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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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gefährlich, allein durch die Wüste zu fahren“, warnte Karim sie.
    „Sie selbst leben doch auch ganz allein dort.“
    „Das ist etwas anderes. Ich bin mit der Wüste vertraut.“
    „Und ich lerne rasch. In Zukunft weiß ich, dass ich eine Decke oder einen Umhang zum Schutz gegen Sandstürme mitnehmen muss und genügend Wasser, falls ich irgendwo festsitze. Es würde auch nichts schaden, mit einem Funkgerät ausgerüstet zu sein, aber im Camp haben wir leider nur zwei. Ich bezweifle, dass man mir eins davon überlässt.“
    „Die Wüste kann zu einem gefährlichen Ort werden, rau und unbarmherzig“, betonte er.
    „Und dennoch lieben Sie sie“, erwiderte sie leise.
    Er antwortete nicht. Sein Blick wanderte durch das Camp und verlor sich in der Ferne. Es war, als würde das Land nach ihm rufen, ihn in seinen Bann ziehen.
    Sie kehrten ins Zelt zurück. Lisa setzte sich wieder in ihren Rollstuhl. „Konnten Sie in der Zwischenzeit an Ihrem Staudammprojekt weiterarbeiten?“, fragte sie.
    „Darum kümmern sich die Ingenieure.“
    „Was haben Sie studiert?“
    „Maschinenbau. Ich habe auch an den Bauplänen mitgearbeitet.“
    „Und was tun Sie sonst noch?“
    „Was meinen Sie damit?“
    „Ob Sie einen Job haben, dem Sie jeden Tag nachgehen. Aber ich nehme an, dass Sie sich Ihre Zeit einteilen können?“
    „Ich besitze mehrere Büros in der Innenstadt. Hauptsächlich arbeite ich an Projekten für meinen Onkel, allerdings erst seit dem Tod meiner Frau. Als Nura noch lebte, verbrachten wir mehr Zeit im Ausland als in Moquansaid. Man nannte uns die inoffiziellen Botschafter unseres Landes. Nura liebte Reisen, vor allem nach Europa.“
    „Wirklich? Dabei ist Moquansaid doch so ein wunderschönes Land“, meinte Lisa erstaunt.
    Mit nachdenklich gefurchter Stirn stand Karim am Zelteingang. Bei Lisas Bemerkung fragte er sich erneut, warum es Nura immer wieder in die Fremde gezogen hatte. Sie waren sich einig gewesen, dass sie das Haus, das er nach der Hochzeit gekauft hatte, ganz nach ihrem Geschmack einrichten und nach Paris und London fliegen sollte, um die antiken Möbel und Brokatstoffe an Ort und Stelle auszusuchen. Doch sie hatte kaum Zeit dort verbracht, als das Haus fertig eingerichtet war.
    Auch die Wüste hatte Nura nicht gemocht. Dagegen waren Partys und ausgedehnte Einkaufsbummel mehr nach ihrem Geschmack gewesen – alles, was sie auf Achse hielt.
    Wieder warf er einen Blick auf Lisa. Die Begeisterung, die sie so oft zeigte, war echt. Sie hatte ganz hingerissen auf sein Wüstenzelt reagiert, und auch auf seine Villa und den Garten.
    Ebenso begeistert war sie vom Anblick der alten Karawanenstraße gewesen, als sie mit dem Hubschrauber darübergeflogen waren. Lisa schien zu den Menschen zu gehören, die sich für viele Dinge interessierten und nie müde wurden, etwas Neues zu lernen.
    Karim fand, dass es an der Zeit war, sich zu verabschieden. Er hatte seine Pflicht getan, indem er den Arzt hergeflogen und Lisa die Nachricht seiner Mutter überbracht hatte. Er war der Meinung gewesen, dass es sich um einen kurzen höflichen Gruß handelte. Umso überraschender fand er die Einladung.
    Und er hatte geglaubt, Lisa heute zum letzten Mal zu sehen. Für seinen Seelenfrieden wäre es besser gewesen, denn ihre Nähe weckte Gefühle in ihm, die er seit Langem begraben glaubte. Er hatte Nura unendlich geliebt. Drei Jahre waren seit ihrem Tod vergangen, doch er empfand ihren Verlust immer noch so schmerzhaft wie am ersten Tag. Keine andere Frau konnte jemals ihren Platz einnehmen.
    Aber warum verspürte er dann den Wunsch, Lisas Haar durch seine Finger gleiten zu lassen, um zu spüren, ob es wirklich so seidig war, wie es aussah? Warum wäre er gern mitgekommen, wenn sie nach Soluddai fuhr, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu fotografieren? Und warum träumte er davon, dass sie ihn in sein Wüstenzelt begleitete, wenn er nicht einmal Nura in sein ureigenstes Reich mitgenommen hatte?
    „Ich werde Ihnen den Helikopter am Freitag schicken“, sagte er knapp. Dann hatte er es eilig, aus ihrer Nähe zu kommen.

5. KAPITEL
    Am Freitagnachmittag war Lisa nur noch ein einziges Nervenbündel. Die hübschesten Sachen, die sie mitgenommen hatte, waren höchstens für einen informellen Besuch geeignet, aber sie packte sie ein. Yasmin hatte geschrieben, dass ihr Mann nicht da war und sie über das Wochenende gern etwas Gesellschaft hätte. Lisa hoffte, dass sie im Apartment bleiben und nicht irgendwo hingehen

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