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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tränen zu fließen, und schon bald wurde sie von heftigen Schluchzern geschüttelt. Charles hörte sie und hielt die Bediensteten davon ab, sie zu stören. Er erkannte, dass es besser für sie war, wenn sie all die Ängste und das Schreckliche, das sie erlebt hatte, herausließ, anstatt es zu verdrängen. Schließlich wurde es still im Bad. Da halfen ihr die Mädchen in ein weißes Nachthemd aus zarter Seide und führten sie in ein Schlafgemach.
    »Bitte verbrennt meinen orangenen Kittel nicht. Ich will ihn behalten, damit ich meine Sklaverei niemals vergesse.«
    »Ich waschen und bügeln und falten«, rief ein Mädchen namens Mimi.
    »Nein!«, sagte Kitty. »Ich will ihn so behalten, wie er ist: fleckig und verschmutzt!«
    Sie sank in die weichen Kissen und blickte sich im Raum um. Die Möbel waren alle aus Bambus, leicht und zierlich. Kitty sah, wie geschmackvoll sie wirkten im Gegensatz zu den schweren, dunklen viktorianischen Möbeln, die sie aus England gewohnt war.
    Charles kam mit einem Tablett in der Hand herein. Bevor sie etwas sagen konnte, appellierte er an ihre Großzügigkeit.
    »Bitte zwingen Sie mich nicht, einen einzigen Abend länger allein zu speisen, oder ich werde noch verrückt. Ich verspreche Ihnen, Sie nicht zum Essen zu zwingen, aber falls Ihnen etwas auf meinem Tablett zusagen sollte, werde ich geflissentlich wegschauen, während Sie sich bedienen!« Ohne die geringste Verlegenheit, als würden sie schon seit Jahren zusammenleben, nahm er auf der Bettkante Platz. Er brachte sie dazu, vom Krabben-Matoutou zu probieren und auch vom Hühnchen in Kokos und den in Wein und Zimt gedünsteten Mangoscheiben. »Nun, was sagen Sie?«, fragte er eifrig.
    Lachend erwiderte sie: »Es ist alles viel zu fett, wissen Sie.«
    »Kathleen, Sie sind so erfrischend. Meine Gäste überschlagen sich immer mit Komplimenten für die Küche hier in der Gouverneursresidenz, aber jetzt, wo Sie es sagen, muss ich auch zugeben, dass es ein fettiger Fraß ist!«
    Kitty lachte, dann versuchte sie delikat ein Gähnen zu unterdrücken.
    »Sie sind müde; ich werde jetzt gehen. Gute Nacht, meine Liebe. Ich bin so froh, Sie hier zu haben.«
    Als sie allein war, richteten sich ihre Gedanken wie von selbst auf Patrick. Vom ersten Moment an, da sie ihn sah, hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, ihn zu heiraten. Und aus diesem Grund war ihr Leben nun ein einziges Chaos. Zuerst diese disaströse Ehe, dann ihre Flucht über den Großen Teich, als sie merkte, dass sie von ihm schwanger war. Er hatte sie nicht zu ihren Bedingungen haben wollen, doch sie musste zugeben, dass er ehrlich genug gewesen war, sie zu warnen: seine Zukünftige musste ihm mindestens eine Fabrik in die Ehe bringen. Nun, jetzt bekam er eine Plantage, aber bei dem Gedanken an die Frau, die er heiraten würde, gefror ihr das Blut in den Adern. Gott helfe ihm! Nun, sie hatte hoch gepokert, und sie hatte verloren, aber zumindest blieb ihr der beste Teil von ihm. Sie streichelte ihren prallen Leib, der ihr Kind barg. Sie liebte dieses Baby über alles und wollte es mit all ihrer Kraft beschützen. Für Patrick empfand sie Bitterkeit und für diese Französin, die er heiraten würde, Hass. Doch sie war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass sie Patrick nie hassen könnte. Sie liebte ihn.
    An die nun folgenden Tage erinnerte sich Kitty nur verschwommen; sie schlief viel und bekam jede Menge exotischer Gerichte vorgesetzt. Charles hatte einen neuen Sinn in seinem Leben gefunden. Die Monate, die ihm noch als Gouverneur blieben, hatten sich endlos vor ihm erstreckt, doch nun konnte er nach den täglichen Verpflichtungen gar nicht schnell genug heimkehren. Sobald er die lästigen Besucher und Bittsteller los war, kehrten seine Gedanken zu Kitty zurück. Er konnte sich ihre Panik vorstellen, als sie merkte, dass sie von ihrem dahingeschiedenen Gatten schwanger war. Die heuchlerische britische Gesellschaft würde mit Fingern auf eine junge, schwangere Witwe zeigen, und sie hatte es vorgezogen zu fliehen, anstatt sich dem Tratsch auszusetzen. Er ließ eine Hängematte zwischen zwei großen schattigen Bäumen aufhängen und betrachtete sie oft, wie sie träge darin schaukelte; dabei empfand er ein Gefühl tiefster Zufriedenheit.
    Seine Schritte beschleunigten sich, als er sein Büro verließ und den Gang zum Salon entlangeilte. Als er eintrat sah er, dass sie Tränen in den Augen hatte. »O meine Liebe, bitte weine nicht.« Er nahm sie bei der Hand und führte sie zu einer

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