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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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reagierte?
    Mit einem Ruck öffnete sie ihre Zelttür. „Danke fürs Zurückbringen. Auf Wiedersehen“, sagte sie und streckte ihre Hand nach ihren Taschen aus. Sie musste schleunigst aus seiner gefährlichen Nähe kommen.
    Ihre Zurückweisung war für Karim eine neue Erfahrung. Nura hätte ihn einen verwöhnten Jungen genannt und über seine Verblüffung gelacht. Er übergab Lisa ihr Gepäck und sah ihr nach, wie sie im Inneren des Zeltes verschwand.
    Sie war so ganz anders als die Frauen, die er kannte. Zwar besaß sie nicht deren Eleganz und Weltgewandtheit, doch ihre Natürlichkeit und ihre Begeisterungsfähigkeit verzauberten ihn. Es tat ihm leid, dass er sich gestern Abend zu solch taktlosen Bemerkungen hatte hinreißen lassen. Inzwischen war ihm klar geworden, dass seine Mutter sich eher eine Schwiegertochter aus Moquansaid wünschte als eine Frau, die auf der anderen Seite der Erdkugel zu Hause war. Zu Lisas Ehren musste auch gesagt werden, dass sie niemals versucht hatte, mit ihm zu flirten, oder ihm sonst einen Grund zu der Annahme gegeben hatte, dass sie näher an ihm interessiert war.
    Karim ging zum Helikopter zurück. Er nahm sich vor, mit dem Camp in Funkkontakt zu bleiben, um zu sehen, ob Lisa weiter ärztliche Betreuung brauchte.
    Professor Sanders kam auf ihn zugeeilt. „Scheich al Shaldor, es tut mir leid, dass ich Sie nicht erkannt habe, als Sie neulich hier waren!“, entschuldigte er sich. „Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns wieder besuchen kämen. Kann ich Ihnen irgendwelche näheren Informationen über unser Ausgrabungsprojekt geben?“
    „Danke, Sie haben mir bei unserem letzten Rundgang alles bestens erklärt“, erwiderte Karim, nachdem er den Professor begrüßt hatte. „Mein Onkel ist sehr zufrieden mit Ihren Fortschritten.“
    „Wir sind fasziniert von unseren Funden. Ich wollte, Sie wären dabei, wenn wir die nächste Bodenschicht untersuchen. Leider ist die Zeit so knapp, dass die Gefahr besteht, neue Entdeckungen zu ruinieren, wenn wir uns derart beeilen müssen. Es sei denn, der Termin könnte verlängert werden?“, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
    „Die Entscheidung darüber liegt nicht in meiner Hand“, erwiderte Karim. Die Grabungen hatten sein Projekt bereits genug Zeit und Geld gekostet. Er würde das Archäologenteam lieber heute als morgen abreisen sehen.
    „Vielleicht könnten Sie mit Ihrem Onkel sprechen?“, bat der Professor.
    „Nein, tut mir leid. Was mich angeht, so habe ich das größte Interesse daran, dass die Arbeiten hier möglichst schnell beendet werden.“
    „Ich verstehe. Aber möchten Sie nicht doch noch einmal herkommen und etwas länger bleiben? Wenn Sie sehen, was wir alles finden, und mehr über die Menschen erfahren, die einst hier lebten, überlegen Sie es sich vielleicht anders.“
    Inzwischen waren sie beim Helikopter angelangt. Karim hatte nicht vor, seine Meinung zu ändern. Aber er wusste sehr gut, dass man eine Tür nie ganz zuschlagen sollte.
    Sein Blick wanderte hinüber zu Lisas Zelt. Er erschrak nicht wenig, als er sich bei dem Wunsch ertappte, tatsächlich wiederzukommen. Würde er es terminlich einrichten können?
    „Eventuell, falls ich die Zeit finde“, antwortete er. „Ich werde Ihnen rechtzeitig Bescheid geben.“ In den nächsten Tagen würde es sich herausstellen, ob es ihm gelang, die hübsche Fotografin zu vergessen. Wenn nicht, würde er wiederkommen.
    Somit hatte er sich einen Türspalt offen gelassen. Mit einem kurzen Abschiedsgruß kletterte Karim in den Helikopter.
    Der Mittwoch war ein stürmischer Tag. Der Himmel hatte sich zugezogen, doch es sah nicht nach Regen aus. Es war allerdings sehr böig, und jedes Mal, wenn ein besonders heftiger Windstoß ins Camp fuhr, hob Lisa besorgt den Kopf. Das Zeltdach wölbte sich hoch, und die Wände flatterten beängstigend. Damit ihre Papiere nicht fortgewirbelt wurden, hatte sie sie mit Steinen, einer Schüssel, ihrer Kaffeetasse und ihrer Kamera beschwert.
    Abermals riss der Wind so heftig am Zelt, dass Lisa ernstlich fürchtete, es könnte sich aus seiner Verankerung lösen und weggeweht werden.
    „Sehr erfindungsreich, wie Sie die Papiere vor dem Davonfliegen schützen“, kam plötzlich eine Stimme vom Zelteingang her.
    Erschrocken fuhr Lisa herum. Zu ihrer Überraschung sah sie Karim in seinem traditionellen Gewand in der Tür stehen. Ein Turbantuch, dessen Enden seitlich lose herunterhingen, bedeckte sein dunkles Haar.
    Ihr Herz tat einen harten Schlag. „Ich

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