Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
Vom Netzwerk:
habe nur das Teil.« Boots wühlte in ihrer großen Jeanstasche. Sie zog ein riesiges weißes T-Shirt heraus. »Das habe ich zum Schlafen gekauft.« Strahlend zuckte sie die Achseln. »Aber da ich im Sommer splitterfasernackt schlafe, kann ich es auch als Schal benutzen.« Sie hängte es sich über die Schultern.
    »Vergiss deine Tasche nicht, Norman.« Duke griff in den Wagen und zog Normans Rucksack heraus.
    »Danke, Duke.« Norman schulterte ihn.
    »Okay.« Duke setzte seine Sonnenbrille auf. »Abmarsch.«
    Sie gingen los. Der nutzlose Pick-up schrumpfte mit zunehmender Entfernung hinter ihnen im Hitzeschleier. Vor ihnen schnitt die glänzende Straße eine Linie bis zum Horizont durch die Wildnis.
    Nichts als Kakteen.
    Nichts als Sand.
    Mann, habe ich einen Durst, sagte Norman sich. Wenn wir nicht bald etwas zu trinken bekommen, werden wir hier drau ßen sterben. Falls nicht vorher eine Klapperschlange zuschlägt.
    Aus den Kakteengruppen am Straßenrand hörte er das Rascheln der Wüstenviecher. Zweifellos wurden die drei vorbeigehenden Menschen von wachsamen Augen beobachtet.
    Wir werden eine leckere Mahlzeit für die ganzen Aasfresser hier draußen abgegeben.
    Norman blickte nach oben.
    Geier kreisten am Himmel.
    Toll.
    Einfach toll.
    Wenn ich nur nicht an dieser Tankstelle gehalten hätte. Dann wäre Duke nicht in mein Auto gestiegen. Boots wäre ich auch nie begegnet.
    Und ich hätte die beiden Polizisten nicht getötet.
    Ich wäre jetzt zu Hause bei meinen Eltern.
    Nicht auf der Flucht. Scheiße, wir sind nicht einmal mehr auf der Flucht. Wir laufen durch den dritten Kreis der Hölle. Wir wer den austrocknen und dann im Staub am Straßenrand sterben.
    Bei Sonnenuntergang knabbert eine hässliche Eidechse an meinem Augapfel.
    »Hört ihr das?« Duke blieb stehen und ließ den Blick über das ausgedörrte Land schweifen.
    »Sag mir Bescheid, wenn du einen Motor hörst«, sagte Boots. »Dann mache ich meine Beine frei.«
    Hier draußen kommt kein Fahrzeug vorbei, sagte sich Norman. Wir sind weit von den Highways entfernt.
    »Klingt wie ein Diesel«, sagte Duke zuversichtlich. Er nickte. »Ein Bus oder ein Laster.«
    Norman hörte nichts. Trotzdem beobachtete er mit den anderen beiden die Umgebung. Sie hielten sich die Hände über die Augen, um sich vor der gnadenlosen Sonne zu schützen.
    »Kein neuer Motor«, erklärte Duke mit der Gewissheit eines Experten. »Aber gut gewartet. Und ein neuer Schalldämpfer.«
    Norman hatte nicht vor, ihm zu widersprechen.
    »Ich sehe gar nichts«, jammerte Boots. »Nur Sand und Felsen und so.«
    Norman strengte seine Augen an. Im Hitzeschleier kräuselte sich die ganze Welt, als wäre sie aus weichem Plastik. Er sah Josuabäume, die aussahen wie winkende Gestalten. Dann …
    »Hey«, brüstete sich Norman. »Ich sehe was!«
    Boots sah nichts. »Bist du sicher, dass es keine von diesen Vatermorganen ist?«
    »Bitte?«
    »Du weißt schon, wenn man Flüsse in der Wüste sieht, die gar nicht da sind.«
    »Eine Fata Morgana? Nein, es ist echt.«
    »Ich sehe es«, sagte Duke. »Ein Stück weiter links.«
    »Ich höre es auch«, freute sich Norman.
    Die Rettung!
    Norman blickte durch die flimmernde Luft zu einem langen Fahrzeug in einem guten Kilometer Entfernung. Eine Staubwolke stieg dahinter auf, als wäre es eine alte Lokomotive, die ihren Dampf ausstieß.
    »Ein Lastwagen«, sagte er.
    »Nein«, widersprach Duke. »Ein Bus.«
    »Huhu!«, rief Boots. Sie winkte mit beiden Händen über ihrem Kopf.
    Der Busfahrer kann dich nicht sehen. Er ist zu weit weg, du Dumpfbacke. Norman hätte ihr am liebsten diese Worte ins Gesicht gespien. Doch ihm war klar, dass Duke das missbilligen würde.
    Er hielt sich zurück.
    »Er fährt weiter nach Osten«, sagte Duke.
    »Die Straße macht bestimmt eine Kurve«, meinte Boots hoffnungsvoll.
    Duke schüttelte den Kopf. »Diese Straßen sind schnurgerade.«
    »Du meinst, er kommt nicht in unsere Richtung?« Norman war fassungslos.
    »Genau.«
    »Oh, Scheiße. Es wird uns niemals jemand retten.«
    »Gib die Hoffnung nicht auf.« Boots strich über seinen Rücken.
    »Zumindest so lange nicht«, sagte Duke, »bis du tot in deinem Sarg aufwachst.«
    Boots lachte über den Scherz. Norman dachte: O Gott. Auf deinen Galgenhumor kann ich verzichten.
    Ich brauch etwas zu trinken.
    Ich muss mich im Schatten ausruhen.
    »Los«, sagte Duke. »Weiter geht’s.«
    Sie folgten der unbefestigten Straße. Kakteen. Sonnenschein. Staub. Dünen. Berge. Davon gab es

Weitere Kostenlose Bücher