Lockend klingt das Lied der Wueste
nervöses Lächeln zustande. Wieder war sie sich seiner Nähe mit jeder Faser ihres Körpers bewusst.
„Professor Sanders meinte, Sie möchten vielleicht etwas länger bleiben, um die Fortschritte der Ausgrabungsarbeiten zu sehen. Wir alle hoffen, dass die Frist verlängert werden kann.“ Damit ging sie weiter.
Karim folgte ihr. „Ich habe es gehört.“
„Oh.“
Er packte sie am Arm und zwang sie, stehen zu bleiben und ihn anzusehen. Das Camp lag im Dunkeln, nur aus einigen Zelten drang ein schwacher Lichtschein. Sein Gesicht war kaum zu erkennen.
„Wenn es nach mir ginge, würde ich die Frist eher verkürzen als verlängern“, sagte er. „Der Professor und sein Team werden zum vereinbarten Zeitpunkt ihre Arbeit beenden und das Camp abbrechen.“
Lisa seufzte. „Ich weiß.“
„Lisa, Sie sind eine Frau von Ehre.“
Seine Bemerkung irritierte sie. Was sollte sie darauf erwidern? „Besten Dank.“
Er lachte leise. „Sie klingen verärgert. Frauen hören es lieber, wenn man ihnen sagt, dass sie schön sind. Dass sie betörender duften als die wohlriechendste Blume, dass ihre Augen wie Edelsteine funkeln und dass ihre Lippen köstlicher schmecken als der süßeste Granatapfel.“
Lisa blickte zu den Sternen hinauf, die klar und leuchtend am Nachthimmel standen. Wenn man Karims spöttischen Tonfall überhörte, konnte man fast glauben, er mache ihr eine Liebeserklärung.
„Es ist wunderschön hier“, murmelte sie.
Unerwartet beugte er sich zu ihr und streifte mit seinem Mund ihre Lippen. Überrumpelt wich Lisa einen Schritt zurück.
Karim forschte aufmerksam in ihrem Gesicht, bevor er sie von den Zelten weg in die schützenden Schatten zog. Dort nahm er sie in die Arme und küsste sie abermals. Diesmal war sein Kuss nicht nur eine flüchtige Berührung, sondern das leidenschaftliche Drängen eines entschlossenen Mannes. Lisa zögerte nur einen kurzen Augenblick, bevor sie bereitwillig die Lippen öffnete und seinen Kuss hingebungsvoll erwiderte. Ihr ganzer Körper wurde von einer Hitzewelle erfasst, und sie bekam kaum noch Luft. Karims Kuss war alles, was sie sich jemals im Leben gewünscht hatte.
Als er seine Lippen von ihren löste, hätte sie vor Enttäuschung beinahe laut aufgestöhnt.
Er nahm sie bei der Hand. „Lass uns ein Stück laufen“, bat er rau. „Wir können die Sterne beobachten und den Pulsschlag der Wüste spüren.“
Hand in Hand gingen sie zur anderen Seite der Ausgrabungsstätte, wo keine Gefahr bestand, dass sie in der Dunkelheit in irgendwelche Gräben fielen. Mühelos fand Karim den Weg, obwohl kein Mond am Himmel stand.
Hinter ihnen verklang das Stimmengemurmel, das aus den Zelten drang. Stille umfing sie. Nur das Rauschen des Windes in den Gräsern war zu hören. Sanft strich die Brise über Lisas Haut.
„Du scheinst mit der Wüste sehr vertraut zu sein“, bemerkte sie.
„Meine Familie lebt seit Jahrhunderten in diesem Landstrich. Die Wüste ist ein Teil von mir. Ich könnte mein ganzes Leben hier draußen verbringen, ohne dass ich die Stadt auch nur im Mindesten vermissen würde.“
Im Grunde hatte Lisa nichts anderes erwartet. Trotz seines weltgewandten Auftretens, wenn er sich in städtischer Umgebung befand, war er im Herzen immer ein Sohn der Wüste geblieben.
Karim hätte gern gewusst, wie es Lisa in der Landschaft, die er so liebte, gefiel. Nicht jeder konnte der Wüste etwas abgewinnen. Für die Beduinen war sie zur Heimat geworden, doch Lisa kam aus einer völlig anderen Welt.
Als er stehen blieb, verhielt sie ebenfalls den Schritt. Sie waren ganz allein, umgeben von den Geräuschen der Nacht.
Warum hatte er sie geküsst? Seit Nuras Tod war er nur ein oder zwei Mal mit anderen Frauen ausgegangen. Es waren bedeutungslose Affären gewesen, und er hätte seine Zeit besser allein oder mit seiner Familie verbracht.
Doch Lisa Sullinger hatte etwas an sich, das ihn fesselte. Er war sogar bereit gewesen, seine Pflichten zu vernachlässigen, um mit ihr zusammen zu sein.
Ihre Lippen schmeckten so köstlich, wie sie ihm erschienen waren, und ihre ausdrucksvollen Augen faszinierten ihn. Alles an ihr faszinierte ihn.
Unwillig runzelte er die Stirn. Es gefiel ihm nicht, wie er auf Lisa reagierte. Eine andere Frau als Nura hatte in seinem Leben nichts zu suchen. Aber Nura war seit drei Jahren tot. Sie würde nie mehr zurückkommen.
Karim wollte seine Liebe zu ihr auf ewig bewahren. Er hatte Nura immer für etwas Besonderes gehalten, auch wenn sie nicht
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