Loch
Starkweather oder Elvis zu halten. Sein blondes fettiges Haar war nach oben gebürstet. Die blauen Augen strahlten die Lässigkeit eines harten Burschen aus einem Film aus. Seine Koteletten zogen sich hinab bis zu den Ohrläppchen. Er trug ein weißes T-Shirt, das seine Muskeln betonte, und eine ausgeblichene Jeans. Unter den Hosenaufschlägen konnte Norman schwarze Motorradstiefel mit Schnallen an den Seiten sehen.
»Hallo.« Norman versuchte, ruhig zu klingen.
Der Mann zwinkerte ihm zu. »Hallo, Kumpel.«
»Ähm … du sitzt in meinem Auto.«
»Und es ist echt ein schöner Wagen. Ich heiße Duke.« Er drehte seine rechte Schulter nach vorn und streckte Norman vor dem Lenkrad die Hand entgegen.
Norman ließ seine Hände an den Seiten herabhängen. »Ich glaube … du solltest besser aussteigen.«
»Ich dachte, du nimmst mich mit.«
»Tja … ich glaube nicht.«
»Warum nicht?«
»Darum.«
»Aus welchem Grund?«
»Bitte«, sagte Norman, »steig einfach aus. Ich fahre nicht los, bis du ausgestiegen bist, okay? Du findest bestimmt jemand anderen, der dich mitnimmt.«
Duke wirkte irgendwie amüsiert. »Ich möchte aber mit dir fahren, Kumpel.«
»Los. Steig aus. Bitte.«
»Es schadet doch nicht. Lass mich mit dir …«
»Hör zu, du willst doch nicht, dass ich etwas unternehme, oder? Willst du, dass ich in den Laden gehe und sie jemanden anrufen lasse?«
»Wie die Polizei, zum Beispiel?«
»Könnte sein. Ich will dir keinen Ärger machen, aber du sitzt in meinem Auto. Was soll ich machen? Ich kann nicht mit einem völlig Fremden im Auto weiterfahren.«
»Ich hab dir doch gesagt, ich bin Duke.«
»Aber ich kenne dich nicht. Ich kann nicht wissen, ob du nicht ein … ein Krimineller bist oder so.«
Duke grinste. »Sehe ich für dich wie ein Krimineller aus?«
Ja, verdammt noch mal, dachte er. Aber er traute sich nicht, es zu sagen. »Ich kenne dich nicht. Bist du auf dem Weg zu einem Vorsprechen bei Grease oder so?«
Duke stieß ein kurzes Lachen aus. »Hey! Der war nicht schlecht! Grease. Ich hab den Film gesehen. Diese Olivia Newton-John! Was für ein Klasseweib! Ist die nicht süß?«
»Ja«, murmelte Norman. »Die ist süß.«
»Aber du wolltest nicht sagen, dass ich aussehe wie sie. Du wolltest sagen, ich sehe aus wie der Mann. Travolta.«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich sage nur, ich wünschte, du würdest … Es ist nicht mal mein Auto. Es gehört meinem Vater, und er ist strikt dagegen, Fremde mitzunehmen.«
»Machst du alles, was dein Vater dir sagt?«
»Hör zu …«
»Wie alt bist du überhaupt? Warte, lass mich raten. Sechzehn?«
»Sehr witzig. Steig aus, ja?«
»Du bist auf dem College, stimmt’s? Fährst über die Frühlingsferien nach Hause.«
»Na und?«
»Ah, ich hab recht. Ich hab immer recht. Wieso bist du nicht auf dem Weg nach Palm Springs zu der großen Frühlingsfeier?«
»Ich gehe nicht zu solchen Veranstaltungen.«
»Hört, hört. Aber du liegst deinem Alten auf der Tasche. Er zahlt dir alles, oder? Du fährst sein Auto. Du machst alles, was er sagt. Er oder Mama. Du hast noch keinen Tag in deinem Leben gearbeitet, und du bist noch nie auch nur ein kleines bisschen in Schwierigkeiten geraten.«
Leck mich, dachte Norman.
»Und viel Spaß hast du bestimmt auch noch nicht gehabt.«
Norman sah hinüber zum Laden, doch eine Zapfsäule versperrte ihm den Blick. Prima. Sie können nicht mal sehen, was hier vor sich geht. Sie würden nicht mal merken, wenn er mir ein Springmesser in den Bauch sticht … falls er eines hat. Aber so wie er aussieht, muss er eines haben. Vielleicht steckt es in einem der Motorradstiefel. Ihm kam ein Gedanke, der ihn neuen Mut schöpfen ließ. Es kommt bestimmt gleich ein anderes Auto, sagte er sich. Vielleicht schleicht Duke sich dann davon.
»Hast du eine Freundin?«, fragte Duke.
»Geht dich nichts an.«
»Finde ich schon.«
»Steig aus meinem Wagen, ja? Bitte.«
»Du könntest von einem Mann wie mir eine Menge lernen. Aber das weißt du natürlich schon, oder? Deswegen hast du solche Angst.«
»Ich hab keine Angst.«
»Du hast vor allem Angst.«
»Das stimmt nicht.«
»Das ist dein Hauptproblem.«
»Du kennst mich doch gar nicht.«
»Mach dir nichts vor. Wie heißt du?«
»Geht dich nichts an.«
»Siehst du? Du traust dich nicht mal, mir deinen Namen zu sagen. Glaubst du, dass ich dich irgendwann im Telefonbuch nachschlage? Und dir ins Haus schneie?«
»Ich muss dir gar nichts sagen.«
»Wahrscheinlich ist es irgend so
Weitere Kostenlose Bücher