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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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hatte keine Ahnung, dass Sie kommen“, sagte sie, während sie die Aufzeichnungen, an denen sie gearbeitet hatte, mit einer weiteren Tasse beschwerte. „Ich habe auch den Helikopter nicht gehört.“
    „Es gibt noch andere Fortbewegungsmittel in der Wüste.“
    „Sind sie mit dem Pferd hier?“
    Er nickte. „Ham brauchte Bewegung. Außerdem braut sich ein Sturm zusammen. Es ist nicht gerade ungefährlich, bei solch bedrohlichen Witterungsbedingungen zu fliegen.“
    Ängstlich blickte Lisa sich in dem nicht sehr stabilen Zelt um. Sie betete zum Himmel, dass es standhalten würde, welches Unwetter auch immer auf sie zukommen mochte.
    „Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie wiederzusehen“, sagte sie.
    „Professor Sanders lud mich ein. Er hofft, dass ich meinen Onkel überreden werde, den Termin für die Beendigung der Ausgrabungen zu verschieben.“
    „Das wäre wunderbar. Sicher befinden sich noch ungeahnte Schätze in der Erde, die unwiederbringlich verloren sein werden, wenn die Stätte unter Wasser liegt.“
    „Bitte fangen Sie nicht wieder davon an. Sie kennen meine Einstellung, und ich habe nicht vor, sie zu ändern.“ Karim begann im Zelt umherzuschlendern und sich die verschiedenen Gegenstände auf den langen Tischen anzusehen.
    Lisa ärgerte sich über die Arroganz, mit der er ihre Argumente zur Seite fegte. Sie wollte ja gar nicht bestreiten, dass sein Staudammprojekt den Bewohnern dieser Region großen Nutzen brachte. „Aber auch die geschichtliche Vergangenheit ist von Bedeutung“, hielt sie ihm entgegen.
    Er ging nicht darauf ein. „Das Wetter scheint sich zu verschlechtern“, bemerkte er, während sein Burnus sich im Wind bauschte.
    „Dann hätten Sie lieber zu Hause bleiben sollen. Warum sind Sie gekommen?“
    „Ich wollte mit dem Professor sprechen und mehr von den Ausgrabungen sehen, auf die er so stolz ist. Außerdem hatte ich vor, Sie zu fragen, ob Sie mich nach dem Lunch zu einem Nomadenlager begleiten möchten. Bis zur Flutung lassen die Beduinen dort ihre Schafe grasen.“
    Lisa fühlte sich hin und her gerissen. Sie wusste, dass es für ihren Seelenfrieden besser war, wenn sie Karim aus dem Weg ging. Doch die Aussicht, den Nachmittag mit ihm zu verbringen, erschien ihr einfach zu verlockend. Wie hätte sie seiner Einladung widerstehen können?
    „Nur eine kleine Fahrt mit dem Jeep“, drängte er sanft.
    „Nach einem kurzen Besuch fahren wir wieder zurück.“
    Lisa seufzte. Was sollte sie seiner schmeichelnden Stimme entgegensetzen?
    Karim wand sich das eine Ende des Turbanschals so um den Kopf, dass von seinem Gesicht nur die Augen frei blieben. Professor Sanders hatte ihnen gestattet, einen der Jeeps zu nehmen. Nachdem er Lisa geraten hatte, einen Schal oder ein Tuch einzupacken, mit dem sie ihr Gesicht vor Sand und Staub schützen konnte, stiegen sie ein und fuhren los.
    Es gab keine Straße, nicht einmal Fahrspuren. Um sie herum erstreckte sich eine endlose Sandwüste mit magerem Buschwerk und vereinzelten Grasbüscheln.
    Bald hatten sie das Ufer eines seichten Flusses erreicht und folgten seinem trägen Lauf. Nahe dem Wasser war die Vegetation etwas üppiger.
    „All das hier wird bei der Flutung des Tales vernichtet werden, oder?“, fragte Lisa, als sie an einem Akazienhain vorbeikamen. Die dicht belaubten Bäume bildeten einen starken Kontrast zu der öden Wüstenebene, in der die Ausgrabungsstätte lag. Bei einer Wasserstelle, die von Sickerwasser aus den Bergen gespeist wurde und den Wadi Hirum mit dem lebenswichtigen Nass versorgte, standen einige Dattelpalmen. Der Wind ließ ihre Wedel auf und ab tanzen, auf dem Wasser des Tümpels kräuselten sich kleine Wellen.
    „Es dauert einige Jahre, bis das Reservoir zur Gänze gefüllt ist“, erklärte Karim. „Aber dieses Gebiet wird als Erstes unter den Fluten verschwinden.“
    „Wenn man bedenkt, wie lange diese Bäume schon hier stehen“, sagte Lisa traurig. „Vielleicht sind wir die letzten Menschen, die sich noch an ihrem Anblick freuen können.“
    „Sie sind eine hoffnungslose Romantikerin. Wachsen, leben und sterben liegt in der Natur der Dinge. Dank der Bewässerung, die das Reservoir ermöglicht, werden hier bald neue Bäume wachsen, und Felder können bebaut werden.“
    „Hmm“, machte Lisa nachdenklich.
    „Oder haben Sie etwas gegen den Fortschritt?“
    „Nein, natürlich nicht. Ich möchte nicht so leben wie meine Vorfahren. Ich wünschte nur, der Fortschritt wäre auch erzielbar, ohne dass die Natur

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