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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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ein Tagebuch schreiben?
    War das ein Teil der Gleichung, zu der auch die Schuhkartons mit den persönlichen Dingen im Lager und die ganzen Autos – sowohl neue als auch alte – auf dem Parkplatz gehörten?
    Sie trank einen Schluck Milch. Kalt und cremig, genau wie sie es mochte.
    Dann setzte sie sich auf das Sofa und begann zu lesen.
    Ich heiße Benny. Folgendes ist mir und meinem Freund Gyp passiert, als wir im Sommer aus dem Ferienlager weggelaufen sind.
    Als sie erneut an ihrer Milch nippte, hörte sie das Zischen von Druckluftbremsen. Sie zog die Gardine ein winziges Stück zu Seite und warf einen Blick hinaus. Sharpes Bus war auf den Parkplatz gefahren. Die Tür öffnete sich. Heraus kam eine Gestalt, die wie ein junger Mann mit dichtem lockigen Haar aussah.
    Es war zu dunkel, um ihn richtig zu erkennen. Aber er schien gebeugt zu laufen.
    Müde? Verletzt?
    Sie wusste es nicht.
    Hinter ihm stieg Sharpe aus dem Bus. Er ging immer aufrecht. Fast wie ein Soldat, der stolz auf Uniform und Fahne und bereit zur Parade war. Er schloss die Tür hinter sich und sagte etwas zu dem lockigen Mann, der mit einem Nicken antwortete. Dann gingen sie zusammen um das Gebäude herum zur Rückseite des Cafés.
    Pamela blickte ihnen noch eine Weile nach, doch sie kamen nicht zurück.
    Sie ließ die Gardine los. Es dauerte einen Moment, bis sie den Stoff so zurechtgezupft hatte, dass kein Spalt blieb, durch den jemand hereinblicken könnte.
    Ich werde langsam paranoid.
    Niemand interessiert es, ob ich das Tagebuch eines Kindes lese.
    Oder entwickle ich einen gesteigerten Selbsterhaltungstrieb?
    Verdammt.
    Sie erschauderte. Schlug das Tagebuch auf.
    Begann zu lesen.
    Ich heiße Benny. Folgendes ist mir und meinem Freund Gyp passiert, als wir im Sommer aus dem Ferienlager weggelaufen sind. Mabley und seine Bande wollten uns verprügeln, weil wir Mr. Taylor erzählt haben, was sie mit der Schlange gemacht haben. Wir haben uns vor Sonnenaufgang weggeschlichen und den Bus nach Las Vegas genommen. Aber der Bus hatte eine Panne, da bin ich mit Gyp in die Wüste gerannt, weil der Fahrer sagte, wir wären nicht alt genug, um allein nach Vegas zu fahren. Er hat es einen Sündenpfuhl genannt und gesagt, dort gebe es Frauen, die Männer für Geld küssen.
    Jedenfalls sind Gyp und ich in die Wüste abgehauen, damit wir nicht ins Ferienlager zurückgebracht wurden.
    Pamela trank einen weiteren Schluck Milch. Sie floss in einem weichen kühlen Strom ihre Kehle hinab. Pamela überflog die nächsten Seiten des Tagebuchs. Benny Loscoff schrieb eine Menge über den vergeblichen Versuch, Vögel zu fangen, um sich davon zu ernähren. Sie waren immer durstiger geworden, bis sie schließlich nicht mehr weitergehen konnten.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte der Bus auf der Wüstenstraße gehalten.
    Ein Bus voller Schaufensterpuppen.
    Mit Sharpe am Steuer.
    Danach wurde in dem Tagebuch der Aufenthalt der beiden Jungen in einem Wohnwagen in Pits geschildert. Sie hatten in dem Café ausgeholfen und in den verlassenen Autos auf dem Parkplatz gespielt. Und ein alter Mann, der wie ein Goldsucher aussah, wollte ihnen die verlassenen Minen zeigen. Sie hatten sich darauf gefreut.
    Dann endeten die Aufzeichnungen abrupt.
    Pamela las die Worte, die quer über die Seite geschrieben waren. Hektisch hingekritzelt.
    SIE HABEN GYP-BURGER GEMACHT,
UND DER ALTE MANN HAT GESAGT,
SIE WÜRDEN MICH ZU WÜRSTCHEN VERARBEITEN!

30
    Bei Sonnenaufgang saß Duke noch immer am Steuer.
    Er fuhr nach Süden. »Wenn ihr fliehen müsst«, hatte er gesagt, »flieht nach Süden.« Deshalb hetzte er die Limousine über die Straßen von Oregon in Richtung Kalifornien.
    »Kalifornien?«, hatte Dee-Dee gesagt, als sie auf dem Rücksitz aufwachte und ein Straßenschild vorbeiziehen sah. »L. A. oder San Francisco?«
    »Weder noch«, sagte Duke. »Wenn man abtauchen muss, sollte man in der Wildnis verschwinden.«
    »Hast du nicht gerade noch gesagt, man sollte nach Süden fahren?«, fragte Norman von hinten.
    »Genau. Nach Süden in die Wildnis.«
    Boots erwachte gähnend und sich rekelnd auf dem Beifahrersitz. »Mann, hab ich Hunger und Durst.«
    »Wir füllen bald was nach«, sagte Duke. »In unsere Mägen und den Tank.«
    »Die Polizei wird nach einer grauen Limousine suchen«, gab Dee-Dee zu bedenken. »Sie kennen bestimmt die Autonummer.«
    »Kein Problem.« Duke steuerte mit einer Hand und kratzte sich sein stoppeliges Kinn. »Wir stoßen den Wagen ab und besorgen uns einen neuen.«
    »Oh,

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