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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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je weniger sie wussten.
    Und für mich.
    Grymlis nahm seinen Arm. »Seid Ihr bereit, Vater?«

    Petronus schnaubte. »Ich bin zu alt für das alles. Wo genau gehen wir hin?«
    »An einen Ort, der sicherer ist als dieser.« Sie gingen zusammen zu dem wartenden Boot. »Balthus und ich werden Euch begleiten. Die anderen beiden werden zurückbleiben und die Nachrichten weiterleiten.«
    Petronus nickte. Er hatte schwer gearbeitet, um sein kleines Netzwerk zu errichten, und jede noch so kleine Erkenntnis eingebracht, um die Wahrheit hinter Windwirs Fall zu enträtseln.
    Sie kletterten ins Boot und schoben sich an den in Ölzeug eingewickelten Leichen zu ihren Füßen vorbei, während hinter ihnen eine weitere Leiche ins Boot gehoben wurde, dann stießen die magifizierten Soldaten sie vom Steg ab. Nur ein kaum hörbares Flüstern von aufgewühltem Schnee verriet ihren raschen Rückzug. Petronus wandte sich zu seinem Haus und dem Steg um und machte sich bewusst, dass er sie nun zum letzten Mal erblickte.
    Wenn der Attentäter nicht innegehalten hätte, um etwas zu sagen, hätte er mich getötet . Petronus griff den Gedankenstrang auf und arbeitete damit, so wie Grymlis’ junger Leutnant an den Rudern arbeitete und das Boot an den Ausläufern der Bucht entlangsteuerte. Die Caldusbucht war riesig, beinahe schon ein eigenes Meer, wie Petronus in den Stunden erfahren hatte, die er brütend über den Artefakten und Schriftstücken aus dem Zeitalter der Besiedlung verbracht hatte, jener frühen Ära gleich nach dem Zeitalter des Lachenden Wahnsinns, in der sich der Orden neu formiert hatte und an den Punkt gelangt war, an dem er eine klarere Hierarchie und Befehlskette benötigte. Beinahe hätte Petronus sich der Geschichtswissenschaft verschrieben und sich auf dieses Feld spezialisiert. Aber sein Betreuer hatte Petronus’ Potential für die Schule der Franziner erkannt. Franci B’Yot war der führende Gelehrte gewesen, was das menschliche Wesen und seine Entwicklung betraf – und er hatte einen Briefwechsel mit
dem jungen P’Andro Whym geführt, nachdem die erste Wissenschaftsbewegung gescheitert war. Die franzinische Wissenschaft hatte schließlich die Aufmerksamkeit des jungen Petronus errungen, und nun, da er über seinen Angreifer nachdachte, leistete sie ihm gute Dienste.
    Er wollte mich bestrafen. Und das bedeutete, dass Petronus ihm vermutlich einmal Leid angetan hatte und der Attentäter irgendeinen Groll gegen ihn hegte. Kein Missetäter war böse nur um der Bosheit willen, wenn man nach dem Dramatiker Sebastian aus den Siedlungstagen ging. Denn jeder Gegenspieler wollte etwas erreichen, von dem er zumindest sich selbst – wenn nicht gar anderen – einreden konnte, dass es einem guten Ziel diente.
    Und dieser Missetäter hatte ihn bestrafen wollen – oder vielleicht der Meister, von dem er gesprochen hatte. Die Erinnerung an seine Stimme ließ Petronus erzittern, doch dann fiel ihm etwas ein:
    »Er hat Whymerisch gesprochen«, sagte er.
    Grymlis brummte und blickte auf. »Das hat er.«
    Die whymerische Sprache war alt und beinahe eine Geheimsprache, die Haussprache des P’Andro Whym. Es war ungewöhnlich, dass jemand, der nicht zum Orden gehörte, sie sprach. »Er hatte einen starken Akzent. Wir haben ihn nicht unterrichtet – aber einer der Unseren hat es getan.«
    »Ja«, bestätigte der alte Gardist, blickte sich um und neigte den Kopf. Seine Stimme wurde leiser. »Wir sind fast da«, sagte er.
    Petronus sah sich um. Er entdeckte nichts. »Wo, da?«
    Grymlis pfiff, lange und leise. Er wartete. Dann kam von vorne Backbord ein antwortender Pfiff. Petronus kniff die Augen zusammen und spähte in die Richtung, doch der Himmel war noch nicht einmal richtig grau, also konnte er gewiss nicht erwarten, etwas Genaueres zu erkennen. Aber dass wirklich rein gar nichts zu sehen war, nicht einmal ein Schatten auf dem Wasser, war verblüffend, im Zusammenhang mit dem Pfiff aus nächster Nähe
sogar beunruhigend. Grymlis lächelte ihn schelmisch an. »All die Jahre«, sagte er, »habe ich mich gefragt, wie er es macht.«
    »Wer?«
    Der Bug ihres Bootes streifte etwas Festes, aber es war nichts zu sehen.
    Grymlis kicherte. »Der Schakal der Meere, den Ihr selbst für ein paar heikle Aufgaben angeworben habt.«
    Noch während er die Stimme über sich hörte, setzte Petronus die Einzelheiten zusammen. »Vater Petronus«, rief der Pirat Rafe Merrique, »ich freue mich zu sehen, dass die Kunde von Eurem Ableben eine

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