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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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solange.«
    »Danke!« Sie humpelte zur Vordertür und stieg ein, dann blieb sie stehen. Der Schlüssel steckte in der Zündung. Sie starrte darauf.
    So eine Chance bekomme ich nie wieder. Sie warf einen Blick durch die Windschutzscheibe. Der Fahrer auf dem Stein neben Rodneys Leiche sah nicht einmal zu ihr herüber. Er hatte den Kopf abgewandt und in den Nacken gelegt, als bewunderte er die Landschaft.
    Hat er den Schlüssel absichtlich stecken lassen?, fragte sie sich. Vielleicht ist es ein Trick oder ein Test oder so. Um zu sehen, ob ich abzuhauen versuche. Vielleicht ist er auch nur sorglos und hat vergessen, den Schlüssel mitzunehmen. Oder es ist seine Art, mir mitzuteilen, dass ich nicht seine Gefangene bin.
    Wer weiß?
    Egal, dachte sie. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm mit der Leiche helfe, und das tue ich auch.
    Sie humpelte den Gang entlang zum Sitz hinter dem Jungen. Die jungen weiblichen Schaufensterpuppen trugen beide Kniestrümpfe und Turnschuhe.
    Der Fahrer hatte nichts von Strümpfen gesagt. Würde es ihn stören?
    Pamela streifte der ersten Puppe Schuhe und Strümpfe ab. Sie setzte sich auf den Boden und zog die Sachen an. Die Strümpfe waren fast so gut wie Verbände. Als sie aufstand, taten ihre Füße zwar noch weh, aber sie fühlten sich geschützt an. Die Strümpfe bildeten ein federndes Polster.
    Würde der Fahrer verärgert sein, wenn sie sich noch mehr Sachen ausborgte? Zum Beispiel die restliche Kleidung der Puppe?
    Die karierten Shorts und das lindgrüne Poloshirt sahen kühl und luftig aus. Und sauber.
    Sie fühlte sich elendig in ihren Kleidern. Sie schwitzte darin. Die Sachen juckten. Der Pullover und der Rock waren nicht nur dick und warm, sondern auch schmutzig. Und mit Rodneys Blut beschmiert.
    Außerdem waren sie ein Geschenk von ihm.
    Eine Imitation ihres Cheerleader-Kostüms an der Highschool, die Rodney zusammengestellt hatte, um sich daran aufzugeilen.
    Er hatte ihr die Kleider angezogen. Vielleicht hatte er sie seinen anderen Opfern ebenfalls angezogen. Einige könnten sie getragen haben, während er schreckliche Dinge mit ihnen anstellte. Vielleicht hatten manche sie sogar angehabt, nachdem sie ermordet worden waren – und die Innenseite des Pullovers und des Rocks hatten ihre tote Haut berührt.
    Pamela wünschte, dieser Gedanke wäre ihr nicht gekommen. Jetzt muss ich die Klamotten ausziehen.
    Sie blickte zu dem Fahrer draußen, der immer noch auf dem Stein saß. Er schien ihr und dem Bus keine Aufmerksamkeit zu schenken. Als sie sich etwas duckte, konnte sie ihn nicht mehr sehen. In dieser Position knöpfte sie die Bermudashorts auf und zog sie an den Puppenbeinen herunter. Dann löste sie den Sicherheitsgurt, zog die Puppe in den Gang und streifte ihr das Polohemd ab. Sie richtete sich auf und warf einen Blick zum Fahrer. Er saß noch immer auf seinem Stein. Sie zog ihren Rock hinunter. Ging in die Hocke und schlüpfte aus dem Pullover.
    Pamela betrachtete ihren Körper. Eine Menge Blutergüsse und Kratzer und Striemen, aber sie störten sie nicht. Was sie störte, war das Blut. Sie nahm an, dass fast alles davon von Rodney stammte. Es musste durch den Pullover gesickert sein. Sie wollte ihre neuen Kleider nicht damit beschmutzen. Schnell drehte sie den Cheerleader-Rock auf links. Mit beiden Händen rieb sie sich damit die Haut ab. Das Blut war noch feucht, vielleicht wegen ihres Schweißes, deshalb konnte sie das meiste abwischen. Sie warf den Rock zur Seite und zog sich das hellgrüne Poloshirt über. Mit den Shorts der Puppe in der Hand richtete sie sich auf.
    Der Fahrer saß mit gesenktem Kopf auf dem Stein.
    Pamela stieg in die Shorts, zog sie hoch und schloss sie. Ein bisschen zu weit, aber das machte nichts. Sie warf den alten Pullover und den Rock auf einen freien Sitz und ging nach vorn. Ihre Füße taten zwar noch weh, doch es war besser als vorher. Insgesamt hatte sie sich lange nicht mehr so gut gefühlt. Die Kleider waren leicht. Sie schienen um sie herum zu schweben, statt sie in Hitze zu hüllen und niederzudrücken. Sie wünschte, es wäre auch Unterwäsche dabei gewesen. So fühlte es sich an, als wäre sie halb nackt. Die Shorts waren auf jeden Fall besser als der Rock, doch man konnte unter dem engen Polohemd deutlich sehen, dass sie keinen BH trug.
    Vermutlich hätte sie etwas finden können, das sie über dem Polohemd tragen könnte. Es ist so schon zu heiß hier. Vergiss es. Sie stieg die Stufen hinunter.
    Der Fahrer hob den Kopf. »Sieh mal einer

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