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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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ist rossig und ganz schön aufgekratzt - vorhin hat sie Bruder Alfred einen krachenden Hieb auf die Kniescheibe versetzt. Vorsichtig!« Bruder Fingo streifte seine Kapuze zurück und feixte, während der Novize und Malizia miteinander rangelten. Zweifelsohne war Fingo der häßlichste Mensch auf der Welt; selbst wenn er lachte, wurde er kaum anziehender, mit seinem rosarot klaffenden Mund, mit seinen riesigen, verschiedenfarbigen Zähnen. Er war eine rechte Spottgestalt, war aber nicht eigentlich eine Mißgeburt zu nennen. Er zeigte Erbanlagen, wie sie sich dort im Minnesotaland, von wo er herkam, häufig fanden. Sie bewirkten Kahlköpfigkeit und eine sehr ungleichmäßige Verteilung des Pigments. So schien das Fell des hageren Mönchs ein Flickwerk aus Kalbsleber-und Schokoladeflecken auf Albinoweiß zu sein. Seine beständig gute Laune ließ einen seine Erscheinung immerhin nach wenigen Minuten vergessen, und nach langer Bekanntschaft kam einem die Färbung Bruder Fingos nicht ungewöhnlicher vor als die eines gescheckten Gauls. Wäre er ein übelgelaunter Bursche gewesen, hätte man ihn kaum ertragen können; so aber brachte er es durch überschäumenden Frohsinn fertig, daß sein Anblick fast so drollig wirkte wie eine Clownsmaske. Die Zuteilung Fingos zur Küche war als Strafe gedacht und vermutlich nicht von Dauer. Er war Holzschnitzer von Beruf und arbeitete für gewöhnlich in der Zimmerwerkstätte. Aber ein gewisser Anfall von Überheblichkeit in Verbindung mit einer Statue des seligen Leibowitz, die ihm zu schnitzen erlaubt worden war, hatte den Abt bewogen, ihn der Küche zu überstellen, bis er Anzeichen tatsächlicher Demut erkennen lassen würde. Inzwischen harrte das Standbild des Seligen erst halb fertiggeschnitzt in der Zimmerwerkstätte seiner Vollendung.
    Fingo ließ sein Grinsen, als er genauer hinsah, welche Miene der Novize machte, während er sein Getreide und Wasser von der munteren Eselin hob. »Du schaust wie ein geprügelter Hund drein, mein Junge«, sagte er zum Büßer, »was ist los? Wird Vater Cheroki wieder von einem seiner langweiligen Wutanfälle geplagt?«
    Bruder Francis schüttelte den Kopf: »Nicht daß ich wüßte.«
    »Also was ist los? Bist du vielleicht krank?«
    »Er hat mich in die Abtei zurückgeschickt.«
    »Wa-a-as?« Fingo warf ein haariges Bein über den Esel und ließ sich einige Zentimeter auf den Boden zu rutschen. Er beugte sich über Francis, schlug ihm mit fleischiger Hand auf die Schulter und blickte ihm in die Augen. »Was hast du? Gelbsucht?«
    »Nein. Er glaubt, ich sei…« Francis tippte sich an die Stirn und zuckte mit den Schultern.
    Fingo lachte auf: »Da hat er sicher recht! Das wußten wir alle doch schon längst. Warum schickt er dich zurück?«
    Francis senkte den Blick auf die Schachtel zu seinen Füßen. »Ich habe ein paar Sachen aufgefunden, die dem seligen Leibowitz gehörten. Ich fing an, ihm davon zu erzählen, aber er wollte mir keinen Glauben schenken. Er ließ mich nichts erklären. Er…«
    »Was hast du gefunden?« Fingo lächelte ungläubig, ließ sich dann auf die Knie nieder und öffnete die Schachtel, während der Novize unruhig zusah. Der Mönch rührte mit einem Finger zwischen den drahtbesetzten Zylindern in den Fächern herum und ließ einen leisen Pfiff ertönen. »Heidnisches Zauberzeugs der Hügelleute, oder? Das sieht alt aus, das ist wirklich uralt.« Sein Auge glitt über den Zettel im Deckel. »Was ist das für ein Kauderwelsch?« fragte er zum unglücklichen Novizen hinaufschielend.
    »Englisch, wie man es vor der Feuerflut sprach.«
    »Ich hab mich nie damit abgegeben, bis auf das, was wir im Chor singen.«
    »Der Selige hat es mit eigener Hand geschrieben.«
    »Das hier?« Bruder Fingo blickte vom Zettel auf zu Bruder Francis und zurück auf das Papier. Auf einmal schüttelte er seinen Kopf, klemmte den Deckel wieder auf die Schachtel und stand auf. Er zwang sich zu lächeln. »Vielleicht hat der Vater recht. Du trollst dich besser nach Hause und läßt dir vom Bruder Apotheker einen seiner Extrasude aus Fliegenpilz brauen. Bruder, du hast Fieber!«
    Francis zog die Schultern hoch: »Kann schon sein.«
    »Wo hast du das Zeugs gefunden?«
    Der Novize streckte den Arm aus. »Da drüben, ein paar Hügel von hier. Ich habe ein paar Felsen weggerückt. Dann brach der Boden ein, und ich fand einen Keller. Geh und überzeug dich selbst!«
    Fingo schüttelte seinen Kopf: »Ich hab noch einen langen Ritt vor mir.«
    Francis hob

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