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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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würden, ich bin sicher, dass er Sie aufs Großzügigste belohnen würde.«
    Molly kannte Charles Drago aus seinen Anfangsjahren als Gouverneur. Er war ein häufiger Besucher ihres Etablissements gewesen, doch sie war sicher, ihn schon seit über einem Jahr nicht mehr gesehen zu haben. Molly fasste einen raschen Entschluss. Wenn Charles Drago diese junge Frau in dem orangenen Kittel, heruntergekommen wie sie war, barfüßig und schwanger, anerkannte, dann musste sie ihm tatsächlich eine ganze Menge bedeuten. Höchste Diskretion würde sich in diesem Falle sicher auszahlen. Sie wollte den Gouverneur nicht in Verlegenheit bringen, indem sie ihn am helllichten Tag aufsuchte, also beschloss sie, bei dem Mädchen zu bleiben und stattdessen ihren Mann, Jean-Paul, an die Hintertür des Gouverneurspalastes zu schicken.
    Der Gedanke, dass eine arme irische Waise das Herz des Gouverneurs erobert hatte und vielleicht Herzogin werden könnte, amüsierte Molly sehr. Während sie warteten, fragte sie sich, wie sie es wohl anstellen sollten, Kitty diskret zum Anwesen des Gouverneurs zu schaffen, besaß sie doch nicht einmal so etwas wie einen Umhang, um eine Vielzahl von Sünden zu verbergen.
    Charles Drago kam raschen Schritts in das Warenhausbüro geeilt. »Kathleen! Dann hat mir dieser Mann also tatsächlich die Wahrheit gesagt. Ich kann's kaum fassen!«
    »O Charles, Gott sei Dank, dass Sie so rasch gekommen sind. O mein Gott, ich kann nicht glauben, dass es endlich vorbei ist!«, rief sie erstickt.
    Er legte schützend den Arm um sie und wandte sich in warmem, selbstverständlichem Ton an Molly. »Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Mrs. Maguire. Gleich morgen werde ich Ihnen meinen Assistenten vorbeischicken. Sie werden Ihre Güte gewiss nie bereuen, mein Wort darauf.«
    Ohne einen Gedanken an die mögliche Peinlichkeit, hob Charles Kitty auf die Arme und schritt mit ihr nach draußen. Dort half er ihr in seine Kutsche und sprang hinterher.
    »Charles, ich will Ihnen alles erklären. Sie fragen sich sicher, wie ich in eine solche Lage kommen konnte.«
    »Sie müssen mir überhaupt nichts erklären und ganz bestimmt nicht, bevor Sie sich wieder restlos erholt haben.« Er lächelte glücklich. »Meine Amtszeit dauert noch weitere sechs Monate, also müssen Sie es mindestens so lange mit mir aushalten.«
    »O Charles, mir fehlen die Worte. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Dann sagen Sie gar nichts. Genießen Sie die wundervolle Aussicht. Schauen Sie, da ist die Kathedrale, das Gebäude da, mit den zwei Türmen. Die Häuser hier nennt man chäteauxs Sie werden bemerken, dass sie alle rote Ziegeldächer und kein Glas in den Fenstern haben. Das kommt daher, weil man jedes kühle Lüftchen, das vom Meer heraufweht, einfangen will. Aber was schwatze ich eigentlich, wo ich doch sehen kann, dass Sie dringend ein Bett brauchen? Sie sind ja vollkommen erschöpft.«
    »Wenn ich wieder bei Kräften bin, können Sie mir alles zeigen. Ich weiß, das es mir hier sehr gefallen wird.«
    Die Gouverneursresidenz war eine weitläufige, leuchtend weiß gekalkte Villa mit einem wunderhübschen Dach aus rostbraunen Terrakottaziegeln. An der Frontseite wiegten sich majestätische Palmen in der kühlen Brise, die von der nahen See herüberwehte. Es gab kein Fensterglas; falls es abends doch einmal zu kühl würde, ließ man zierliche Jalousien herunter. Im Innern des Hauses gab es einen wunderschön gekachelten Hof mit einem herrlichen Springbrunnen. Der Hof war umsäumt mit überquellenden Wannen voll oranger Lilien, und von den Decken hingen Körbe voll rosa und purpurroter Bougainvillea. Sie zögerte, als sie sich ihrer Aufmachung bewusst wurde und schämte sich, verdreckt und verfilzt wie sie war, den Bediensteten gegenübertreten zu müssen. Doch Charles nahm sie fest bei der Hand und zog sie weiter in einen herrlich kühlen Salon.
    Das Personal war sehr freundlich und äußerst beflissen, sodass Kitty ihre Scheu und Verlegenheit rasch ablegte. Sie sprachen ein wenig Englisch, und Kitty beschloss ihrerseits, ein wenig Französisch zu lernen. Im Bad prangte eine große, viereckige, in den Boden eingelassene Wanne mit herrlichen, kunstvoll verzierten Armaturen. Das lauwarme, parfümierte Wasser erfüllte die Luft mit einem exotischen Duft, der ihr zu Kopfe steigen wollte. Während sie sich im Wasser entspannte, gingen die Hausmädchen, um ein Nachthemd für sie zu suchen. Als ihre Anspannung allmählich nachließ, begannen auch ihre

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