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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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und vor Alter brüchig. Die Tinte war ausgebleicht.
    »Ein Pfund Pastrami«, las Cheroki laut ab, einige der fremdartigen Worte auslassend, »eine Büchse Sauerkraut… – für Emma mitbringen.« Einige Sekunden blickte er unverwandt auf Bruder Francis. »Wer hat das geschrieben?«
    Francis sagte es ihm.
    Cheroki dachte nach. »Du kannst jetzt keine richtige Beichte ablegen, während du in dieser Verfassung bist. Es wäre auch nicht recht von mir, dir die Absolution zu erteilen, wenn du nicht ganz bei Sinnen bist.« Der Priester legte die Hand beruhigend auf die Schulter des Novizen, der erschrocken zusammengezuckt war. »Keine Sorge, mein Sohn. Wir besprechen alles genau, wenn du dich wieder wohl fühlst. Ich werde dir dann die Beichte abnehmen. Jetzt aber…«, er blickte unruhig auf die Kapsel mit den Hostien, »möchte ich dich bitten, deine Sachen zusammenzupacken und sofort zur Abtei zurückzukehren.«
    »Aber Vater, ich…«
    »Ich befehle dir«, sagte der Priester unbewegt, »sofort zur Abtei zurückzukehren.«
    »J-ja, Vater.«
    »Ich kann dir jetzt die Absolution nicht erteilen; du solltest aber auf jeden Fall reuig in dich gehen und zweimal zehn Rosenkränze als Buße darbringen. Soll ich dir meinen Segen erteilen?«
    Mit Tränen in den Augen nickte der Novize. Der Priester segnete ihn, erhob sich, beugte das Knie vor dem Sakrament und ergriff die goldene Kapsel, um sie wieder an der Halskette zu befestigen. Er steckte die Kerze ein, legte den Tisch zusammen und befestigte ihn am Sattel. Er nickte Francis einen letzten feierlichen Gruß zu, bestieg seine Stute und ritt davon, seine Rundreise zu den Fastenklausen zu beenden. Francis setzte sich in den heißen Sand und weinte.
    Es wäre alles so einfach gewesen, hätte er nur den Priester in die unterirdische Gruft führen können, um ihm den uralten Raum zu zeigen, oder hätte er nur die Schachtel mit ihrem ganzen Inhalt vorweisen können, oder das Zeichen, das der Pilger auf den Stein gesetzt hatte. Aber der Priester trug die Eucharistie bei sich und durfte nicht dazu verleitet werden, auf Händen und Knien in einen Keller hinabzuklettern, der von Geröll verschüttet war, oder im Inhalt einer alten Schachtel herumzuwühlen und sich auf archäologische Streitgespräche einzulassen. Francis hatte das sehr wohl gewußt und die Bitte nicht ausgesprochen. Der Besuch Cherokis war zwangsläufig eine weihevolle Angelegenheit, solange der Anhänger um seinen Hals auch nur eine einzige Hostie enthielt. Nach Leerung des Anhängers würde er vielleicht geneigt sein, ihn bereitwillig anzuhören. Der Novize konnte es Vater Cheroki nicht übelnehmen, daß er so voreilig überzeugt war, Francis wäre nicht ganz bei Trost. Er fühlte sich tatsächlich ein bißchen von der Sonne mitgenommen und hatte beim Reden ziemlich gestottert. Mehr als ein Novize war verwirrten Geistes von der Berufungsvigilie zurückgekehrt.
    Da war nichts zu machen. Er mußte den Befehl zur Rückkehr befolgen. Er lief zum Bunker und blickte hinein, um sich zu vergewissern, daß er tatsächlich existierte. Dann holte er die Schachtel. Als er alles verpackt hatte und zum Aufbruch bereit war, zeigte sich in südöstlicher Richtung eine Staubfahne. Sie kündigte die Ankunft der Vorratssendung von Wasser und Mais aus der Abtei an. Bruder Francis beschloß, auf seine Vorräte zu warten, bevor er sich auf den langen Weg nach Hause machte.
    An der Spitze der Staubfahne kamen trottend drei Esel und ein Mönch in Sicht. Mühsam stapfte der erste Esel unter dem Gewicht von Bruder Fingo voran. Francis erkannte den Küchengehilfen trotz der Kapuze an seinen gekrümmten Schultern und den langen, haarigen Beinen, die links und rechts so tief vom Esel herabbaumelten, daß Bruder Fingos Sandalen fast am Boden schleiften. Die nachfolgenden Tiere waren mit kleinen Maissäcken und Wasserschläuchen beladen.
    Die Hände an den Mund gelegt brüllte Fingo den Ruf über die Ruinen hin, mit dem er sonst die Schweine zum Trog rief, so als hätte er Bruder Francis nicht schon am Wegrand auf ihn warten sehen. »Schwein, Schwein, Schwein, Schwein, Schweiiin! Ach, da bist du ja, Francisco! Ich hielt dich für einen Haufen Knochen. Na, da müssen wir dich ein bißchen mästen, damit die Wölfe etwas von dir haben. Hier hast du deinen Sonntagsfraß. Komm her und lang zu! Wie läuft der Eremitenladen? Wirst du dabei bleiben? Nur einen Wasserschlauch, hörst du, und einen Sack Mais. Und paß auf das Hinterbein von Malizia auf! Sie

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