Lob der Faulheit
dargestellt wird, verhalten sich seine AnhängerInnen friedfertig. Der Dalai Lama darf mit Recht sagen: »Meine Religion ist Freundlichkeit«.
Trotzdem leistet auch die buddhistische Lehre dem Glauben Vorschub, dass alles Leben Leiden sei. Immer wieder wird auf Krankheit, Alter und Tod hingewiesen, um zu verdeutlichen, dass Menschsein Kummer und Qual bedeute.
Diese Auffassung ist eigentlich erstaunlich, weil doch zugleich behauptet wird, dass der Buddha sich vom Leiden befreit habe. Obwohl auch er altern und sterben musste, deprimierte oder
ängstigte ihn dies nicht. Die meisten seiner AnhängerInnen scheinen das nicht wirklich verstanden zu haben. Jedenfalls wurde die Verehrung seiner Person größer als das Verständnis seiner Lehre.
Wer unbedingt glauben will, dass die Menschheit seit Urzeiten in einem Jammertal lebt, lässt sich davon nicht abhalten und findet natürlich genügend Argumente. Jedes Mal, wenn jemand belegen will, dass schon unsere ältesten Vorfahren ständig auf der Hut sein mussten, taucht unweiger- lich der Säbelzahntiger auf. Die Welt hätte ein so angenehmer Ort sein können. Keine Ängste, keine Traumata. Aber nein, es sollte nicht sein. Das Grauen hatte einen Namen: SÄBELZAHNTIGER.
Ich fand dies immer albern. Der Säbelzahntiger schien mir im kollektiven Bewusstsein permanent überrepräsentiert zu sein. Gehen wir dem Mythos also einmal auf den Grund. Widmen wir unsere Aufmerksamkeit ein wenig den Säbelzahnkatzen.
Diese niedlichen Kuscheltiere hatten sehr lange, gebogene Eckzähne, die irgendein martialisch denkender Mensch als »Säbel« deutete und den Tieren danach ihren Furcht erregenden Namen gab. Die kleinsten Säbelzahnkatzen hatten nur eine Schulterhöhe von 60 Zentimetern, waren also kleiner als die heutigen Leoparden. Selbst der Maichairodus giganteus erreichte nur etwa die Größe eines Löwen. Diese würde eigentlich niemand als »gigantisch« bezeichnen.
Es ist fraglich, ob diese Großkatzen überhaupt in der Lage waren, auf Beutejagd zu gehen, denn ihre Zähne eigneten sich
dafür nicht. In einem Kampf auf Leben und Tod konnten sie abbrechen. Vielleicht waren Säbelzahnkatzen deshalb eher Aasfresser. Wenn nicht, wählten sie sich wahrscheinlich nur kleine Beutetiere, um ihr Risiko zu mindern.
Gäbe es heute noch Säbelzahntiger, könnten wir sie ihm Zoo besuchen. Kundige Dompteure würden uns im Zirkus beweisen, dass man vor ihnen zwar Respekt, aber keine Angst zu haben braucht. Deshalb, liebe Leute, merkt Euch eins: Säbelzahntiger waren nicht so schrecklich und lebensbedrohlich, wie man Euch glauben machen will. Tiger, Löwen und auch Säbelzahnkatzen haben niemals das Überleben der Menschen bedroht. Es verhält sich genau umgekehrt. Wären Säbelzahnkatzen nicht schon ausgestorben: Wir würden dafür sorgen. So wie wir im Moment dabei sind, die restlichen Großkatzen auszurotten.
Ich werde noch näher darauf eingehen, dass die Erde kein Jammertal ist oder es zumindest nicht sein müsste. Dieses negative Weltbild ist einseitig und falsch. Doch wer überzeugt ist, dass er täglich ums Überleben kämpfen muss, der sucht seine Zuflucht logischerweise in Disziplin und eisernem Willen. Damit er so flink wie Windhunde, so zäh wie Leder und so hart wie Kruppstahl wird.
Strafplanet Erde
Disziplin gründet sich auf ein negatives Menschenbild. Wer glaubt, dass niemand unangenehme, aber notwendige Aufgaben freiwillig erledigen würde, verfällt dem Gedanken, Druck ausüben zu müssen.
Diese Überzeugung geht an der Wirklichkeit vorbei. Erstens ist es höchst subjektiv, welche Aufgaben als unangenehm empfunden werden. Das Unangenehme ist keine Eigenschaft der Aufgabe, sondern eine private Bewertung. Keine Aufgabe an sich ist lästig. Erst der Gedanke, sie sei es, macht sie zur Last. Sonst wäre es ausgeschlossen, dass die einen dasjenige gleichmütig oder gar gerne machen, was andere hassen.
Staubsaugen beispielsweise ist nicht für jeden eine Pflicht, vor der er oder sie sich gerne drücken würde. Manche lieben es, ihre Wohnung auf Hochglanz zu bringen. Der Besuch beim Zahnarzt mag für die meisten eine Notwendigkeit sein, aber einige gehen dort sogar mit Vergnügen hin, weil sie dadurch ihre Zähne gesunderhalten. Anderen ist es egal. Sie bringen es hinter sich.
Als Teenager hatte ich einen Zahnarzt, der in den Behandlungspausen sang. Er unterhielt sich mit seiner Assistentin und mir über Dinge, auf die er sich freute
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