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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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du, Lisa“, rief Jeppa in diesem Moment. „Komm mit, ich möchte dich einem Freund vorstellen. Er wird demnächst sein Studium an der Universität von Berkeley beginnen, das ist nicht weit von Seattle, nicht wahr? Ich dachte, da könnte er dich doch einmal besuchen, er ist wirklich sehr nett.“ Sie schob ihren Arm unter den von Lisa und zog sie weg von Karim.
    Lisa war die Ablenkung recht, wenn sie ihre traurigen Gedanken für eine Weile vergessen konnte.
    „Lisa, das ist Hamid. Hamid, Lisa ist eine berühmte Fotografin“, machte Jeppa bekannt. „Ich besitze einen ihrer Bildbände.“ Sie ermunterte die beiden, ihre Adressen und Telefonnummern auszutauschen, und ließ sie dann allein.
    Lisa lächelte höflich. Hamid war etwa in ihrem Alter und erzählte, dass er in Berkeley ein medizinisches Fachstudium absolvieren wolle. Sobald er sich etwas eingelebt hatte, versprach er, würde er Lisa anrufen. Dann entdeckte er einen seiner Freunde und verabschiedete sich von ihr.
    Lisa hielt nach Karim Ausschau, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. War er bereits gegangen?
    Am nächsten Morgen überkam Lisa das heulende Elend. Jedes Mal, wenn sie ihr Zimmer verlassen wollte und dabei an den bevorstehenden Abschied dachte, flossen die Tränen aufs Neue, und sie musste ein paar Minuten warten, bis sie wieder versiegt waren.
    „Meine Güte, nun reiß dich doch zusammen!“, schalt sie sich selbst. Immerhin konnte sie mit Yasmin in Kontakt bleiben und auf diesem Wege erfahren, wie es Karim ging.
    Wenn sie wieder zu Hause war und sich in alle möglichen Aktivitäten stürzte, würde es ihr leichter fallen, Abstand von ihm zu gewinnen. Und da war schließlich auch Hamid, auf dessen Besuch sie sich ehrlich freute.
    Wieder flossen die Tränen. Lisa holte tief Luft und ging ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen. „Fang nur nicht wieder an zu heulen!“, befahl sie ihrem Spiegelbild.
    Irgendwie schaffte sie es, sich von Yasmin zu verabschieden und ihr für alles zu danken, ohne dass sie abermals weinen musste, obwohl es sie große Beherrschung kostete.
    In einer Luxuslimousine wurde sie zum Flughafen gebracht. Ein letztes Mal blickte Lisa auf die Hochhäuser, Villen, Moscheen und Geschäfte, die vor dem Fenster vorbeizogen. Nun hatte sie die letzten Tage doch nicht mehr genutzt, um noch ein paar Fotos zu machen. Aber vielleicht würde sie ja eines Tages wiederkommen, um den Stausee zu sehen.
    Am Flughafen fand sie rasch die anderen. Gemeinsam gingen sie durch die Sicherheitszone und warteten in der Lounge.
    Keinem von ihnen war nach Reden zumute. Als der Flug aufgerufen wurde, stellten sie sich in die Warteschlange, um an Bord zu gehen.
    Lisa schaute sich ein letztes Mal um. Insgeheim hatte sie gehofft, dass … Plötzlich setzte ihr das Herz aus, um dann rasend schnell weiterzuschlagen.
    Mit zielstrebigen Schritten kam Karim auf sie zu. Lisa war überglücklich, dass er doch noch kam, um sich von ihr zu verabschieden. Gestern Abend bei dem Empfang hatte sie keine Gelegenheit mehr dazu gehabt.
    Hastig löste sie sich aus der Reihe der Wartenden und ließ einen verdutzten Professor Sanders zurück.
    „Karim! Wie schön, dass du kommen konntest!“, sagte sie atemlos, als sie voreinander standen.
    „Natürlich. Ich konnte dich doch nicht einfach so gehen lassen.“
    „Nochmals vielen Dank für alles.“ Mehr brachte sie nicht hervor, denn ihr wurde die Kehle eng. Sie wollte ihn nach Seattle einladen, wollte ihn bitten, gemeinsam ihr neues Buch durchzugehen, bevor sie es an den Verlag schickte, wollte ihm sagen, dass sie ihn liebte. Aber die Tränen liefen schneller, als sie ihre Gedanken in Worte fassen konnte, und nur ein Schluchzen kam über ihre Lippen.
    „Lisa, bitte weine nicht“, bat er rau. „Es bricht mir das Herz.“
    Sie schüttelte den Kopf. Nuras Tod hatte ihm bereits das Herz gebrochen, und vermutlich würde es niemals heilen.
    Sanft zog er sie in seine Arme. Die Tränen flossen immer noch, doch Lisa fühlte sich plötzlich wunderbar geborgen. So sicher und beschützt wie während des Sandsturmes.
    „Bitte geh nicht fort“, bat er leise.
    „Was?“ Lisa legte ihre Stirn an seine Schulter. Tief atmete sie seinen Geruch ein, der ihr von ihrer ersten Begegnung an in Erinnerung geblieben war.
    „Bleib bei mir, Lisa. Lass mich nicht allein!“
    Sie konnte ihn unmöglich richtig verstanden haben. Schon immer hatte sie eine blühende Fantasie gehabt. Nun bildete sie sich genau die Worte ein, die sie sich am meisten

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