Loch
nicht stehen. Nicht rauchen. Nicht mit dem Fahrer reden.«
»Sie sind der Boss«, sagte Duke.
»Und Sie sind ein guter Mensch«, flötete Boots. »Ich bin Ihnen so dankbar. Wirklich dankbar. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Danke, danke. O Gott. Ich dachte, wir würden da draußen sterben«, plapperte Norman los. »Danke.«
»Setzen Sie sich, Sir.« Der Fahrer war überaus höflich. »Sie auch, Ma’am.«
Norman nahm neben Duke und Boots Platz, die sich auf die lange, dem Gang zugewandte Bank hinter dem Fahrer gesetzt hatten.
»Hübsche Gardinen.« Boots winkte in Richtung des gelben Stoffs vor den Fenstern. »Gelb ist meine Lieblingsfarbe, nach Blau.«
Der Fahrer antwortete nicht. Er löste die Druckluftbremse. Mit einem Zischen setzte sich der Bus in Bewegung. Der gut gewartete Motor wurde ein wenig lauter, während der Bus beschleunigte. Duke nickte. Er erkannte einen gesunden Verbrennungsmotor am Geräusch.
Norman beugte sich vor, um einen besseren Blick auf den Fahrer zu haben. Er hat etwas Unbeugsames an sich. Etwas Rechtschaffenes wie ein Prediger oder … Norman musste schlucken.
Ein Polizist.
Dazu fehlte ihm nur die Uniformmütze. Sein schwarzes Haar war hinten und an den Seiten kurz geschoren. Oben stand es hoch wie die Borsten einer Bürste. Norman betrachte den Mann im Rückspiegel. Die Augen waren hinter der Sonnenbrille verborgen und verrieten nichts.
Vielleicht war es nur eine Aura der stählernen Entschlossenheit.
Sein Gesicht strahlte jedenfalls genau das aus. Es war schlank und scharf geschnitten. Der Mann hatte sein markantes Kinn so glatt rasiert, dass es glänzte.
Ja, er hat etwas Stählernes an sich.
Ich frage mich, wer gewinnen würde, wenn der Busfahrer und Duke Mann gegen Mann kämpfen würden.
Ein Ellbogen bohrte sich in Normans Seite. Er sah zu Boots. Sie machte ihm schöne Augen.
Nicht hier.
Norman lächelte. Nickte.
Boots stieß ihn erneut mit dem Ellbogen in die Rippen und machte kleine ruckartige Kopfbewegungen.
Sie wollte seine Aufmerksamkeit auf die anderen Sitzreihen lenken. Norman blickte durch das gelbe Dämmerlicht nach hinten.
Merkwürdig.
Äußerst merkwürdig.
Seltsam.
Die gelben Vorhänge waren offenbar Decken, die mit silbernem Klebeband an den Fensterrahmen befestigt worden waren.
Hey, der Busfahrer nimmt die Gesundheit der Augen seiner Fahrgäste anscheinend ernst. Er setzt die armen Schweine nicht der Netzhaut versengenden Wüstensonne aus.
Aber was sind das überhaupt für Fahrgäste?
Er runzelte die Stirn. Alte Leute. Mittelalte Leute. Ein junges Paar in Tenniskleidung. Ein ungefähr achtjähriger Junge mit Baseballkappe, Jeans und T-Shirt. Darauf stand ein Slogan, halb verdeckt vom Sicherheitsgurt.
Ich war in Pits – es ist wirklich das letzte Loch. Pits … Den Rest konnte er nicht lesen.
Und warum saßen alle so aufrecht und reglos da? Niemand versuchte, aus den abgedeckten Fenstern zu blicken. Niemand nieste.
Oder hustete.
Niemand zappelte herum. Dabei gab es immer mindestens einen Zappler im Bus.
Er grübelte noch über die seltsamen Reisenden nach, als Boots sich zu Wort meldete.
»Sir … O Sir? Wussten Sie schon, dass Sie den ganzen Bus voller Puppen haben?«
Der Fahrer wandte sich nicht um. Er konzentrierte sich weiter auf die Straße.
»Sir, da sitzen Puppen auf den Sitzen«, beharrte Boots.
»Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen, Ma’am. Das ist Vorschrift.«
Mit einem entschuldigenden Ausdruck auf ihrem Schweinsgesicht zuckte Boots die Achseln. »O Mann. Tut mir leid. Ich dachte nur, Sie sollten das wissen.«
»Boots, der Mann weiß es bestimmt, oder?«, knurrte Duke. »Es ist sein Bus, deshalb ist es auch seine Sache, wer mitfährt.«
»Schätze schon.« Sie fächerte sich mit ihren dicken Fingern Luft zu. »Sieht irgendwie merkwürdig aus, oder, Normy?«
Soll ich ihr zustimmen und Duke widersprechen?
Norman zuckte mit den Schultern. »Wenigstens bewerfen sie uns nicht mit Erdnüssen.«
Duke nickte, als wüsste er die Weisheit dieser Worte zu schätzen.
Boots kicherte. »Stimmt.«
Normans Augen hatten sich bei Weitem noch nicht von der grellen Wüstensonne erholt. Doch allmählich konnte er die unbelebten Fahrgäste in dem goldenen Dämmerlicht ein wenig deutlicher erkennen. Puppen. Alle. Wie man sie in Kaufhäusern antrifft. Die meisten stellten Freizeitkleidung zur Schau. Polohemden, Bermudashorts, T-Shirts (ein weißes, das eine weibliche Puppe trug, zeigte die Aufschrift: Ich habe einen
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