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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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nein, stör sie nicht, wenn sie beschäftigt ist.«
    »Gut, immer der Reihe nach. Was soll ich dir zu essen bringen?«
    »Normalerweise nur Toast und …«
    »Nicht mit mir, Fräulein.« Lauren lächelte. »Schnapp dir einen Tisch. Lass dich von mir überraschen.«
    »Danke.«
    »Kaffee?«
    »Das wäre schön.«
    »Ich bring dir auch Orangensaft und Wasser. In Pits bekommt man schnell Durst.«
    »Lauren?«
    »Ja?«
    »Ich muss der Polizei berichten, was passiert ist. Von Rodney. Und was er Jim angetan hat.«
    »Natürlich, Süße.«
    »Kann ich hier irgendwo telefonieren?«
    »In Pits leider nicht. Die Leitung wurde vor ein paar Monaten bei einem Steinschlag zerstört.«
    »Hat die Telefongesellschaft sie nicht repariert?«
    »Für die sind wir nicht so wichtig. Zu wenig Anrufe, um profitabel zu sein.«
    »Aber was ist, wenn ihr mal telefonieren müsst?«
    Lauren zögerte, als überraschte sie die Frage. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube, niemand von uns muss jemanden in der Außenwelt anrufen. Seltsam, ich habe noch nie darüber nachgedacht.«
    »Die Polizei muss ab und zu mal vorbeikommen.«
    »Ja. Wir versorgen sie mit Kaffee und Donuts.« Lauren sah sie ernst an. »Aber ich weiß, dass du melden musst, was dir passiert ist. Es gibt einen Ort ein paar Autostunden entfernt. Von dort kannst du telefonieren. Und jetzt mach es dir bequem. Ich bring dir Frühstück.«
    Pamela setzte sich an denselben Tisch wie am Tag zuvor. Der mit der grünen Resopalplatte. Durch das Fenster konnte sie Sharpe sehen, der mit einem Besen den Staub von der Seite des Busses fegte. Er trug eine Sonnenbrille, und trotz der Hitze wirkte er so frisch und entspannt wie gestern, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Sekunden, nachdem er Rodney erschossen hatte.
    Der Kerl muss Eis in den Adern haben. Ich würde da draußen in der Hitze schmelzen.
    Lauren brachte den Kaffee und eiskalten Saft. Der Saft fühlte sich in ihrer trockenen Kehle himmlisch an. An einem heißen Tag wie heute ist ein kaltes Getränk ein Geschenk Gottes, dachte sie. Sie sah zu, wie die Trucker aufaßen, ihre Rechnung bezahlten und dann zu den Lastern schlenderten.
    Ich könnte sie bitten, mich mitzunehmen, überlegte sie. Aber was würden sie wohl als Gegenleistung erwarten? Umsonst ist nur der Tod, wie man so schön sagt.
    Nein, hier lassen mich alle in Frieden. Pits ist erholsam.
    Pits ist ein Ort, an dem ich mich nicht mit der abgebrannten Ruine meines Hauses auseinandersetzen muss. Oder mit Jims trauernder Familie. Oder mit der Beerdigung. Oder in einem winzigen Apartment ganz von vorn anfangen muss, wo ich nachts allein sitzen würde, nachdem ich tagsüber in einer miesen Gegend unterrichtet hätte, an einer Schule, in der die Kinder einen mit dem Messer bedrohen, weil man ihnen verbietet, im Unterricht Kaugummi zu kauen.
    »Hi, Süße.«
    Pamela sah auf. »Hi.« Es war Nicki, deren nordisch-blondes Haar im Morgenlicht leuchtete. Es war ordentlich geflochten. Sie trug wieder das Polohemd und die roten Shorts. Darüber hing die blaue Schürze mit den Taschen für den Bestellblock. Ihre herrlich kurvige Figur war der Inbegriff von Gesundheit und Lebensfreude.
    Nicki plauderte mit ihr. Pamela errötete nicht. Die Erinnerung daran, wie Nicki ihre vollen Brüste an ihren nackten Füßen gerieben hatte, gehörte nun ins Reich der Träume. An einem strahlenden Morgen in der Mojave-Wüste schien so etwas absurd.
    Unmöglich.
    Ja – nur ein Traum.
    Sie hielten Smalltalk. Da es keine Gäste zu bedienen gab, rutschte Nicki auf die Bank gegenüber. Nicki redete über die Massageöle, die sie den Cafégästen zu verkaufen hoffte. »Es ist wichtig, dass Pits wächst. Es ist der Anfang einer richtigen Gemeinde. Wir müssen Handel mit der Außenwelt treiben. Wenn Sharpe dann noch mehr Leute mitbringt, werden wir eines Tages eine Schule haben. Es wäre schön, wieder Kinderstimmen zu hören.«
    »Wird Sharpe das tun?«
    »Klar.«
    »Aber warum sollten Leute nach Pits ziehen wollen?«
    Nicki lächelte. »Sieh dich um. Es gibt Platz. Es ist sauber. Es gibt keine Kriminalität.«
    »Aber …« Pamela zuckte mit den Achseln; sie wollte Nicki ihren Ort nicht miesmachen. »Aber es mangelt an manchen Annehmlichkeiten – Kinos, Geschäfte und so.«
    »Stimmt. Aber wenn man sich erst daran gewöhnt hat, gefällt es einem.«
    »Und Sharpe fährt durch die Gegend und sammelt Leute ein, die dann hier leben sollen?«
    »Nicht ganz. Er rettet Leute. Frauen und Männer, die in der

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