Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
Vom Netzwerk:
Hand.«
    »Das musst du nicht.«
    »Ich gucke ihn einfach nicht an.«
    Also hielt Sharpe ihr einen Arm hin. Sie packte das Handgelenk mit beiden Händen. Nebeneinander trotteten sie rückwärts und schleppten die Leiche. Sie blickte nach links, um Rodney nicht zu sehen.
    »Was hast du gesagt, wo wir ihn hinbringen?«
    »Zum Schacht hoch.«
    »Zum Schacht?«
    »Es gab früher eine Menge Minen in der Gegend. Einige der Gruben haben sie einfach offen gelassen, als das Erz ausging. Ich hab diesen Schacht hier vor ein paar Jahren entdeckt. Ich glaub nicht, dass ihn jemand kennt, außer mir und ein paar alten Goldsuchern.«
    »Wohnst du irgendwo hier in der Nähe?«
    »Ja. Im Bus.«
    Frag nicht! Doch sie konnte sich nicht zurückhalten. »Mit den anderen?«
    »Könnte man so sagen.«
    Nicht, nicht, nicht! »Mit … Fran und … äh …«, sagte sie. Sie wandte den Kopf, um Sharpe anzusehen, und zwang sich dabei, Rodney nicht zu beachten. »Was sind das für Leute?«
    »Hm, es sind eigentlich keine Leute, sondern Sachen.«
    »Ah. Okay. Was sind das für Sachen?«
    Er sah sie an und lächelte. »Willst du damit sagen, du weißt es nicht?«
    »Tja …«
    »Es sind Schaufensterpuppen«, sagte Sharpe und blickte über die Schulter.
    »Ja, das weiß ich. Aber …«
    »Warte, wir sind da.« Er ließ Rodneys Arm los.
    Pamela sah zur Seite, als sie sich bückte und den anderen Arm ablegte. Dann drehte sie sich um.
    »Da vorne«, sagte Sharpe und nickte in die Richtung.
    Das Loch ein Stück weiter oben am Hang sah aus wie der Eingang einer Höhle.
    Einer vertikalen Höhle. Pamela ging langsam darauf zu. Sharpe blieb an ihrer Seite.
    »Geh lieber nicht zu nah dran«, warnte er sie.
    Nach ein paar Schritten merkte Pamela, dass sie gar nicht näher an das Loch herangehen konnte . Ihre Beine wurden schwach und zittrig und schienen zu wissen, dass es nah genug war. Sie stoppten sie. Pamela spürte den Drang, zurückzugehen, doch sie kämpfte dagegen an. Sie ging leicht in die Hocke und hielt die Stellung.
    Sharpe blieb neben ihr stehen.
    »Das nenn ich mal ein Loch«, sagte sie.
    »Es führt gerade runter«, erklärte ihr Sharpe.
    »Sehr tief?«
    »Tief genug.«
    »Es ist irgendwie … ein schrecklicher Ort, um jemanden loszuwerden.«
    »Genau das, was er verdient. Außerdem ist er tot. Ihm ist es egal. Du rührst dich nicht vom Fleck, und ich kümmere mich um ihn.«
    Sharpe ging los, um Rodney zu holen.
    Von ihrer Position konnte Pamela nur ein Stück in den Schacht hineinblicken. Die gegenüberliegende Wand wurde von der Sonne beleuchtet. Sie nahm an, das Sonnenlicht würde sich in der Tiefe verlieren – immer schwächer werden, bis nur noch Schwärze übrig war. Sharpe trat neben sie. Er ging gebückt rückwärts und schleifte Rodney an den Handgelenken hinter sich her.
    »Sei vorsichtig«, sagte Pamela.
    »Ja.«
    Er ging weiter rückwärts, immer dichter an den Rand des Schachtes heran.
    »Sharpe!«
    Er hob den Kopf, blieb jedoch nicht stehen.
    »Pass auf, wo du hintrittst!«
    »Ach, mach dir keine Sorgen um den alten Jungen.«
    Er war nur noch ungefähr zwei Schritte von dem Schacht entfernt und ging immer noch rückwärts.
    »Verdammt, Sharpe! Du fällst gleich rein!«
    Genau am Rande des Lochs blieb er stehen und ließ Rodneys Arme los. Er richtete sich auf. Dann grinste er Pamela an. »Kein Grund zur Beunruhigung. Es ist nicht gerade das erste Mal.«
    »Würdest du bitte von dem Loch weggehen!«
    »Klar.« Er trat über Rodneys Leiche hinweg.
    Pamela atmete tief und zitternd durch.
    Sharpe stand über Rodneys Füßen und wandte den Kopf zu Pamela. »Ich hab seine Taschen schon im Bus ausgeleert. Willst du noch was, ehe ich ihn runterwerfe?«
    »Ich glaub nicht.«
    »Also dann.« Er kniete nieder, fasste Rodney an den Fußgelenken und schob. Die Leiche rutschte mit dem Kopf voran auf den Schacht zu.
    Pamela sah Rodney an. Der meiste Schmutz musste heruntergerutscht sein, doch noch immer klebten einige Bröckchen Kotze in seinem Gesicht. Sein offener Mund war voll davon. Das gesunde Auge war bedeckt, die leere Augenhöhle ausgefüllt. Sie stellte sich vor, wie der kalte Pizzabrei in seine Kehle rann.
    Pamela schluckte heftig und wandte sich ab.
    Er hat es nicht anders verdient, sagte sie sich. Es geschieht ihm recht. Als sie wieder hinsah, hing sein Kopf weit nach hinten gekippt über dem Loch. Seine Schultern waren an der Kante.
    Sharpe schob weiter.
    Rodneys Arme rutschten in das Loch. Kurz darauf bog sich sein Rücken so stark

Weitere Kostenlose Bücher