Lobgesang
heranpreschte.
Und plötzlich brach ein Damm in ihr, und sie spürte, wie ihr Kopf heiß wurde, während sie das Kinn vorschob.
Jin Li Tam zog ihr Schwert und wirbelte ihr Pferd herum, ihr Blick schweifte prüfend über den Wald im Norden. Dann gab sie ihrem Pferd die Sporen und brachte sich auf eine Höhe mit der Welle aus abgelenktem Licht und Schlamm, die über ihre Männer hereinbrach. Mit einem Brüllen voller Wut, der sie sich nicht einmal bewusst gewesen war, ritt sie diesen Wind aus Blut nieder und spürte den dumpfen Schlag, als die Stahlhufe ihres Pferdes auf Fleisch und Knochen trafen. Mit einem Pfiff wendete sie ihr
Pferd, während ihr Schwert nach vorne stieß, um in dieser Flut von rennenden, mit Blutmagifizienten verstärkten Männern ein Ziel zu finden.
Etwas Schweres und Schnelles prallte gegen die Flanke ihres Pferdes, und Jin japste, als sie aus dem Sattel fiel. Bevor das Pferd stürzte, sprang sie unter seinem Schatten hervor und verzichtete zugunsten der schlanken Spähermesser, die sie aus Rudolfos Schreibtisch genommen hatte, auf ihr Schwert. Sie fühlten sich ganz natürlich in ihren Händen an, und als ein weiterer kalter Wind aus dem Norden heranwehte, tänzelte sie hinein, tief geduckt, und durchtrennte Kniesehnen, die sie mit Leichtigkeit fand, besonders bei magifizierten Gegnern. Neben sich hörte sie die Geräusche von weiteren Pferden und Männern, als ihr Gefolge ihr nachjagte und ihr ins Schlachtgetümmel folgte.
Ich muss mir ihren Respekt mit Blut verdienen. Aber noch während sie das dachte, erkannte sie, dass dies nicht der Grund war, weshalb sie es tat. Weshalb sie ihr Leben riskierte – sie, eine junge Mutter –, als ob es nichts bedeutete.
Sie war verärgert. Nein, sie war erzürnt . Und sie ließ all den Zorn in die Aufgabe fließen, die vor ihr lag. Sie spürte, wie das Messer über Haut glitt, wie es eindrang, sich verfing und sie mit sich riss. Mit aller Kraft warf sie sich nach vorne und versenkte die Klinge im Rücken des Fliehenden.
Sie stürzte sich auf ihre Beute, die sich aufbäumte und wand, bis sie Jin abgeworfen hatte. »Ihr solltet nicht hier sein, Große Mutter. Ihr könntet verletzt werden.«
Jin Li Tam hechtete nach vorn, und ihr Messer fand ein Ziel. Sie stach auch mit dem zweiten zu und drehte beide. »Ich bin nicht deine Mutter!«, knurrte sie.
Lachend warf er sie zurück. »Ihr habt uns das Kind der Verheißung geschenkt. Ihr seid uns allen eine Mutter.«
Um sie herum brach die Front zusammen.
Sie nahm den Kampf wieder auf, täuschte mit der Linken an
und stieß mit der Rechten zu. Sie hörte ein überraschtes Knurren und drang weiter vor, riss beide Messer nach oben und innen, während sie so dicht herankam, dass sie den fauligen Atem des Sümpflers roch. Sie drehte die Messer abermals und hörte ihn aufheulen. »Wer hat dir das erzählt?«, fragte sie. »Dieses Kind der Verheißung … es stirbt. Was für eine Verheißung soll das sein?«
»Es wird nicht sterben, Große Mutter. Das kann es nicht, denn es führt die Karmesinkaiserin von weither herbei. Sie, die alle Dinge ins Lot bringen wird.«
Ich sollte nicht weitermachen , sagte sie sich. Ich sollte ihn verhören. Aber der Zorn in ihr – eine Wut, die sich in letzter Zeit in ihren Tränen verborgen hatte – verlangte nach etwas anderem. Und sie fühlte, wie hinter ihren Augen mit jedem Wort, das er sagte, eine weiße Hitze aufstieg. Sie trieb ihm die Klingen ins Fleisch und spürte, wie er unter ihren Messern in die Knie ging. Ein weiterer Stoß, und der Sümpfler brach zusammen.
»Es ist mir eine Ehre«, sagte er mit gurgelnder Stimme, »durch Eure Hände zu sterben, Große Mutter.«
Jin Li Tam drehte die Messer ein letztes Mal und zog sie aus dem leblosen Körper. Erst dann bemerkte sie den Geschmack von Eisen in ihrem eigenen Mund, spürte ihren abgehackten Atem und das Adrenalin, unter dem ihr Körper bebte. Sie beugte sich hinab und wischte das magifizierte Blut von ihren Klingen, so gut es ihr an der unsichtbaren Leiche zu ihren Füßen möglich war.
Als Jin wieder aufblickte, sah sie, dass sich die Front inzwischen neu formiert hatte und alle Blicke auf ihr lagen. Philemus inspizierte noch einmal die Linie, die eingebrochen war, und wandte sich dann an sie. Er nickte leicht, und sie sah die große Anerkennung in seinem Blick.
Als er die Stimme erhob, klangen seine Worte scharf und klar durch die Morgenluft. »Ein Hoch auf die Zigeunerkönigin!«, rief er.
Wie mit einer
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