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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Street zur Sklavenauktion. Sie wurde mit den anderen schwarzen Frauen, die zum Verkauf standen, hinausgeführt. Ein junges Mädchen stand soeben auf dem Auktionsblock, und zu Kittys Entsetzen wurde sie splitternackt ausgezogen und von den Kaufinteressenten prüfend begrabscht und gekniffen. Sie wusste, dass sie eine solch demütigende Behandlung nie überstehen würde, lieber wollte sie sterben. Doch schon bald kehrte Logan mit einem Mann zurück, der sie mit kritischem Interesse beäugte. Sie hörte, wie er sagte: »Bist du sicher, dass sie 'ne Schwarze ist?«
    »Hab die Papiere bei mir, die's beweisen«, versicherte ihm Logan, doch beide Männer zwinkerten einander dabei zu.
    »Ich bin immer auf der Suche nach Mädchen für Molly Maguire. Finde kaum welche, weil sie so wählerisch ist, aber die hier ist wirklich erlesen. Was willst du für sie?«
    Als Kitty von dem anderen Mann fortgeführt wurde, verspürte sie nur Erleichterung darüber, nicht auf den Auktionsblock gestellt worden zu sein. Sie gingen hinüber zur Market Street, dann bis zum Ende des Water Street Piers. Kitty blickte sich dabei die ganze Zeit nach Big Jim Harding um, konnte ihn jedoch nirgends sehen. Sie wurde auf ein Schiff namens Island Queen geführt und in eine winzige Kabine zu einem anderen Mädchen gesperrt, das groß und sehr schlank war und eine ebenholzschwarze Haut besaß. Als Kitty sie anredete, antwortete sie in einer fremden Sprache, und Kitty gab rasch auf.
    Es wurde mit jedem Tag wärmer, doch war das Meer meist ruhig, sodass Kitty nicht wieder seekrank wurde; im Gegenteil, sie erholte sich rasch, nun da sie regelmäßige Mahlzeiten und viel Schlaf bekam. Das andere Mädchen sprach nicht mit ihr und hielt sich auch von ihren anderen Leidensgenossen fern. Kitty sammelte im Stillen ihre Kräfte für das, was kommen mochte. Mittlerweile war sie sich sicher, dass man sie an ein Bordell verkauft hatte, und sie würde all ihre Kraft brauchen, um von dort zu entkommen. So gut sie konnte, füllte sie ihren Kopf mit freudigen Gedanken an die bevorstehende Geburt ihres Kindes und lenkte sich damit von ihrer ungewissen, gefährlichen und trüben Zukunft ab.
    Doch als Land in Sicht kam, wusste sie, dass ihre Zeit knapp wurde. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich Hilfe suchend an den Kapitän, als dieser an Deck an ihr vorbeiging. »Bitte, Sir, Sie müssen mir glauben. Ich bin eine Weiße, ich gehöre nicht hierher. Helfen Sie mir, bitte helfen Sie mir!«, flehte sie.
    »Hältst du mich für einen Dummkopf, Weib? Du bist an Molly McGuires Hurenhaus verkauft worden. Die besten Freudenhäuser der Gegend gibt's hier auf St. Kitts. Und jetzt aus dem Weg, wir laufen gleich ein.«
    »St. Kitts«, flüsterte Kitty nachdenklich und richtete den Blick über die Reling hinweg auf den Hafen, wo kleine Boote auf dem Wasser hüpften. Mächtige Wellen brachen sich an den langen Landungsstegen, auf denen es von Trägern und Hafenarbeitern, die die Schiffe erwarteten, nur so wimmelte. Ihr Blick überflog die Stadt Basseterre und richtete sich weiter nach Norden, auf den Mount Misery, der sich dahinter bis in die Wolken hinauf erstreckte. Jähe Hoffnung erfüllte ihr Herz. St. Kitts - das hieß doch Sir Charles Drago!
    Kitty und ihre Kabinengenossin wurden in ein kleines Warenhausbüro geführt und in eine vergitterte Zelle gesperrt. Nach etwa einer Stunde spürte Kitty den Druck ihres schweren Leibs und umklammerte die Gitterstäbe, um nicht umzufallen. Das Lachen einer Frau drang an ihr Ohr, und eine kleine Gruppe betrat das Büro.
    »Ich übernehme die Papiere erst, wenn ich die Ware gesehen hab, Jungchen! Allmächtiger, ich hoffe nur, die sind nicht gar so braun«, sagte sie mit einem Anflug von Verdruss.
    »Also Molly, hätte ich nicht gedacht, dass du was gegen farbige Mädels hast«, sagte der Kapitän ungläubig.
    »Ach zum Teufel, das hab ich auch nicht, es ist bloß so, dass das Mannsvolk nicht schätzt, was es im Uberfluss gibt.« Als sie den vertrauten irischen Dialekt hörte, brach Kitty in Tränen aus.
    »Nicht weinen, acushla. Willkommen im Paris der Westindischen Inseln.«
    »Mavourneen«, war alles, was Kitty flüstern konnte.
    »Das ist ja gälisch! Du bist Irin! Was zur Hölle machst du hier?«
    Kittys Zigeunerblut pochte ihr in den Adern, als sie log: »Charles Drago, der Gouverneur dieser Insel, ist mein Verlobter. Ich bin extra aus England hergereist, um ihn zu treffen und wurde dann entführt. Bitte, wenn Sie Charles benachrichtigen

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