Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
Vom Netzwerk:
verfallenen Flusspieren bestand, die an
die Rückseiten heruntergekommener Schenken grenzten. Weiter flussaufwärts kauerte eine Konservenfabrik auf Holzstelzen über dem Wasser und spie Rauch aus einem Dutzend Kamine, der hoch in den verhangenen Himmel aufstieg.
    Der Regen drosch auf sie ein, und Merrique bedeutete ihnen, Deckung unter einem wackeligen Balkon zu suchen. »Wir sind früh dran«, sagte er.
    Auf ein Nicken von Rudolfo hin glitten die beiden Zigeunerspäher in die Schatten, um Wache zu halten.
    Rudolfos Blick verengte sich. »Wie gut kennt Ihr diesen Esarov?«
    Merrique lachte. »So gut, wie ich Euch kenne, denke ich. Ich habe ihn kennengelernt, als er noch beim Orden war, ehe er gegangen ist, um ein Leben der Ausschweifungen auf der Bühne zu führen. Es hat durchaus ein paar Jahre des Schweigens gegeben, aber in letzter Zeit hat er mir gute Geschäfte beschert.«
    Einer von Rudolfos Spähern ließ einen leisen, langen Pfiff von seinem Posten an der Ecke des Gebäudes hören. Dort näherte sich eine Gruppe von Männern, die lachten und sangen, während sie herankamen.
    Rudolfo beobachtete sie und behielt aus dem Augenwinkel auch Merrique im Blick. Er fühlte sich ungeschützt, was nur allzu nachvollziehbar war. Rudolfo wusste zwar, dass ihn auch jetzt die Männer des Kapitäns umgaben, bewaffnet und magifiziert, aber er war es gewohnt, auf die wilde Schlagkraft seiner Zigeunerspäher zu vertrauen, hatte oft genug aus nächster Nähe miterlebt, wie sie ein Schlachtfeld in kürzester Zeit leerfegten. Sein Wohlergehen den Männern eines anderen anzuvertrauen bereitete ihm Schwierigkeiten, und unwillkürlich zuckte seine linke Hand zu dem schmalen Schwert an seinem Gürtel.
    Die Gruppe taumelte auf sie zu, und Rudolfo sah, dass sie sich eng um zwei Männer in der Mitte scharten, beide durch zerschlissene Matrosenkleider und Stoffmützen verhüllt.

    Einer der Männer scherte aus der Reihe seiner Gefährten aus. Er griff in seine Tasche und zog eine silberne Brille hervor, dann strich er sich das lange Haar zurück, um die Augengläser über die Ohren zu schieben. »Ihr seid Rudolfo«, sagte er.
    Rudolfo nickte. »Ja.«
    Die Männer sangen weiter – alle, bis auf den Alten in ihrer Mitte –, während der kleine, langhaarige Mann sich dichter heranbeugte. »Ich bringe Neuigkeiten von Petronus. Und ich bringe Euch ein Mündel, auf das Ihr Acht geben sollt.«
    Rudolfos Blick verengte sich. »Dann seid Ihr Esarov«, sagte er. »Der Demokrat.« Als er es aussprach, stellte er fest, wie sehr seine Zunge das Wort verabscheute.
    Esarov nickte. »Ja. Ich weiß, dass Ihr Eure eigenen Gründe habt, Petronus zu suchen, aber ich fürchte, er ist nicht verfügbar. «
    Rudolfo betrachtete das Gesicht des Mannes und erkannte die Halbwahrheit darin. »Wo ist er? Er steht unter meinem Schutz.«
    Esarov lächelte, und Rudolfo runzelte die Stirn. »Gerüchte besagen, Ihr hättet ihn auf der Straße nach Caldusbucht beinahe niedergeritten für das, was er Sethbert und dem Orden angetan hat. Interessant, dass Ihr nach wie vor die Schutzherrschaft für den Androfranziner beansprucht.«
    »Ob interessant oder nicht«, erwiderte Rudolfo, »er steht unter meinem Schutz, und ich will wissen, wie es ihm geht.«
    »Er befindet sich auf Erlunds Jagdanwesen und steht dort unter Hausarrest«, sagte Esarov. »Er hat sich ausgeliefert, damit das Schwurgericht der Statthalter ihm den Prozess machen kann – im Austausch für diesen Mann.« Esarov zeigte auf den alten Mann mit dem lichter werdenden Haar.
    Rudolfo betrachtete den Mann genauer. Die Eskorte war in seiner Nähe geblieben und bewachte ihn so streng, wie sie auch Esarov bewachte, während ein Teil der Männer an jeder Tür oder Gasse, die in Sichtweite lag, in Stellung ging. Der Mann war nicht
ganz so alt wie Petronus, obwohl er in diesem Augenblick älter wirkte. Er war ausgezehrt, blass und zerzaust, als hätte er sich seit ein paar Tagen nicht mehr rasiert. Die dunklen Ringe unter den Augen verrieten Rudolfo, dass der Mann seit mindestens ein oder zwei Tagen nicht mehr geschlafen hatte.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Rudolfo.
    Der Mann blinzelte. »Ich bin Charles, der Erzmaschinist der Kanzlei für mechanische Studien.«
    Rudolfos Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ihr seid Charles?«
    Ich bringe eine Nachricht für den Verborgenen Papst Petronus. Das hatte der Metallmann verkündet, den Aedric, Neb und Isaak inzwischen in den Mahlenden Ödlanden verfolgten.
    Der Mann nickte.

Weitere Kostenlose Bücher