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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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genutzt.
    Sie war geflohen.
    Die Treppe hinunter. Durch die Tür. Hinaus ins grelle Sonnenlicht. Sie konnte kaum etwas sehen.
    Doch das hielt sie nicht davon ab, zu rennen.
    Anders als beim letzten Mal, als Rodney sie verfolgt und auf sie geschossen hatte, rannte sie dieses Mal nicht barfuß über den ausgedörrten, steinigen Boden der Mojave-Wüste. Sie trug die neuen Turnschuhe, die Lauren ihr zum Kellnern gegeben hatte. Weiß und sauber und mit weicher Gummisohle.
    Doch die spitzen Steine machten sich beim Rennen trotzdem bemerkbar.
    Wohin laufe ich eigentlich?, fragte sie sich verwirrt. Ich renne weg vom Café. Ich sollte darauf zulaufen. Es könnte ein Gast kommen. Jemand mit einem Handy oder jemand, der mich zum nächsten Ort fährt, damit ich die Polizei verständigen kann.
    Aber was soll ich der Polizei erzählen?
    Wenn sie die bewaffnete Übernahme von Pits durch Duke und seine Bande untersuchen, werden sie auch herausfinden, dass wir Menschen getötet und gegessen haben.
    Mal dir die Folgen aus.
    Pamela hatte sich einigermaßen an die grelle Mittagssonne gewöhnt. Doch die gelben Steine reflektierten verdammt viel Strahlung. Sie musste ihre Augen fast ganz zukneifen.
    Über ihr war das leuchtende Blau des Wüstenhimmels. Vor ihr stieg der Boden zu den felsigen Bergen an. Sie waren von gewaltigen Schluchten durchzogen. Sie sah die Ruinen von Minengebäuden. Diese Seite des Hügels wurde von rostigen Maschinenteilen verschandelt. Es waren die Überreste von Eisenschienen und ein paar rostigen Loren.
    Norman war hinter ihr her. Sie sah den goldenen Glanz der Automatik in seiner Hand.
    Er jagte sie. Genau wie Rodney.
    Nur dass er bis jetzt, Gott sei Dank, noch nicht geschossen hatte.
    Als sie den mit Felsen übersäten Hang hinauflief, blickte sie zurück. Norman musste ungefähr dreihundert Meter hinter ihr sein. Er schlängelte sich durch eine Gruppe von Kakteen. Sie hatte einen guten Start hingelegt. Holte er auf? Sie wusste es nicht.
    Könnte sie sich verstecken?
    Keine schützenden Bäume. Keine intakten Gebäude.
    Nur Felsen, Sand, skelettartige Ruinen. Nicht viele Möglichkeiten, sich zu verbergen.
    Lauf schneller, sagte sie sich. Vielleicht findest du etwas in den Bergen.
    Also lief sie schneller. Sie stellte sich vor, wie sie aus der Perspektive eines Geiers aussah. Eine junge Frau mit blondem Haar in der Uniform einer Kellnerin aus dem Café von Pits: Polohemd, hellrote Shorts, niedliche Schürze, weiße Turnschuhe. Sie hatte den Bestellblock noch in der Schürzentasche.
    Ich könnte eine Luger gebrauchen. Oder eine Maschinenpistole. Dann könnte ich Norman wegblasen.
    Sie rang nach Atem. Schweiß floss in salzigen Bächen zwischen ihren Brüsten hinab. Die Sonne brannte ihr auf den Hinterkopf. Sie wich einer Ansammlung von Kaktusfeigen aus und beschleunigte erneut: das Kinn auf die Brust gepresst, den Rücken gekrümmt, die Arme pumpend, die Füße Staub aufwirbelnd.
    »Pamela!«
    Norman sieht mich, sagte sie sich. Aber ich muss noch außer Schussweite sein, sonst hätte er es schon probiert …
    Sie überlegte, die Richtung zu ändern. Zum Café zu rennen. Oder zur Straße, in der Hoffnung, dass ein vorbeifahrendes Auto sie mitnehmen würde. Und sie in Sicherheit brächte. Vielleicht sogar Sharpe mit seinem Bus.
    Doch wenn sie umkehrte, würde sie zu viel von ihrem Vorsprung verlieren.
    Ich muss weiter von ihm weglaufen. Also auch weg vom Café.
    »Los, Pamela«, keuchte sie. »Du brauchst einen Plan. Du kannst nicht ewig weiter rennen … bis nach Las Vegas.«
    Sie wurde langsamer. Sie wusste es. Hitze, Erschöpfung, der ansteigende Hang, alles verschwor sich gegen sie. Norman würde bald zu ihr aufschließen.
    Oder den Abstand so weit verringern, dass er ein paar Kugeln auf sie abschießen könnte.
    Pamela ging in einen Trab über. Sie musste weiteren Kakteen und Mesquite-Büschen ausweichen. Ihr Hirn brauchte mehr Sauerstoff. Ich muss nachdenken.
    Ein Plan. Ich brauche einen Plan.
    Was hast du vor, Pamela?
    Stehen bleiben? Mit ihm kämpfen? Ihm mit einem alten Eisenteil aus der Mine den Schädel einschlagen?
    »Eisenstange gegen Automatikpistole? Denk dir was Besseres aus, Pamela.«
    Nun lief sie fast im Schritttempo. Sie spürte einen Stich in der Seite. Vor ihr spaltete sich der Berg auf.
    Ich kann nicht weiter raufklettern. Ich muss die einfachere Strecke nehmen.
    Pamela erreichte den v-förmigen Einschnitt im Hang. Bald bemerkte sie, dass sie in eine Schlucht hineinlief. Der Boden vor ihr

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