Loch
ein weibischer Name. Vielleicht Melvin?«
»Nein!«
»Elroy?«
»Geht dich nichts an.«
»Susie?«
»Nein, Max .«
Duke grinste. »Max. Wie in Maxwell. Kenn ich.«
»Wie in Mad Max «, sagte Norman. Er wünschte, er hätte nicht einfach den ersten Namen ausgeplappert, der in seinen Ohren nicht dämlich klang.
»Okay, Max. Ich verrate dir was: Ich habe deinen Fahrzeugschein in meiner Tasche.«
Norman öffnete den Mund. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
Nach einem Augenblick brachte er hervor: »Nein, das stimmt nicht.«
»O doch, allerdings.« Duke klopfte auf die vordere Tasche seiner Jeans. »Heißt dein Alter Kenneth?«
Norman stöhnte. »Mein Gott«, hörte er sich selbst murmeln.
»Nein, dein Vater ist nicht Gott. Tut mir leid, dass ich dich in dem Punkt enttäuschen muss.«
»Gib ihn zurück«, sagte Norman.
»Wenn ich ihn zurückgeben würde, wie könnte ich dann deinen Namen nachschlagen und bei dir vorbeikommen?«
»Hey. Bitte.« Plötzlich kamen ihm die Tränen. Seine Augen brannten, und sein Blick verschwamm.
»Och, nicht weinen.«
»Gib ihn mir besser zurück!«
»Ts, ts, was will unser Kleiner denn machen?«
»Ich zeige dich an! Das schwöre ich! Wenn du ihn mir nicht bei drei zurückgegeben hast, ruf ich die Polizei.«
Duke grinste und nickte.
Norman wischte sich über die Augen, doch es kamen weitere Tränen. Er spürte, wie sein Kinn zitterte.
Nicht flennen!
»Eins«, sagte er.
»Zwei«, sagte Duke.
»Zweieinhalb«, sagte Norman.
»Zweidreiviertel.«
»Du sollest ihn mir lieber geben! Ich warne dich!«
»Haben wir ein winziges bisschen Angst davor, drei zu sagen?«
»Nein!«
»Reg dich ab, Kumpel. Du kannst ihn zurückhaben. Ich will nur eine Mitfahrgelegenheit, verstehst du? Ich will nicht, dass du einen Anfall kriegst.«
»Ich krieg keinen Anfall!« Er schniefte und wischte sich erneut die Tränen ab.
Duke zwängte seine rechte Hand in die Hosentasche. Er zog den Fahrzeugschein heraus. »Ist es das, was du willst?«
Norman nickte. Duke streckte ihm vor dem Lenkrad den Arm entgegen, den Fahrzeugschein zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt.
Er wird ihn mir nicht geben, dachte Norman. Wenn ich danach greife, zieht er ihn weg.
Norman schnappte schnell danach. Er packte zu und zog. Bekam ihn.
Ja!
Sofort steckte er ihn in eine Gesäßtasche seiner Shorts.
»Wie sagt man?«, fragte Duke.
»Danke«, murmelte Norman. Er atmete tief durch, und seine Lungen schienen dabei zu zittern.
»Ich bin kein so übler Kerl«, erklärte Duke. »Wie sieht’s aus, nimmst du mich mit?«
Norman schüttelte den Kopf. »Steig jetzt einfach aus, ja? Ich bitte dich nicht noch einmal. Wenn du nicht sofort aussteigst, werde ich …«
»Warte.«
»Nein. Schluss jetzt.«
»Avenida del Sol zweiunddreißig neunzehn, Tiburon.«
Normans Magen zog sich zusammen.
»Hab ich’s mir richtig gemerkt?«, fragte Duke.
Norman starrte ihn an.
»Was ist mit den Bullen, Maxwell? Glaubst du, sie haben eine Methode, um die Adresse aus meinem Gehirn zu löschen? Wenn nicht, könnte es nämlich sein, dass ich mal bei der vorbeikomme. Verstehst du?«
Norman sah ihn einfach weiter an. Er wusste nicht, was er tun sollte.
»Steig ein, Maxwell. Lass uns aus diesem Kaff abhauen.« Duke grinste. »Alles wird gut. Ich tu dir nichts. Nimm mich mit, wo ich hinwill, dann steig ich aus, und das war’s. Keine Besuche um Mitternacht in der Avenida del Sol zweiunddreißig neunzehn in Tiburon.«
»Versprochen?«, fragte Norman. Er hatte das Gefühl, jemand anders stellte diese Frage.
»Komm rein.« Duke klopfte auf den Fahrersitz. Norman gehorchte. Er zog die Tür zu, legte sich die Tüte mit dem Dörrfleisch auf den Schoß, schnallte sich an und steckte den Schlüssel in die Zündung. Er drehte ihn, und der Motor sprang an.
»Wohin willst du?«, fragte er mit einer Stimme, die ihm fremd und wie aus weiter Ferne vorkam.
»Die Küstenstraße passt mir gut. Du warst auf dem Weg nach Süden, oder?«
»Ja.«
»Süden ist gut.«
Norman fuhr von der Tankstelle. Bald hatten sie den Ort hinter sich gelassen. Duke fand einen Country-Sender im Radio und drehte die Lautstärke auf. Das war gut, denn Norman wollte nicht mit ihm reden. Er wollte ihn loswerden, doch er hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Er wünschte, er hätte niemals an der Tankstelle angehalten. Dann wurde ihm klar, dass das nicht der Fehler gewesen war. Man kann nicht vermeiden, zum Tanken anzuhalten. Der Fehler war, den Wagen nicht
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