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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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her hat Tim alles richtig erkannt. Jetzt brauchen wir nur noch die Spieler, die das umsetzen können. Wir werden das in den nächsten Tagen trainieren und herausfinden, wer die Besten sind.«
    Damit erhob sich der Trainer und klatschte in die Hände. »Meine Herren, genug für heute. Gute Nacht! Und ab auf die Zimmer.«
    Fünfundzwanzig Fußballer schlurften auf ihre Buden und dank des speziellen Einsatzes der Medizinbälle herrschte bereits zwanzig Minuten später tiefe Stille in den Fluren und den Zimmern von Barsinghausen.

    Je näher man dem Spiel gegen Argentinien kam, desto mehr wurde mit dem Ball gearbeitet. Am Freitag fand dann das übliche Trainingsspiel der A-Elf gegen die B-Elf statt. Die Leute von der B-Mannschaft, die Ersatzelf also, sollte versuchen, den argentinischen Spielstil zu kopieren. Das ging allerdings komplett schief, denn den Jungs fehlte es an der nötigen Klasse. Bereits nach fünfzehn Minuten hatte Heiko Erde drei Tore in das Gehäuse von Sebastian Olf, dem zweiten deutschen Torwart, gelegt. Stettler - unter Hinweis auf den Tag zuvor, wo es besser geklappt hatte - schimpfte laut über den Platz: »Ihr könnt vielleicht Luxemburg imitieren, aber nicht Argentinien. Das hat so keinen Zweck. Wir brechen das Spiel ab.«
    Die Spieler der B-Mannschaft verließen mit hängenden Köpfen den Platz und die A-Elf reagierte überheblich. Jörg Ahlers von Hertha BSC, der lange Mittelfeldspieler, genannt »Funkturm«, behauptete steif und fest: »Die Gauchos können kommen, die hauen wir weg!«
    Stettler, der die Bemerkung aufschnappte, runzelte die Stirn. »Pass du mal lieber auf, dass du nicht aus der Mannschaft weggehauen wirst, die Sonntag aufläuft«, schnauzte er Ahlers geradezu an. »Die Argentinier - und ich sage es hier und heute zum letzten Mal - gehören zu den besten Jugendmannschaften der Welt und ihr habt gegen unsere B-Elf drei Tore geschossen und nicht gegen eine A-Nationalmannschaft. Wer das nicht kapiert, wird sein blaues Wunder am Sonntag erleben!«
    Er blickte in die Spielerrunde. »Nur zur Verdeutlichung: Euer Gruppengegner Türkei hat vor zwei Tagen in Ankara gegen diese Argentinier mit 1:3 verloren. Selbstverständlich habe ich mir das Spiel auf Video besorgt, und ich konnte feststellen, dass die Türkei keine einzige echte Chance hatte. Lediglich unser Freund Matz, der ja mit Patrick
bei Schalke spielt, ist mir angenehm aufgefallen. Er hat auch das Tor geschossen. Wir schauen uns die Höhepunkte heute Abend bei der Mannschaftsbesprechung an.« Er räusperte sich. »Danach werdet ihr bestimmt etwas bescheidener auftreten.«
    Beim Stichwort Matz war Locke - für die anderen unmerklich - zusammengezuckt. Wehmut machte sich in ihm breit für einen Augenblick. Matz war also offensichtlich in guter Form. Früher hätte Locke per Mail oder SMS schon längst Informationen gehabt. Jetzt musste er sich alles aus zweiter Hand berichten lassen. Ein komisches Gefühl … Bedrückt ging er vom Platz und auf sein Zimmer.

    Was da für ein Prüfstein auf sie zukam - das wurde den U15-Spielern am Abend bei der Mannschaftsbesprechung klar. Die Videovorführung war mehr als eindrucksvoll. Die türkischen Spieler hatten gegen die weiß-blauen Argentinier tatsächlich kaum Land gesehen. Alle Südamerikaner waren absolut spitze! Besonders auffällig aber war der Akteur mit der Nummer 10. In Buenos Aires wurde schon von einem neuen Maradona gesprochen. Und wirklich: Die Vorschusslorbeeren waren nicht aus der Luft gegriffen. Es war irre. Der schwarzhaarige Spielmacher konnte einfach alles am Ball. Zudem hatte er das komplett richtige Timing. Jedes Anspiel von ihm erreichte einen Mitspieler. Zwei der drei argentinischen Tore bereitete er perfekt vor. Steilpässe von Jorge Demel, so hieß dieser Wunderknabe, wurden von einem unglaublich schnellen Stürmer, die Nummer 7, mit dem Rücken aufgenommen und direkt verwandelt. Das ging so schnell, dass erst in der Zeitlupe deutlich wurde, wie genial diese Angriffe waren.
    Bei der türkischen Mannschaft fiel, wie Stettler schon gesagt hatte, als Einziger Matz positiv auf. Ganz allein versuchte
er es einige Male gegen die Abwehr der Südamerikaner und kurz vor Schluss gelang ihm so zumindest der Ehrentreffer. Matz grinste groß in die Kamera des türkischen Fernsehens und zeigte das Victory-Zeichen. Das konnte sich aber logischerweise beim Spielstand von 1:3 nur auf das bevorstehende Spiel gegen Deutschland beziehen: Die deutsche U15, so war es zu verstehen, würde

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