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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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die beiden Männer in ein angeregtes Gespräch vertieft. Lisa blieb einen Moment lang unschlüssig stehen, dann nahm sie an einem anderen Tisch Platz. Kaum war sie mit dem Essen fertig, ging sie in ihr Zelt hinüber. Sie wollte unbedingt noch die Fotos entwickeln, die sie heute Nachmittag gemacht hatte.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als sie Karim ihren Namen rufen hörte. Normalerweise ärgerte sie sich, wenn sie beim Entwickeln gestört wurde, doch bei Karim war es etwas anderes, wie sie zugeben musste.
    „Warten Sie bitte einen Moment“, rief sie zurück. „Ich bin mitten im Entwickeln und möchte nichts ruinieren.“
    Fünf Minuten später wurde der Zelteingang geöffnet, und Karim schlüpfte herein. Er setzte sich auf ihre Liege, wo zwei Fotoalben lagen. Eins davon enthielt die Bilder von Jeppas Party. Karim nahm es zur Hand und blätterte darin.
    „Sie können es gleich für Ihre Cousine mitnehmen“, sagte Lisa. „Dann brauche ich es nicht mit der Post zu schicken.“ „Die Aufnahmen sind hervorragend geworden“, meinte er bewundernd. „Sie haben die Personen sehr gut getroffen.
    Aber hier liegen zwei Alben.“
    „Das andere ist für Ihre Mutter, als Dank für die Einladung.“ Lisa schaute auf ihre Armbanduhr. Es war schon nach elf. „Müssen Sie nicht gehen?“
    „Professor Sanders bat mich, noch einen Tag zu bleiben. Er wollte mit Ihnen sprechen.“
    „Ah, ja. Möchten Sie die Fotos von heute Nachmittag sehen? Ich habe den Film entwickelt und Abzüge gemacht.“
    „Ja, gern.“ Karim stand auf. Als er ihr in die provisorische Dunkelkammer folgte, konnte sie förmlich seine Körperwärme spüren, so nahe war er ihr. Der Raum bot gerade einmal Platz für eine Person, aber nicht für zwei.
    Das rote Licht ließ die Fotos zunächst grau erscheinen, doch man konnte bereits sehen, dass die Farben sehr lebendig herauskommen würden.
    Karim betrachtete die Bilder. „Sehr schön. Sie haben einen hervorragenden Blick fürs Detail. Das Foto von dem kleinen Mädchen hier gefällt mir besonders gut. Wollen Sie es für Ihr Buch über Moquansaid verwenden?“
    „Ja, in dem Teil über die Wüste und die Nomaden. Allerdings möchte ich auch Bilder von der Hauptstadt bringen, um die Kontraste zu zeigen.“
    Als er sich umdrehte und dabei ihre Schulter streifte, durchlief es Lisa wie flüssiges Feuer. Einen Augenblick lang wurde sie von dem heftigen Wunsch besessen, er möge sie küssen. Beinahe hätte sie ihm die Arme um den Nacken geschlungen. Erschrocken über ihr Verlangen, wich sie einen Schritt zurück und stieß dabei gegen den Tisch mit den Chemikalien. Karim würde entsetzt sein, wenn er in ihr Innerstes schauen könnte!
    „Ich sehe besser mal nach, was der Professor von mir will“, murmelte sie. „Nochmals vielen Dank, dass Sie mich zu dem Beduinendorf mitgenommen haben.“
    „Ah, da sind Sie ja“, empfing Professor Sanders sie, als Lisa das große Zelt betrat, in dem die Funde aufbewahrt wurden.
    „Ist Ihnen eigentlich bewusst, mit wem Sie es bei Karim al Shaldor zu tun haben?“
    „Natürlich, mit dem Mann, der mich im Sandsturm gerettet hat“, erwiderte sie.
    „Und dem Mann, der Einfluss auf den Scheich ausüben könnte, von dem wir die Genehmigung für die Ausgrabungen erhielten. Ich dachte mir, wenn Karim ein paar Tage bleibt und sieht, wie bedeutend unsere Entdeckungen sind, dann überredet er seinen Onkel vielleicht, die Frist zu verlängern. Sprechen Sie mit ihm und bitten Sie ihn, seinen Einfluss geltend zu machen.“
    „Das kann ich nicht tun, selbst wenn ich glauben würde, dass es funktioniert. So gut kennen wir uns auch wieder nicht.“
    „Unsinn. Sie sind eine anziehende junge Frau, Lisa. Ich brauche Ihnen sicher nicht erst zu sagen, wie Sie Ihre Waffen einsetzen müssen, um Ihren Willen durchzusetzen.“
    Lisa lachte. „Sie haben zu lange in der Vergangenheit gelebt, Herr Professor. Außerdem bin ich bestimmt nicht sein Typ. Ich hoffe ebenso wie Sie und alle anderen, dass wir länger hier bleiben können. Aber ich werde meine Bekanntschaft mit Karim und seiner Familie nicht ausnützen, um ihn in unserem Interesse unter Druck zu setzen. Der Schlusstermin war uns von Anfang an bekannt.“
    „Aber wenn er doch verschoben werden könnte!“
    „Dann muss das ohne mein Zutun arrangiert werden.“
    Lisa verließ das Zelt. Vor dem Eingang prallte sie gegen Karim. Es wäre unsinnig gewesen zu hoffen, dass er von dem Gespräch nichts gehört hatte. Sie brachte ein

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