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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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unterdrückter Kampflust wegen eines eben erst erfolgten Sturmangriffs. Pater Cheroki entstammte einer freiherrlichen Familie aus Denver und neigte dazu, auf die offizielle Stellung eines Mannes sehr förmlich einzugehen, neigte sozusagen dazu, höfisch gesittet mit dem Abzeichen der Amtsgewalt zu reden und dabei den Menschen zu übersehen, der es trug. In dieser Hinsicht fügte er sich der höfischen Sitte vieler Epochen. Auf solche Weise hatte Pater Cheroki stets eine offiziell herzliche Beziehung zu Ring und Brustkreuz, zum Amt seines Abtes, aufrechterhalten, doch vom Menschen Arkos erlaubte er sich nur so wenig wie möglich zu bemerken. Unter den gegenwärtigen Umständen gestaltete sich das etwas schwierig: der ehrwürdige Vater Abt war gerade aus seinem Bad gestiegen. Und wie er mit nackten Füßen in seiner Studierstube herumpatschte! Anscheinend hatte er gerade ein Hühnerauge behandelt und dabei zu tief geschnitten. Eine große Zehe war blutig. Cheroki versuchte, nicht darauf zu achten, fühlte sich aber nicht wohl in seiner Haut.
    »Du weißt doch, wovon ich rede?« brummte Arkos.
    Cheroki zögerte. »Würde es Euch, Vater Abt, etwas ausmachen, mehr auf Einzelheiten einzugehen? Für den Fall, daß es sich um etwas handelt, was ich nur durch Beichte erfahren habe.«
    »Ha? Ach so. Es ist wie verhext. Ich vergaß glatt, daß du seine Beichte gehört hast. Dann versuch doch, ihn noch einmal zum Sprechen zu bringen, damit du drüber reden kannst – obgleich, dem Himmel sei’s geklagt, die Geschichte auf jeden Fall schon ihre Runde im Kloster macht. Halt, du brauchst ihn nicht gleich aufzusuchen. Ich werde dir berichten, und du mußt nicht antworten, wenn irgend etwas unter das Beichtgeheimnis fällt. Hast du das Zeug hier gesehen?« Abt Arkos deutete auf sein Pult, wo der Inhalt von Bruder Francis’ Schachtel zur Untersuchung ausgebreitet lag.
    Cheroki nickte bedächtig. »Er ließ sie neben der Straße fallen, als er umfiel. Ich half beim Einsammeln, nahm aber nichts genauer in Augenschein.«
    »Schön. Du weißt aber, was er von dem Zeugs behauptet?«
    Pater Cheroki blickte zur Seite. Er schien die Frage überhört zu haben.
    »Schon gut, schon gut«, brummte der Abt, »laß dir wegen seiner Behauptung keine grauen Haare wachsen. Betrachte es nur mit deinen eigenen Augen und entscheide dich, was du davon zu halten gedenkst.«
    Cheroki ging hinüber und beugte sich über den Tisch, um die Papiere peinlich genau zu untersuchen, eins nach dem anderen, während der Abt auf und ab ging, scheinbar mehr mit sich selbst als mit dem Priester sprechend.
    »Eine unmögliche Geschichte. Du hast richtig gehandelt, ihn zurückzuschicken, bevor er noch mehr entdeckte. Aber das ist natürlich nicht das Schlimmste dabei. Das Schlimmste ist sein Geplapper über den alten Mann. Wirklich ein starkes Stück! Ich kann mir nichts denken, was dem Fall mehr schaden könnte als unwahrscheinliche ›Wunder‹ in Hülle und Fülle. Einige wenige tatsächliche Vorfälle – schön und gut! Bevor die Heiligsprechung stattfinden kann, muß sich herausstellen, daß die Fürsprache des Seligen Wunder bewirkt hat. Aber das kann auch zu weit getrieben werden! Denk an den seligen Chang – vor zwei Jahrhunderten selig-, aber nie heiliggesprochen, bis jetzt noch nicht. Und warum? Sein Orden war zu erpicht darauf, darum. Jedesmal, wenn irgend jemand seinen Husten los wurde, war es gleich wunderbare Heilung durch den Seligen. Im Keller Visionen, Beschwörungen im Glockenstuhl – es klang mehr nach einer Sammlung Gespenstergeschichten als nach einer Aufzählung von Wundern. Vielleicht waren sogar ein oder zwei Ereignisse wirklich stichhaltig – aber wenn so ein Feilschen darum entsteht… na ja.«
    Pater Cheroki blickte auf. Seine Fingerknöchel waren an der Kante des Tisches weiß geworden, und sein Gesicht machte einen angespannten Eindruck. Er schien nicht zugehört zu haben. »Ich bitte um Verzeihung, Vater Abt, aber…«
    »Nun, ich meine, das gleiche könnte hier nämlich auch geschehen!« sagte der Abt und nahm sein Hin-und Herwandern wieder auf. »Letztes Jahr hatten wir Bruder Noyon und seine wundertätige Henkersschlinge. Ha! Und das Jahr davor wird Bruder Smirnoff auf wunderbare Weise von der Gicht geheilt – und wodurch? – durch Berühren einer mutmaßlichen Reliquie unseres seligen Leibowitz, wie die jungen Tölpel sagen. Und nun dieser Francis! Er trifft einen Pilger, und der trägt was? Als Rock genau das Leintuch, das man

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