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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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und lächelte Norman an.
    Ihr Blick ruhte auf ihm, deshalb konnte er sie nicht so unter die Lupe nehmen, wie er gewollt hätte.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Hi.«
    Sie roch frisch und sauber, als wehte eine Brise vom Meer herein. Duke schloss die Tür. Er stieg hinten ein und stellte ihre Tasche auf den Boden.
    »Danke fürs Anhalten«, sagte sie zu Norman.
    »Gern geschehen.«
    Dukes Gesicht tauchte zwischen den Sitzlehnen auf. »Man nennt mich Duke«, sagte er.
    Sie drehte den Kopf, und ihre Nase berührte fast die seine. »Das ist ein Hundename, oder?«
    Duke stieß ein Heulen aus.
    Sie lachte und fuhr ihm durchs Haar. Dann schob sie seinen Kopf aus dem Weg. »Und wer bist du?«
    »Norman.«
    »Norman.« Sie strich mit der Hand über den kurzen Ärmel seines Hemds. Ihre Finger rollten sich ein, und die Nägel kratzten leicht über seinen Oberarm. Norman bekam eine Gänsehaut. Er wand sich ein wenig.
    Nervös lächelte er sie an. »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Boots.«
    »Boots?«, sagte Duke. »Was ist das denn für ein Name?«
    »Das musst du gerade sagen. Duke. «
    »Ich finde, wir sollten weiterfahren.« Norman konzentrierte sich auf den Verkehr. Als eine Lücke kam, fuhr er los, wendete wieder und trat aufs Gas.
    Duke beugte sich vor. »Wo willst du hin, Boots?«, fragte er.
    »An keinen bestimmten Ort.«
    »Aber irgendein Ziel musst du doch haben«, sagte Norman.
    »Nö. Ich folge einfach meinen Boots. Verstehst du?«
    »Ich glaub schon.«
    Sie hob ihr rechtes Bein und schlug es über das linke Knie.
    Sie blickte auf ihre Füße, nicht zu Norman. Deshalb starrte er auf ihren erhobenen Oberschenkel. Die Innenseite sah blass und sehr weich aus. Er fragte sich, was sie täte, wenn er seine Hand darauflegte.
    Ich hab nicht vor, es auszuprobieren. Auf keinen Fall!
    Sie wackelte mit ihrem Stiefel. »Siehst du, wo er hinzeigt? Die Straße runter. Da geh ich jetzt hin. Mit euch.«
    Norman warf noch einen Blick auf ihren Schenkel, dann zwang er sich, durch die Windschutzscheibe in Fahrtrichtung zu sehen. »Hast du nicht irgendein Ziel im Kopf?«, fragte er.
    »Wozu?«
    »Ich meine, willst du nicht irgendwo hinkommen?«
    »Mir ist es überall recht.«
    Er lächelte sie an. Sie lächelte zurück.
    Ihre Augen machen mir Angst. Und es liegt nicht nur am Make-up, sagte er sich. Irgendetwas stimmte mit den Augen selbst nicht. Zunächst sahen sie wie ganz gewöhnliche braune Augen aus. Er konnte keine physische Abnormalität erkennen. Doch es schien eine seltsame Leere darin zu liegen.
    Kuhaugen, dachte Norman. Kuhaugen und ein Schweinegesicht.
    Hör auf damit. Sie ist nicht so übel. Vielleicht ist sie bloß ein bisschen beschränkt oder so.
    Er sah auf die Straße, doch seine Gedanken blieben bei Boots.
    Warum zum Teufel, überlegte er, schminkt sie sich so stark?
    Vielleicht, um die Leere zu verbergen. Doch anstatt sie zu verbergen, schien das grelle Make-up sie zu betonen. Wie ein kunstvoller Rahmen um eine leere Leinwand.
    Blödsinn. Sie ist einfach eine Unterschichtstussi. Wahrscheinlich glaubt sie, wenn sie sich das ganze Zeug ins Gesicht klatscht, sieht sie bezaubernd aus. Ich könnte sie bestimmt bumsen.
    Wer will das schon! Sie ist unheimlich, widerwärtig und wahrscheinlich krank.
    Ich sollte versuchen, sie loszuwerden, sagte er sich. Sie und Duke. Was mache ich eigentlich mit diesen fiesen Gestalten in meinem Wagen? Ich muss sie beide loswerden. Und zwar schnell, ehe sie irgendeine Nummer abziehen.
    »Ich habe eine Idee«, sagte er. »Wir haben es doch nicht besonders eilig, warum halten wir nicht am nächsten anständigen Strand ein Weile an?«
    Duke gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Gute Idee. Das machen wir.«
    »Gehen wir picknicken?«, fragte Boots. Sie klang, als wollte sie schon immer mal ein Picknick machen. Und hätte es niemals zuvor getan.
    »Klar«, sagte Norman. »Wir machen ein Picknick am Strand.«
    »Lasst uns anhalten und ein paar Sachen besorgen«, sagte Duke. »Wir feiern eine richtige Party – mit Bier und allem Drum und Dran.«
    Boots klatschte in die Hände. »Das wird wild . O Jungs, ihr seid die Besten.«
    Ihre Begeisterung stimmte Norman ein wenig traurig. Der ganze Sinn des Picknicks war, sie und Duke am Strand aussteigen zu lassen und zu verschwinden. Und sie benahm sich wie ein vernachlässigtes Kind, das in ihrem Leben um jedes versprochene Picknick betrogen worden war.
    Wahrscheinlich hatte sie auch nie ein richtiges Weihnachten.
    Sie bekommt ihr Picknick am Strand, sagte er

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