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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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ein Klicken und Klacken und das schwache Pfeifen von Blasebälgen und wandte sich um, um seinen metallenen Freund näher kommen zu sehen.
    »Herr Rudolfo?«, fragte eine Metallstimme.
    »Isaak«, antwortete Rudolfo. »Du hast mich gefunden.«
    »Ja, Herr.« Er hielt an und glättete mit metallenen Händen seinen Androfranziner-Talar. »Ich hoffe, die Inspektion verläuft zu Eurer Zufriedenheit?«
    Rudolfo musste lächeln. Er hätte wissen sollen, dass sich der Metallmann Sorgen machte. »Du verrichtest hier ganz hervorragende Arbeit, Isaak.«
    Isaak blinzelte. »Eigentlich, mein Herr, arbeiten noch viele andere außer mir daran. Die Liste ist ziemlich umfangreich, aber
ich habe eine Aufstellung der Namen in meiner Schreibstube, die Ihr begutachten könnt. Ich könnte sie auch für Euch aufzählen …«
    Rudolfo hob eine Hand. »Meine Anerkennung gilt allen Beteiligten«, sagte er.
    Isaak nickte. »Ich danke Euch, Herr. Wir dienen dem Licht.«
    »Das tun wir in der Tat«, sagte Rudolfo. »Aber im Ernst, Isaak, du bist ein exzellenter Vorarbeiter bei diesem Werk.«
    Isaak neigte leicht den Kopf. »Ich danke Euch, Herr. Dürfte ich hinzufügen, dass Leutnant Nebios in dieser Beziehung sehr hilfreich war?«
    Rudolfo hatte Nebs Führungsqualitäten schon während der Arbeiten an den Gräbern von Windwir bezeugt. Dort hatte er zum ersten Mal erkannt, dass sich in dem Burschen ein guter Hauptmann verbarg. Und einige von Isaaks Vorgehensweisen waren denen von Neb überraschend ähnlich. »Hat er dich etwa beraten?«
    Isaak blinzelte wieder. »Ich habe ihn befragt und anhand seiner Antworten Querverweise zu den Bibliotheksbeständen über franzinische Beobachtungen des Führungsverhaltens von Menschen erstellt.« Er hielt inne und stieß Dampf durch den Entlüftungsrost in seinem Rücken aus. »Neb ist ein geborener Anführer. «
    Rudolfo nickte und strich sich über den Bart. »Ja«, sagte er. »Das sehe ich genauso.« Aber die Sumpfleute sahen in Neb noch weit mehr als das. Für sie war er derjenige, der eines Tages die neue Heimat finden würde, die ihnen im Buch der Träumenden Könige verheißen worden war – und derjenige, der sie dorthin führen würde.
    Rudolfo wandte den Blick wieder dem Wald zu, der seine Heimat war.
    Die Sonne war inzwischen fast untergegangen, und die Lichter der Residenz riefen Rudolfo zu sich. Der violette Himmel
wurde allmählich kohlenschwarz, die Sterne erwachten pochend zum Leben, und eine schmale, blaugrüne Mondsichel tanzte hinter einem nebligen Wolkenvorhang. Rudolfo sog die Nachtluft tief ein und roch das bratende Fleisch in den Küchen weit unterhalb.
    »Ich nehme an, wir sollten uns für das Ehrenfest fertig machen«, sagte er, klopfte Isaak auf die Schulter und spürte dabei das kalte Metall unter dem Talar aus rauer Wolle.
    Isaak nickte. »Die Dame Tam hat einen Späher nach Euch geschickt. Ich habe ihm versprochen, ihre Nachricht an Euch weiterzugeben. «
    Rudolfo schmunzelte. Vor ein paar Wochen wäre sie noch selbst gekommen, aber die Flussfrau bestand inzwischen darauf, dass sie sich schonte. Anfangs hatte sie ihr getrotzt, aber schließlich die Anweisung der Hebamme hingenommen und sich zur Bettruhe gezwungen. Rudolfo war nicht so dumm, den Tiger im Käfig zu reizen. »Ich war hier fertig«, sagte er und wandte sich zu Isaak um. »Komm mit mir.«
    Sie gingen schweigend zwischen den riesigen, verstreuten Steinen dahin, die langsam Form annahmen. Die Luft auf Rudolfos Gesicht war kalt, und er konnte seinen Atem sehen. Er und Isaak suchten sich vorsichtig einen Weg durch den Schnee der letzten Woche und gingen den Hügel hinab, der die Neun Wälder bald zum Mittelpunkt der Benannten Lande machen würde.
    Eigentlich hatte die Umgestaltung schon begonnen, nachdem Petronus Sethbert hingerichtet und den Reichtum des Androfranziner-Ordens an Rudolfo übertragen hatte, damit er die Bibliothek wiederaufbauen konnte. Und erst gestern hatte eine weitere Universität – diesmal ein größeres Bücherhaus in Turam – den Antrag gestellt, eine Vertretung in der Nähe der Großen Bibliothek einrichten zu dürfen. Rudolfo hatte sich ihre Anfrage angehört, ihnen mitgeteilt, dass er sich durch ihr Interesse an den Neun Wäldern geehrt fühle und sich die Sache überlegen würde.
Es war die vierte Universität, die in ebenso vielen Monaten darum ersuchte, und er war sich nicht sicher, wie lange er sie sich noch vom Leibe halten konnte.
    Rudolfos Stiefel rutschte über eine schneebedeckte

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