Locke greift an
zu sein«, meinte er. »Findest du nicht?«
»Mann, Patrick!«, entgegnete Kevin und sein Tonfall war wie immer irgendwie ein Stück weit Bayern München. »Das ist nur ein Zwischenziel, wir wollen den EM-Pokal.«
Patrick bestätigte: »Schon, aber sagen wir es mit eurem großen Häuptling Beckenbauer: Schauen wir mal!«
Darauf antwortete Kevin nicht, offensichtlich war ihm so etwas wie eine gewisse Bescheidenheit fremd.
An diesem Abend spielte die Gruppe D, und natürlich sah man sich die Spiele gemeinsam auf der Großleinwand an. Die Schweiz gewann gegen Schweden mit 2:1 und Rumänien schlug Österreich 2:0. Die kleine Schweiz hatte sich damit an die Spitze dieser Gruppe gesetzt und war für die Zwischenrunde ebenfalls qualifiziert.
Etwas sorgenvoll schaute Stettler dennoch drein, denn vor dem Zubettgehen erklärte er seinen Leuten, dass der nächste Gegner wohl England werden würde. Damit wussten alle, dass möglicherweise eine der besten Jugendmannschaften der Welt auf sie wartete.
Und so kam es! Locke sah am nächsten Tag ein Match, in dem England mit großer Härte, aber auch technischem Können die Portugiesen in Grund und Boden spielte. 2:0 lautete das Resultat und ein kleiner, kompakter Typ, den alle nur Kenny nannten, war der beste Spieler auf dem Platz. Auch wenn solche Vergleiche immer etwas blöd waren, der Reporter im Fernsehen sprach von einem neuen Wayne Rooney. Neben England hatte sich dennoch Portugal für die Zwischenrunde qualifiziert, da Spanien im Spiel gegen Albanien nur ein 1:1 schaffte - und damit konnte sich Berlin auf das Match Türkei gegen Portugal freuen. Die deutschen Spieler allerdings mussten zum Schlager-Spiel gegen England nach Köln reisen.
Kurzfristig hatte der DFB deshalb beschlossen, das Quartier der Mannschaft zu wechseln, da wahrscheinlich auch die beiden nächsten Treffen eher in Westdeutschland stattfinden würden. Man packte also die Koffer und mit einer Sondermaschine der Lufthansa ging es nach Köln. Die Sportschule in Hennef, in der Nähe der Domstadt, wurde kurzerhand für den Nachwuchs des deutschen Fußballs geblockt.
Die letzten Gruppenspiele erbrachten dann nochmals
Überraschungen. Holland schied in der Gruppe C nach einem 1:1 gegen Schottland aus. Russland besiegte Belgien mit 2:1. Schottland war also Erster in dieser Gruppe geworden und die Mannschaft aus Russland war ebenfalls eine Runde weiter.
Ganz stark präsentierte sich in der Gruppe D die Schweiz; ein 3:0 gegen Österreich ergab neun Punkte in der Gruppenphase. Schweden gewann gegen Rumänien mit 2:1 und war als Gruppenzweiter damit ebenfalls in der Zwischenrunde. Die anstehenden K.O.-Spiele sahen also wie folgt aus:
In Berlin
Türkei gegen Portugal
In Köln
Deutschland gegen England
In München
Schottland gegen Schweden
In Nürnberg
Schweiz gegen Russland
Locke stöhnte ein bisschen. So eine Europameisterschaft war der reinste Stress! Es war kaum Zeit, sich um Eva oder seine Eltern zu kümmern. Er bekam eine Ahnung von dem, was es hieß, ein Fußballprofi zu sein … Aber er telefonierte wenigstens mit den dreien. Und da der DFB für dieses wichtige Match gegen England seinen Spielern jeweils drei Eintrittskarten zur Verfügung gestellt hatte, konnte Locke sie in das Stadion nach Köln einladen.
Er sprach mit Eva darüber: »Bitte nicht böse sein, wenn ich an diesem Tag nicht groß Zeit für euch haben werde, aber im Stadion dabei zu sein, ist doch für euch immer noch schöner, als am Fernseher zu leiden - oder?«
Eva war nicht ganz so begeistert. »Fernsehen oder Tribüne - anfassen kann ich dich so und so nicht«, antwortete sie und seufzte etwas.
Locke lächelte vor sich hin. »Das holen wir alles nach, dann kannst du einen echten Europameister anfassen.«
Eva musste nun kichern. »Fühlst du dich dann etwa anders an?«, fragte sie, aber Locke war schon wieder in Eile und konnte auf diese Anspielung leider nicht eingehen - denn: Das Abschlusstraining vor dem Spiel gegen die Engländer stand an und dort sollte es für Patrick Schubert eine echte Überraschung geben.
Stettler rief zu Beginn der Trainingseinheit seinen Spieler zu sich. »Pass auf, Patrick, ich habe etwas Besonderes mit dir vor«, begann er. »Du hast gesehen, dass die Engländer mit diesem Kenny einen Spieler besitzen, der alles kann. Tore schießen, aber auch das Spiel machen. Es klingt jetzt etwas altmodisch, aber ich möchte diesen Jungen in eine Art Manndeckung nehmen. Und das sollst du machen.«
Patrick war etwas
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