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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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»Ich bin Charles.«
    »Ihr habt Isaak gemacht.«
    Der alte Mann sah verwirrt aus. »Isaak?«
    Rudolfo lächelte und wühlte in seinem Gedächtnis. Er selbst hatte Isaak diesen Namen gegeben, zuvor war er unter einem Titel und einer Zahl bekannt gewesen. Rudolfo dachte an jenen Tag im Zelt am Rande der Ruinen von Windwir zurück. »Mechoservitor Nummer drei«, sagte Rudolfo schließlich.
    Charles wurde blass. »Das ist der, dessen Register mein Lehrling verändert hat, nachdem er von Sethbert bestochen wurde. Derjenige, der den Bannspruch gesungen hat.«
    Rudolfo nickte. »Ja. Er wird jetzt Isaak genannt. Er leitet den Wiederaufbau der Bibliothek.«
    Charles’ Augen blitzten auf. »Dann habt Ihr es gefunden. Sanctorum Lux ist verschont geblieben.« Seine Stimme floss über vor Erleichterung.
    »Nein«, sagte Rudolfo. »Wir bauen sie aus den Gedächtnisregistern der Mechoservitoren wieder auf. Wir können einen großen Teil wiederherstellen, aber nicht alles.«
    »Und Nummer drei … Isaak … hilft Euch dabei?«

    Rudolfo schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Er hilft uns nicht nur, er leitet die Arbeiten. Er hat alles sehr gründlich im Voraus geplant. Er studiert das Verhalten menschlicher Anführer und übt sich auch selbst darin.«
    Charles schüttelte verblüfft den Kopf. »Unglaublich.«
    Rudolfo nickte. »Ich sehe ihn als Mitglied meiner Familie an.«
    Ein leises Pfeifen unterbrach ihre Unterhaltung. »Wir sind hier fertig«, sagte Esarov, der sich in die Richtung wandte, aus der das Geräusch kam. Rudolfo folgte seinem Blick. Zwei der Männer des Demokraten kamen bereits heran und gaben ihnen das Zeichen zum Aufbruch. Esarov wandte sich zu Rudolfo um. »Charles steht nun unter Eurer Obhut. Wir müssen gehen.«
    Rudolfo konnte das Knurren in seiner Stimme nicht unterdrücken. »Petronus steht ebenfalls unter meiner Obhut, und ich …«
    »Petronus hat sich entschieden, sich für diesen Mann zu opfern«, fiel ihm Esarov ins Wort. »Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.« Nördlich von ihnen tauchte eine kleine Gruppe von Männern in schwarzen Mänteln auf. Sie kamen schnell näher, die Hände an den Messergriffen.
    Rafe Merrique war bereits wieder auf dem Weg zum Pier und pfiff ihnen zu, damit sie ihm folgten.
    Während Esarov und seine Männer sich sammelten, brachte Rudolfo Charles zum Anleger. Magifizierte Hände hoben den alten Mann in das Langboot und zogen ihn unter das Ölzeug, dann kletterten die Zigeunerspäher an Bord.
    Rudolfo wollte ihnen gerade folgen, da erklang wie aus dem Nichts eine leise Stimme zu seiner Linken, und er zuckte zusammen. »Behütet Charles gut«, sagte sie, »und findet Sanctorum Lux.«
    Rudolfo hob den Blick und sah nichts. »Wer ist da?«
    »Ein Freund von Petronus«, sagte die Stimme. »Er hat mich gebeten, Euch das zu übergeben.« Magifizierte Hände hielten ihm ein Papierbündel hin, und Rudolfo nahm es entgegen.

    »Habt Ihr Petronus gesehen? Geht es ihm gut?«, fragte Rudolfo.
    Die Männer in den schwarzen Mänteln riefen ihm etwas zu, aber sie waren zu weit weg, als dass er ihre Worte hätte verstehen können. Alle bis auf Rudolfo und den Piraten waren geflohen oder bereits an Bord des magifizierten Langboots geklettert.
    »Grymlis, nehme ich an?«, fragte Merrique.
    »Ja, Merrique«, antwortete die Stimme. Dann fügte sie hinzu: »Die Mechoservitoren sollten Petronus’ Aufzeichnungen entschlüsseln können.«
    Der Name klang vertraut, aber Rudolfo konnte ihn nicht einordnen. Er blickte auf das Papierbündel hinab und steckte es dann unter sein Hemd. Die Schwarzmäntel waren inzwischen näher gekommen und riefen ihnen zu, dass sie anhalten sollten. Merrique stieg schon ins Boot, und unsichtbare Hände griffen auch nach Rudolfo.
    »Ich werde Charles gut behüten«, sagte Rudolfo. »Ich vertraue darauf, dass Ihr Petronus bewacht!«
    Grymlis schnaubte. »So gut ich es von außen vermag. Jetzt geht.«
    Rudolfo nickte und ließ sich von den Händen hinab ins Boot ziehen.
    Als sie auf der Bundhai ankamen und wieder unter Deck waren, reichte der Erste Maat Merrique eine Nachricht. »Der Vogel ist gekommen, während Ihr weg wart«, sagte er.
    Der Pirat las sie und gab sie an Rudolfo weiter.
    Rudolfo runzelte die Stirn, als er die einfache, unverschlüsselte Nachricht sah.
    Der päpstliche Sommerpalast ist gefallen. Die Sumpfkönigin zieht in den Krieg.
    Pylos und Turam marschieren nach Norden.

    Ihm war klar, dass die Neun Wälder nicht untätig bleiben konnten. Ihre

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