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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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Priester?«
    »Das, also das ist noch nicht entschieden.«
    »Quo peregrinatur bedeutet nicht die Entbindung von deinen Gelübden, noch, daß du den Orden verläßt.«
    »Der Orden geht ebenfalls?«
    Zerchi lächelte. »Und die Memorabilien mit ihm.«
    »Der ganze Packen und… Ach, Ihr meint auf Mikrofilm. Wohin?«
    »Die Centaurus-Kolonie.«
    »Und wie lange würden wir fort sein, Domne?«
    »Wenn ihr geht, dann werdet ihr nie zurückkommen.«
    Der Mönch atmete schwer ein und starrte auf das zweite Telegramm, ohne es wirklich wahrzunehmen. Er kratzte sich den Bart und schien verwirrt zu sein.
    »Drei Fragen«, sagte der Abt. »Gib mir jetzt noch keine Antwort, aber überlege sie dir jetzt schon, und überlege sie dir gut. Erstens: bist du bereit zu gehen? Zweitens: fühlst du dich zum Priester berufen? Drittens: bist du bereit, die Gruppe anzuführen? Und mit bereit, da meine ich nicht; ›bereit nach dem Gehorsamkeitsgelübde‹; ich meine enthusiastisch oder bereit, enthusiastisch zu werden. Denk darüber nach. Du hast drei Tage Zeit, dich zu entscheiden. Vielleicht weniger.«
     
     
    Der moderne Fortschritt hatte an den Gebäuden und auf dem Gelände des alten Klosters nur wenige Schlachten gewonnen. Um die alten Bauten gegen die anmaßenden Übergriffe einer ungeduldigeren Architektur zu schützen, hatte man Anbauten außerhalb der Mauern und Zusatzgebäude sogar jenseits der Autobahn errichtet – und dies zuweilen auf Kosten der Bequemlichkeit. Das alte Refektorium war preisgegeben worden, weil es ein durchsackendes Dach besaß, und so mußte man, um zum neuen Refektorium zu gelangen, zwangsläufig die Autobahn überqueren. Diese Unbequemlichkeit wurde ein wenig gemildert durch eine gewölbte Fußgängerpassage, durch die die Klosterbrüder täglich zu ihren Mahlzeiten gingen.
    Jahrhundertealt, aber erst kürzlich verbreitert, stellte die Autobahn die gleiche Straße dar, die schon die heidnischen Armeen benutzt hatten, die Pilger, Bauern, Eselkarren, Nomaden, die wilden Reiterscharen aus dem Osten, Artillerie, Panzer und Zehntonner-Lastwagen. Der Verkehr auf ihr rauschte oder schlich oder tröpfelte, je nach der Jahreszeit und je nach dem Jahrhundert. Schon einmal, vor langer, langer Zeit, hatte es sechs Spuren und Roboterfahrzeuge gegeben. Dann hatte der Verkehr ganz aufgehört, die Betondecke war aufgebrochen, und in den Rissen wuchs nach gelegentlichen Regenfällen spärliches Gras. Staub legte sich über die Straße. Wüstenbewohner hatten sich die zerborstenen Betonplatten geholt und ihre Schuppen und Schutzwälle damit gebaut. Die Erosion machte aus der Straße einen Wüstenpfad in der Wildnis. Doch jetzt gab es wieder sechs Fahrspuren und Roboterfahrzeuge wie vorher.
    »Wenig Verkehr heut nacht«, bemerkte der Abt, als sie aus dem alten Haupttor traten. »Schmuggeln wir uns oben rüber. Dieser Tunnel ist zum Ersticken nach einem Sandsturm. Oder hast du keine Lust, dich zwischen den Bussen durchzuschlängeln?«
    »Gehn wir«, stimmte Bruder Joshua zu.
    Schwerbeladene Lastwagen mit schwachen Scheinwerfern (die einzig der Warnung dienten) rasten rücksichtslos mit singenden Reifen und heulenden Turbinen vorüber. Ihre Scheibenantennen beobachteten die Straße, ihre Magnetfühler tasteten sich die Stahlstreifen im Straßenbett entlang, und so wurden sie eilig über den rosafarbenen geölten Betonfluß vorwärtsgeleitet. Ökonomische Blutkörperchen in einer Arterie der Menschheit, rasten die Ungetüme achtlos an den zwei Mönchen vorbei, die von Spur zu Spur zwischen ihnen durchrutschten. Wenn man von einem der Laster erwischt worden wäre, dann hätte das bedeutet, von einer unendlichen Reihe von Lastwagen überfahren zu werden, bis endlich ein Sicherheitswagen den plattgewalzten Abdruck eines Menschen finden und anhalten würde, um ihn zu beseitigen. Die Abtastmechanismen der automatischen Steuerung waren besser dafür ausgerüstet, metallische als Körper aus Fleisch und Knochen zu entdecken.
    »Das war ein Fehler«, sagte Joshua, als sie den Mittelstreifen erreicht hatten und stehenblieben, um wieder zu Atem zu kommen. »Seht, wer da drüben steht!«
    Der Abt spähte einen Moment lang hinüber, dann schlug er sich die Hand vor die Stirn. »Mrs. Grales! Das hab ich ja völlig vergessen! Das ist ja ihre Nacht heute, um mich festzunageln. Sie hat ihre Tomaten an die Küche der Schwestern verkauft, und nun ist sie wieder hinter mir her!«
    »Hinter Euch? Sie war schon gestern abend hier und vorgestern

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