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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich die beiden Männer Zigarren an und entspannten sich bei einem Brandy, während der Himmel draußen in einem intensiven Abendrot erglühte.
    Topaz schlüpfte aus dem Haus und rannte zu den Sklavenbaracken hinüber. Colossus spazierte wie jeden Abend an der langen Reihe ärmlicher Hütten entlang, auf seinem Weg zum Herrenhaus. Niemand schenkte ihm viel Aufmerksamkeit, obwohl jeder wusste, wohin er ging und warum. Topaz traf unter einer schönen alten, mit Moos und Flechten behangenen Eiche mit ihm zusammen.
    »Die Herrin sagt, du darfst heute Abend auf keinen Fall ins Haus kommen.«
    »Warum nicht?«
    »Ihr feiner englischer Herr ist wieder da, und da kann sie natürlich keinen Nigger in ihr Schlafzimmer lassen.«
    Er drängte sich daraufhin brüsk an ihr vorbei und hatte schon zwei weitere Schritte aufs Haus zu getan, als Topaz ihm verzweifelt nachflitzte. »Colossus, nein! Sie zieht mir die Haut ab!«, flehte sie.
    Da packte er sie bei den Armen. »Dann kannst du ihren Platz einnehmen, Topaz.«
    »Nein, du bist viel zu groß für mich!«, rief Topaz angsterfüllt.
    »Wann geht dieser Engländer wieder?«
    »Morgen. Ich hab gehört, wie er gesagt hat, dass er auf jeden Fall morgen wieder fährt.«
    »Also gut, Mädchen, dann geh.«
    Jaquine wurde immer ungeduldiger, während sie den Männern beim Rauchen, Schwatzen und Lachen zusah. Schließlich erhob sie sich und streckte sich katzenhaft. »Zeit für unser kleines tete-a-tete, Patrick«, schnurrte sie.
    Patrick, der ihr nun nicht mehr ausweichen konnte, machte gute Miene zum bösen Spiel und lächelte träge. »Nach dir, meine Liebe.« Er folgte ihr hinauf in ihr Boudoir und zog die Tür hinter sich zu. Dann trat er an ein Spirituosentischchen, nahm zwei Gläser und schenkte Bourbon ein. »Versuch's mal auf meine Art, mit einer Spur Magenbitter; das macht den Geschmack noch feiner«, sagte er.
    »Cheri, du weißt doch, isch mag's auf jede Art«. Und sie lachte kehlig.
    »Tut mir Leid, dass ich so rasch schon wieder aufbrechen muss, aber wenn ich zurückkomme, haben wir jede Menge Zeit zum ... Reden.«
    »Wie lange wirst du fort sein, mon amour?«, erkundigte sie sich.
    »Drei Wochen, höchstens einen Monat, denke ich.« Er füllte ihr Glas auf. »Warum hast du nicht wieder geheiratet?«, fragte er mit hochgezogener Braue.
    »Weil nur du misch befriedigst, mon cheri«, erwiderte sie lachend.
    Er setzte sich neben sie und schlang einen Arm um ihre Taille. Dann nahm er ihr das Glas aus der Hand und setzte es an ihre Lippen.
    »Wie viele hast du ausprobiert?« Er grinste.
    »Wie viele auf einmal, meinst du?« Er sah, dass ihre Lider allmählich schwer wurden. Ihre Pupillen waren bereits enorm geweitet. Da hob er sie auf und trug sie zum Bett. Dann begann er sie auszuziehen. Er verfuhr absichtlich provozierend langsam dabei, küsste und biss in jedes Stück nacktes Fleisch, das zum Vorschein kam. Ihr leises Stöhnen erstarb schließlich, und sie lag bewusstlos da. Patrick blies die Lampen aus und machte sich rasch aus dem Staub, wobei er zufrieden die Jackentasche tätschelte, in der er das Fläschchen mit dem Schlafmittel versteckt gehalten hatte.
     
    Bevor Kitty Land erblickte, konnte sie es bereits riechen. Es war eine einzigartige Mischung aus Gewürzen und Dschungelpflanzen. Vögel kamen angeflogen und begrüßen das Schiff, und um sie herum im Wasser schwammen Flaschen und Müll, die unvermeidlichen Zeichen menschlicher Zivilisation. Der Hafen tauchte blassblau vor ihnen auf und die Wellen klatschten laut an die Kaimauer. Auf den Docks herrschte ein reges Gedränge, und Kitty konnte sehen, dass sie meisten Menschen Schwarze waren. Sie erspähte ein Regierungsgebäude mit Kanonen davor, die Warenspeicher und Märkte, die sich am Wasser entlangzogen. Die Häuser waren in unterschiedlichen Pastelltönen gestrichen und besaßen herrliche schmiedeeiserne Balustraden. Die Sonne schien blendend hell vom Himmel herab, und es war schwül wie in einem Backofen; Kitty konnte kaum atmen. Käpt'n Harding führte sie an Land, und Kitty wusste, dass sie sich als erstes ein neues, leichteres Kleid kaufen musste. Sie fühlte sich zwar besser, kaum dass ihre Füße festen Boden berührten, doch in ihrem schweren Samtkleid und dem Mantel erstickte sie beinahe. Big Jim geleitete sie die East Bay Street entlang zu einem Kleiderladen. Ihr Bauch war mittlerweile kaum mehr zu verbergen, deshalb erstand sie ein weites, hellgrünes Sommerkleid mit einem dazu passenden

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