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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Eisfläche, und er stolperte. Bevor er fiel, wurde er von einer starken Metallhand gepackt. Er blickte zu Isaak hinüber. »Danke.«
    Isaak nickte und wartete, bis Rudolfo wieder sicher stand, ehe er ihn losließ. Sie kamen am Fuß des Hügels an und folgten der Straße zurück in die Stadt. Schon lichtete sich der Wald zwischen dem Hügel und der Siedlung, weil sie Baumaterial brauchten. Bald würden Rudolfos Siebte Waldresidenz und die kleine Stadt, die sie umgab, zu einer Großstadt anwachsen.
    Was wohl mein Vater davon halten würde? Rudolfo blieb stehen. Da er mit zwölf Jahren zum Waisen geworden war, dachte er kaum noch an seinen Vater. Aber nun, an der Schwelle zur Vaterschaft, kam er ihm wieder häufiger in den Sinn.
    Eine Handvoll Zigeunerspäher reihte sich um sie herum ein, während sie weitergingen. Sie hatten sich noch nicht in ihre Paradeuniformen gekleidet, und in ihren regenbogenfarbenen Wollhosen und Hemden hing die Feuchte des Waldes. Untypischerweise grinsten sie ihren General an.
    Er lächelte zurück. »Wie ich höre, habt ihr ein Ehrenfest für den Stammhalter auf die Beine gestellt, wie es noch keines gegeben hat«, sagte er zu ihnen.
    Ihr Grinsen wurde noch breiter, verschwand aber sofort wieder, als der Erste Hauptmann Aedric aus der Stadt gelaufen kam. Er sah besorgt aus, und er hielt eine Nachricht in der Hand. Einen Augenblick lang schien der Erste Hauptmann Isaak zu mustern, dann richtete sein Blick sich auf Rudolfo. »Ich habe gerade zwei Nachrichten vom Wall erhalten.«
    Rudolfo blieb stehen. Als er es auf sich genommen hatte, die Bibliothek wiederherzustellen, hatte er auch die Wacht auf dem Hüterwall geerbt. Diese Bergkette trennte die Benannten Lande
von den Mahlenden Ödlanden, den Ruinen der Alten Welt. Bis Sethbert den Androfranzinern das Rückgrat gebrochen und Petronus den Orden aufgelöst hatte, hatten sie den Zugang zum einzigen Pass kontrolliert. Jetzt mussten Rudolfo und seine Neun Häuser der Neun Wälder diese Aufgabe erfüllen.
    Hirte des Lichts , dachte er.
    »Was ist auf dem Wall los?« Er nahm die Nachrichten und las sie schnell durch. In der Botschaft verschlüsselt lag eine beschwörende Dringlichkeit. Ein in einen Talar gekleideter Metallmann behauptete, ein Erzmaschinist der Kanzlei für mechanische Studien des Ordens einer Stadt zu sein, die inzwischen verwüstet war. Ich bringe eine dringende Nachricht für den Verborgenen Papst Petronus, las Rudolfo. Sanctorum Lux muss beschützt werden.
    Er sah von der Nachricht auf und wandte sich an Isaak. »Wie lautet der Name des Maschinisten, der dich geschaffen hat?«
    Isaak blinzelte, und seine Augen blitzten golden in der kühlen Dämmerung auf. »Bruder Charles, Herr.«
    Rudolfo nickte. »Ja. Bruder Charles. Erzmaschinist der androfranzinischen Kanzlei für mechanische Studien?«
    Isaak nickte. »Ja, Herr.«
    Er strich sich über den Bart. »Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
    Zahnräder erwachten im Inneren des Metallmanns surrend zum Leben, und er erschauerte, Dampf entwich in die kalte Nacht. »Ich …« Der Mechoservitor hielt inne. »Am Abend vor dem Fall der Stadt. Er hatte mir meinen Auftrag erteilt und mich mit einer Eskorte der Grauen Garde in die Gewölbekammern mit den Bannsprüchen geschickt.«
    Also war es möglich, dass er entkommen war, dachte Rudolfo. Und vielleicht hatte er über Petronus Bescheid gewusst – das war nicht ganz unmöglich, obwohl der Alte sein Geheimnis bestimmt vor den Meisten verborgen gehalten hatte. Aber es erklärte dennoch nicht das Auftauchen des Metallmanns.

    »Und wir haben alle von« – er suchte nach dem angemessenen Wort – »deinesgleichen aus Sethberts Lager befreit?«
    Isaak bestätigte. »Ich habe alle meine Brüder berücksichtigt.«
    Rudolfo nickte. Dann blickte er Aedric an. »Was meinst du?«
    Aedrics Hände bewegten sich rasch in der Zeichensprache der Zigeunerspäher. Die Sache gefällt mir nicht , gab er zu verstehen. »Ich meine, wir sollten zum Hüterwall reiten und uns selbst ansehen, worum es hier geht.«
    Rudolfo musterte seine Männer und dann seinen Ersten Hauptmann. Sie würden jetzt gleich mit mir kommen, Ehrenfest des Stammhalters hin oder her, wenn ich sagen würde, dass es sein muss. Diese Späher waren die Söhne von Spähern und dienten dem General der Streunenden Armee und dem König der Neun Häuser der Neun Wälder, wie ihm bereits ihre Väter gedient hatten, sie waren mit den Messern und Pulvern aufgewachsen. Und Aedric selbst war

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