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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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Hirn.
    Das ist einfach nicht fair.
    Er sah in den Rückspiegel. Der Streifenwagen war nur noch zehn Meter hinter ihm. Norman sah das Blaulicht kreiseln. Er konnte sogar das grimmige Gesicht des Mannes erkennen, dessen zu Brei gefahrener Kollege nun auf der Straße lag. Der Mann lehnte sich aus dem Seitenfenster.
    Pistole, dachte Norman.
    Er trat mit beiden Füßen auf die Bremse. Der Wagen kreischte auf. Schleuderte zur Seite. Ihr Verfolger kämpfte mit dem Lenkrad, um nicht in das Heck des Jeeps zu krachen.
    Norman beobachtete, wie der Polizeiwagen an ihnen vorbeischoss. Der Fahrer steuerte zur Seite, damit er nicht mit Normans Wagen zusammenstieß, der seitlich über den Asphalt schlitterte.
    Dann geriet der Polizeiwagen ins Schleudern, überschlug sich und stürzte Funken stiebend und qualmend in den Abwassergraben. Norman hörte den Motor aufheulen, als sich das Auto in einen durch den Graben rasenden Feuerball verwandelte. Schließlich kam das brennende Wrack schlitternd zum Stehen. Mit einem toten Polizisten darin.
    Norman hielt an. Schaltete in den Leerlauf. Die plötzliche fast völlige Stille lullte ihn ein.
    »Hey, Mann.« Duke war beeindruckt. »Du bist ja eine richtige Polizistenmörder-Maschine. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in dir steckt.«
    Boots legte von hinten die Arme um ihn und küsste seine Wange. Ein feuchter Kuss, der sich auf seiner brennenden Haut kalt anfühlte wie der Speichel eines Reptils. »Norman. Du bist mein Held.«
    Einen Moment lang sah Norman zu, wie aus dem brennenden Polizeiwagen ölige schwarze Rauchwolken in den Nachthimmel stiegen.
    Dann sagte er: »Wir müssen irgendwo hin, wo sie uns niemals finden.«
    Mit sanftem Druck auf das Gaspedal fuhr er los und ließ das brennende Auto hinter sich.

18
    Norman stöhnte.
    Stöhnte beim Fahren.
    Stöhnte, während seine schmerzenden Augen auf das gerichtet waren, was die Scheinwerfer aus der Dunkelheit rissen. Vorbeiziehende Bäume, Straßenschilder, überfahrene Tiere, Raststätten, Tankstellen, ein einsamer Holzlaster um zwei Uhr morgens.
    »Ohh … was habe ich getan? Großer Gott, was habe ich getan?«
    »Du hast zwei Bullen erledigt, das ist alles«, sagte Duke, während er sich seine Elvis-Frisur zurückkämmte.
    »Hast du gesehen, wie der Kopf von dem ersten Typen – popp! – auf der Windschutzscheibe zerplatzt ist?« Boots klang eher erregt als entsetzt.
    Ich sitze mit zwei Verrückten im Auto, dachte er. Zwei verrückten Mördern. Ich muss hier raus …
    Aber …
    Ich bin selber ein verrückter Mörder. Ich habe gerade zwei Polizisten getötet. Ich bin auf der Seite der Polizei! Ich bin für Gesetz und Ordnung.
    »O mein Gott«, stöhnte er. »Was habe ich getan?«
    »Ich kann fahren, Kumpel«, sagte Duke in besorgtem Tonfall. »Du musst dich ausruhen.«
    »Ja«, gurrte Boots. »Komm und ruh dich hier hinten bei mir aus.«
    »Nein. Ich muss hier weg. Die Polizei wird uns suchen.«
    »Ja«, flüsterte Boots. »Den einen hast du wie eine Nuss geknackt und den anderen geröstet.«
    »Krass.« Duke nickte.
    »Oh … oh …« Boots klopfte plötzlich auf Normans Schulter. Sie war atemlos. Die Gewalt hatte sie berauscht. »Norman. Halt an. Halt an!«
    »Was ist denn?«
    »Halt einfach hier an. Oh …«
    »Stimmt was nicht?«
    »Nein.«
    »Aber wir müssen hier weg. Bald wird es hier von Polizisten wimmeln. Die werden nicht nur auf die Beine schießen.«
    »Tun sie doch nie, oder?«, bemerkte Duke.
    »Bitte, Norman. Du musst anhalten. Ich muss etwas tun, sonst platzt mein Höschen.«
    »Musst du pinkeln?«
    »Nein.«
    »Was anderes?«
    »Nein.«
    In Normans Kopf verschwamm alles, während Laternen am Auto vorbeihuschten. Was ist in Boots gefahren? Diese verrückte Frau. Verrückte Schweinefrau. Mit prallen Schenkeln und wogenden Brüsten. Gott, ich glaube, ich falle in Ohnmacht …
    »Norman, halt an. Bitte. «
    »Willst du der Lady nicht den Gefallen tun?«, sagte Duke.
    Norman wusste kaum noch, was er tat. Wellen der Schuld rollten über ihn hinweg. Er konnte nur an die Polizisten denken, die er getötet hatte. Ihre Familien? O Gott, ihre Familien …
    Sobald er angehalten hatte, sprang Boots aus dem Wagen. Die Straße war leer. Sie waren auf dem Land. Keine Häuser.
    Vielleicht muss sie kotzen?
    Ich wünschte, ich könnte kotzen. Die ganze Schuld ausspucken …
    »Mach lieber das Licht aus, bis sie fertig ist«, sagte Duke.
    Womit fertig ist?
    Norman wandte sich um, als Boots die Fahrertür aufriss.
    Was zum Teufel macht

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