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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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seines hoheitsvollen Abtes erkannte.
    »Du mußt am kleinen Knopf drehen, mein Sohn«, sagte dieselbe freundliche Stimme, da Bruder Francis wie erstarrt einige Sekunden auf der Stelle geblieben war, die Hand noch erhoben, um anzuklopfen.
    »J-j-ja«, Francis berührte den Knopf kaum, aber die verflixte Tür öffnete sich doch. Er hatte gehofft, sie würde sich fest verklemmt haben.
    »Der Herr Abt haben mich r-r-rufen lassen?« stieß der Novize heiser hervor.
    Der Abt schürzte die Lippen und nickte bedächtig. »Hmm ja. Der Herr Abt haben nach dir rufen lassen. Komm jetzt herein und mach die Tür zu.«
    Bruder Francis schloß die Tür und blieb bebend in der Mitte des Zimmers stehen. Der Abt fingerte an einem der drahtbesetzten Dinger aus dem alten Werkzeugkasten herum.
    »Oder wäre es vielleicht angemessener«, sagte Abt Arkos, »wenn der Ehrwürdige Vater Abt von dir gerufen worden wäre? Jetzt, da dich die göttliche Vorsehung so sehr begünstigt hat, und du so zu Ehren gekommen bist, was?« Er lächelte besänftigend.
    »He he he?« lachte Bruder Francis unsicher. »Aber n-n-nein, Herr.«
    »Du willst doch nicht abstreiten, daß du über Nacht berühmt geworden bist? Daß du von der Vorsehung auserwählt wurdest, das hier…«, er bewegte die Hand schwungvoll über die Relikte auf dem Tisch hinweg »…, diese Schachtel voller Ramsch, wie sie von ihrem früheren Besitzer zweifelsohne zu Recht genannt wurde?«
    Der Novize fing hilflos zu stottern an. Schließlich gelang es ihm irgendwie, eine grinsende Grimasse aufzusetzen.
    »Siebzehn Jahre bist du alt und schlicht und einfach ein Dummkopf, was?«
    »Das ist ohne Zweifel wahr, Herr.«
    »Welchen Beweis kannst du für deine Überzeugung vorbringen, daß du zur Religion berufen seist?«
    »Keinen, Magister meus.«
    »Ach, wirklich? Dann fühlst du dich nicht in den Orden berufen?«
    »O doch«, brachte der Novize mühsam heraus.
    »Aber du kannst keinen Beweis vorbringen?«
    »Keinen.«
    »Ich will eine Erklärung, du lächerlicher Idiot. Da du keine abgibst, gehe ich recht in der Annahme, daß du willens bist abzustreiten, du hättest gestern jemanden in der Wüste getroffen, daß du ohne Beistand über diese – diese Schachtel voll Ramsch gestolpert bist, und daß alles, was ich von den anderen gehört habe, nichts als Schwärmerei von Fieberkranken ist?«
    »O nein, Dom Arkos!«
    »O nein, was?«
    »Ich kann nicht bestreiten, was ich mit eignen Augen gesehen habe, ehrwürdiger Vater.«
    »Du hast also einen Engel getroffen – oder war’s ein Heiliger? Vielleicht noch nicht ganz ein Heiliger? Und er zeigte dir, wo du nachzuschauen hättest?«
    »Ich habe nie behauptet…«
    »Und das hältst du für den Beweis deiner Überzeugung, du seist wahrhaftig berufen worden, oder etwa nicht? Will sagen, dieses – sollen wir es ›Wesen‹ nennen? – dieses Wesen teilte dir mit, du würdest eine Stimme finden, und bezeichnete einen Felsen mit seinen Anfangsbuchstaben und sagte dir noch, es wäre das, worauf du gewartet habest, und als du nachschautest, hast du das hier gefunden, hä?«
    »Ja, Dom Arkos.«
    »Sag mir, was hältst du von deiner eignen abscheulichen Eitelkeit?«
    »Meine abscheuliche Eitelkeit ist unverzeihlich, mein Herr und Lehrer.«
    »Sich einzubilden, man sei bedeutend genug, um Unverzeihliches begehen zu können, ist ja nun die unbeschreiblichste Eitelkeit«, donnerte der Herrscher der Abtei.
    »Herr, ich bin ein Wurm, wahrhaftig.«
    »Sehr gut, du brauchst nur den Teil über den Pilger zurückzunehmen. Wie du weißt, hat niemand sonst diese Gestalt gesehen. Wie ich höre, hast du dir gedacht, er sei auf dem Weg hierher gewesen? Er soll sogar gesagt haben, daß er hier einkehren würde? Er hat sich über die Abtei erkundigt? Ja? Wohin wird er wohl verschwunden sein, wenn er überhaupt existiert hat? Hier ist nämlich niemand vorbeigekommen. Der Bruder, der um diese Zeit Dienst auf dem Wachtturm tat, hat ihn nicht gesehen. Bist du jetzt bereit zuzugeben, daß du ihn nur in deiner Einbildung erblickt hast?«
    »Wenn da nicht tatsächlich zwei Zeichen auf diesem Felsen wären, wo er… dann könnte ich vielleicht…«
    Der Abt schloß die Augen und seufzte müde. »Die Zeichen sind dort zu sehen – wenn auch schwach«, stimmte er bei. »Du könntest sie selbst gemacht haben.«
    »Nein, Herr.«
    »Willst du nun zugeben, daß du dir das alte Wesen nur eingebildet hast?«
    »Nein, Herr.«
    »Sehr schön. Du weißt, was jetzt mit dir geschehen

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