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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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jenem Schlussstrich unter dem Zeitalter des Lachenden Wahnsinns, als der gerade flügge gewordene Orden das Tor zu jener Neuen Welt geöffnet hatte, die die Zigeuner und Sümpfler von Xhum Y’Zir geerbt hatten. Das Bett war aus Eiche und angenehm breit. Die Bullaugen waren verschlossen und von außen versperrt. Es gab einen Sessel und einen Schreibtisch. Ein kleines Bücherregal mit einem Dutzend Bänden verschiedenen Alters stand einem ebenso kleinen Schrank gegenüber.
    Jemand wollte ihn wegen seiner Verbindung zum Orden tot sehen. Und nun segelte er, auf der Flucht vor demjenigen, der diesen Wunsch hegte, ins Entrolusische Delta, eine Ansammlung
von Stadtstaaten, in denen Bürgerkrieg herrschte, seit Sethbert ihre Wirtschaft zerstört und Petronus ihren geistesgestörten, aber starken Anführer getötet hatte. Es gab nach wie vor Leute, die den Aufseher für seine Tat als Patriot verehrt sehen wollten.
    Ich habe den Beweis dafür gesehen , durchfuhr es Petronus, dem durchaus bewusst war, dass sogar er den Orden verdächtigt hatte, nachdem er seine eigene, gefälschte Unterschrift gesehen hatte.
    Mit einem Zittern erwachte das Schiff zum Leben, als die Segel sich mit Wind füllten. Petronus roch bratenden Speck und heißen Chai, mit dem Duft von Zwiebeln und Bratkartoffeln vermischt. Ganz egal wie groß die Gefahr, in die er segelte, auch sein mochte, er segelte auf jeden Fall bequem.
    Petronus folgte seiner Nase in die Kombüse, plötzlich froh, am Leben zu sein. Bis jetzt war es ihm nicht aufgefallen, aber es war das erste Mal, an das er sich erinnern konnte, persönlich angegriffen worden zu sein. Es war das erste Mal, dass er sich ganz und gar sicher gewesen war, sterben zu müssen.
    Petronus segnete seine Wohltäter und setzte sich zum Frühstück hin.
    Neb
    Die Sümpfler schlängelten sich singend durch den whymerischen Irrgarten in Rudolfos nördlichen Gartenanlagen und trugen Hanrics Leiche. Nachdem er sich ihnen angeschlossen hatte, war Neb zunächst davon ausgegangen, dass er sich am Rand halten würde, aber von Anfang an hatte Winters ihn an ihrer Seite gehalten und seine Hand fest umklammert.
    In der Nacht hatte er kein Auge zugetan, die Ereignisse des Banketts hatten sich immer wieder in seinen Gedanken abgespielt. Nun spürte er, wie die Müdigkeit sich in ihm ausbreitete,
während das Summen in seinem Kopf leiser wurde. Neb zitterte und spürte die Kälte trotz der wollenen Späheruniform, die er trug.
    Er und Winters übernahmen die Führung, die anderen folgten ihnen und rezitierten die Totenpsalme der Sümpfler, einen leisen Gesang in Moll. Er war in einer Sprache verfasst, die er nicht kannte – vielleicht war es Zungenrede, obwohl die Sprache dafür zu geordnet wirkte –, und er merkte, wie die Stimmen sich zu einer Harmonie verbanden. Er blickte auf das junge Mädchen neben sich und sah, wie sich ihre Lippen bewegten, hörte aber keinen Ton.
    Um sie war der frühe Morgen dunkel und ruhig, die Geräusche aus der Residenz wurden durch die hohen, dornigen Mauern des Irrgartens gedämpft. Schon bald würde er sich vor dem Palast mit Aedric und Isaak treffen, und sie würden zum Hütertor reiten. Sein ganzes Leben lang hatte Neb das Tor sehen, den einsamen Pass überqueren und in die Ruinen der Alten Welt hinabsteigen wollen. Er war in der Waisenschule der Franziner aufgewachsen, und seine Fantasie war von den Geschichten der älteren Jahrgänge beflügelt worden und von den Legenden über die Heldentaten des Ordens zur Rettung allen Lichts, das sie auf ihren Expeditionen finden konnten. An dem Tag, an dem sein Vater in Windwir gestorben war, hatte Neb regungslos bei dem Wagen ausgeharrt, den er auf seiner ersten Expedition in die Ödlande hätte begleiten sollen, bis Sethberts Männer ihn fortschleiften.
    Aber wenn er nun das hohläugige Mädchen neben sich betrachtete und an die Nacht zurückdachte, die hinter ihnen lag, wurde Nebs Vorfreude auf die Ödlande von einem anderen Bedürfnis gedämpft: Ein Teil von ihm wollte nichts mehr, als bei der Sumpfkönigin zu bleiben und ihr sein Schwert, seinen Verstand und sein Herz für jedwede Aufgabe zu verpflichten, die vor ihr liegen mochte, oder ihr zumindest die Hand zu halten und sie weinen zu lassen, wann immer sie musste.

    Damals auf der Ebene von Windwir, als er ihre wahre Stellung noch nicht gekannt und sie gebeten hatte, mit ihm zu kommen, hatte sie ihn einmal mit Hochzeitsgedanken geneckt. An diesem Tag hatte sie laut über ihn gelacht, aber

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