziale Rechte wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Rentenansprüche oder eine Absicherung für Arbeitslose gab es nicht. Die Bildung von Gewerkschaften war verboten. Die Frauen besaßen kein Wahlrecht.
     
    Die Rechte waren vor 100 Jahren dünn gesät. Umso mehr Pflichten hatten die Menschen zu erfüllen. Sie sollten Gott (der Kirche) gehorchen, ihre sie verprügelnden Eltern ehren, die Autorität der Lehrer anerkennen und ansonsten den Mund halten sowie 14 Stunden täglich arbeiten, mit Ausnahme des Sonntags. An ihrem einzigen freien Tag hatten sie um zehn Uhr pünktlich die Predigt des Pastors anzuhören, der ihnen die Hölle heiß machte, wenn sie gegen Kaiser und Papst aufbegehrten.
     
    Dialog, runder Tisch, Bürgerinitiativen, Mitbestimmung, Meinungs- und Versammlungsfreiheit: alles Fremdwörter in einer Gesellschaft, in der die Obrigkeiten Wert legten auf Disziplin und klaglose Pflichterfüllung.

     
    Und Bruder Zwang? Disziplin bedeutet, dass man sich zur

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