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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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wird.«
    »Ja, ehrwürdiger Vater.«
    »Dann bereite dich darauf vor.«
    Zitternd zog der Novize sein Habit bis über den Bauch in die Höhe und beugte sich über das Pult. Der Abt zog ein kräftiges Hickorylineal aus der Schublade, prüfte es auf seinem Handballen und versetzte Francis damit einen heftigen Schlag auf den Hintern.
    »Deo gratias!« antwortete pflichtschuldigst der Novize, leicht keuchend.
    »Hast du Lust, deine Meinung zu ändern?«
    »Ehrwürdiger Vater, ich kann doch nicht bestreiten, was…«
    ZACK!
    »Deo gratias!«
    ZACK!
    »Deo gratias!«
    Zehnmal wurde diese schlichte, aber schmerzhafte Litanei wiederholt. Für jede brennende Unterweisung in der Tugend der Demut schickte Francis einen Schrei des Dankes zum Himmel, wie das von ihm erwartet wurde. Nach dem zehnten Schlag hielt der Abt inne. Bruder Francis stand leicht schwankend auf den Zehenspitzen. Aus den Winkeln seiner zusammengepreßten Augenlider stahlen sich Tränen hervor.
    »Mein lieber Bruder Francis«, sagte der Abt, »bist du dir völlig sicher, daß du den alten Mann gesehen hast?«
    »Ganz sicher!« sagte er leise und wappnete sich für weiteres. Abt Arkos schaute ihn an wie der Arzt einen Kranken, ging dann hinter sein Pult und setzte sich brummend. Eine Zeitlang starrte er finster auf den Streifen Pergament mit den Zeichen.
    »Wer, glaubst du, könnte es gewesen sein?« murmelte der Abt.
    Bruder Francis öffnete die Augen und gab einen kurzen Tränenguß frei.
    »Oh, du hast mich überzeugt, mein Junge. Um so schlechter für dich.«
    Francis antwortete nichts, betete aber im stillen, daß die Notwendigkeit, seinen Herrscher von seiner Aufrichtigkeit überzeugen zu müssen, sich nicht oft ergeben möge. In Erwiderung einer ungeduldigen Handbewegung des Abtes ließ er sein Gewand wieder herab.
    »Du kannst dich setzen«, sagte der Abt, der sich nun ungezwungen, wenn nicht sogar liebenswürdig gab.
    Francis näherte sich dem bezeichneten Stuhl, ließ sich halb auf ihm nieder, zuckte aber zurück und stand wieder auf.
    »Wenn es dem Ehrwürdigen Vater nichts ausmacht…«
    »Also gut, bleib stehen. Ich werde dich sowieso nicht lang aufhalten. Du wirst wieder hinausgehen und deine Vigilie beenden.« Er schwieg, weil er bemerkte, daß sich das Gesicht des Novizen ein bißchen aufheiterte. »Oh, bilde dir ja nicht ein«, fuhr er ihn an, »daß du an deinen alten Platz zurückkehren kannst! Du wirst die Klause mit Bruder Alfred tauschen und wirst dich hüten, den Ruinen nahe zu kommen. Des weiteren untersage ich dir, mit irgend jemand über die Angelegenheit zu sprechen, deinen Beichtvater und mich ausgenommen. Obgleich das Unglück schon geschehen ist. Weißt du, was durch dich in Umlauf gekommen ist?«
    Bruder Francis schüttelte den Kopf. »Weil gestern Sonntag war, Ehrwürdiger Vater, waren wir nicht verpflichtet, Schweigen zu bewahren, und zur Mittagszeit habe ich einfach auf die Fragen der Jungens geantwortet. Ich glaubte…«
    »Nun, deine Jungens haben sich gar reizende Auslegungen zusammengereimt, mein lieber Sohn. Wußtest du, daß es der selige Leibowitz selbst war, den du da draußen getroffen hast?«
    Francis sah für einen Augenblick verblüfft drein, schüttelte dann wieder den Kopf. »O nein, Herr Abt. Ich bin sicher, daß er es nicht war. Der selige Märtyrer würde so etwas nie tun.«
    »Würde was nie tun?«
    »Würde Leute nicht herumjagen und versuchen, sie mit einem Stock zu schlagen, der an einem Ende einen Nagel hat.«
    Der Abt wischte sich über den Mund, um ein unfreiwilliges Lächeln zu verbergen. Es gelang ihm, gleich wieder nachdenklich auszusehen. »Also wirklich, da wäre ich nicht so sicher. Es warst schließlich du, hinter dem er her war, oder? Ja, das dachte ich mir. Hast du den anderen Novizen diese Episode auch erzählt? Ja? Na siehst du, die haben nicht geglaubt, daß das die Möglichkeit ausschließt, daß er der Selige war. Ich bezweifle wirklich, ob es sehr viele Leute gibt, die der Selige mit einem Stock jagen würde, aber…«
    Unfähig, ein Lachen über den Gesichtsausdruck des Novizen noch länger zu unterdrücken, brach er ab. »Nichts für ungut, mein Sohn. Aber wer, meinst du, könnte er gewesen sein?«
    »Ich glaubte, daß er vielleicht ein Pilger ist, auf dem Weg, unseren Reliquienschrein zu besuchen, Ehrwürdiger Vater.«
    »Es ist noch kein Schrein, und du darfst ihn nicht so nennen. Auf jeden Fall besuchte er ihn ja auch nicht oder ließ es zumindest bleiben. Und er kam auch nicht an

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