Lockende Kuesse
wie Gott es gewollt hatte. Er küsste sie behutsam auf die Stirn. »Schlaf wohl, mein Liebling. Ich komme später wieder.«
Kaum eine Woche darauf war sie schon wieder putzmunter. Sie hatte jetzt einen neuen Grund zu leben, der für jeden, der sie sah, offensichtlich wurde. Für Charles war sie die reinste Freude. Sie trug weiße Rüschenkleider und leuchtend rote Hibiskusblüten in ihrem nachtschwarzen Lockenhaar. Überall wo sie ging und stand, trällerte sie ein Liedchen für ihren Sohn.
»Bist du glücklich, Kathleen?«, erkundigte er sich eines Abends, nachdem sie den Kleinen zum Schlafen in seine Wiege gebettet hatte.
»O Charles, ich kann mich nicht erinnern, mich je so geborgen und zufrieden gefühlt zu haben.«
Er lächelte. »Wir sollten ihn taufen lassen.«
»Ja, wir werden ihn Charles nennen ... Charles Patrick.«
»Du weißt, dass du mir damit eine Riesenfreude machen würdest. Bist du sicher, dass du ihn so nennen willst?«
»Ja, absolut«, erwiderte sie fest.
»Wenn der Kleine einen Monat alt ist, werden wir unseren Hochzeitsempfang geben. Die feine Gesellschaft der Insel stirbt schon vor Neugier auf dich. Die Pflanzer und ihre Frauen liegen mir Tag für Tag mit Fragen über dich in den Ohren.«
»Wird es nicht ziemlich peinlich sein, den Hochzeitsempfang erst Wochen nach der Hochzeit zu geben? Ich möchte wirklich nicht eine Peinlichkeit für dich sein, Charles.«
»Du bist keine Peinlichkeit für mich; du bist meine Erlösung, meine Rettung. Wir können ja eine Art großen Dinnerempfang daraus machen, Hauptsache, wir wissen, dass es unsere Hochzeitsfeier ist. Du sollst eine komplett neue Garderobe bekommen.« Er zögerte. »Kathleen, es tut dir doch nicht Leid, dass du meine Frau geworden bist, oder?«
»Keineswegs. Nein, ich freue mich sogar darauf, als deine Frau in die Gesellschaft eingeführt zu werden, und nach der Feier werde ich in dein Schlafzimmer umziehen, wo ich hingehöre.«
»Liebes, es gibt etwas, das ich dir längst hätte sagen sollen, aber ich schäme mich so deswegen, dass ich es immer wieder hinausgeschoben habe. Ich könnte es nicht ertragen, wenn es je an die Öffentlichkeit dringen sollte. Tatsächlich ist einer der Gründe, warum ich dich zur Frau wollte, der, dich aller Welt zu zeigen. Und jetzt habe ich obendrein einen Sohn und natürlich wird jedermann annehmen, dass das Kind von mir ist, und das ist genau das, was ich sie glauben machen will.«
»Ich verstehe nicht ganz«, sagte Kitty ratlos.
»Nun, es ist so, ich bin mir nicht sicher, ob ich ein Kind zeugen kann, aber ich will die Welt glauben machen, dass es so ist. Ist das sehr abscheulich von mir?«
»Nein. Für mich ist es eine unbeschreibliche Freude, dich als Vater meines Kindes zu haben. Ich bin nie einem netteren Mann begegnet oder einem, den ich mehr mochte.« Sie lächelte ihn an.
Er ergriff ihre Hand. »Kathleen, du warst schon einmal verheiratet. Dürfte ich offen über das sprechen, was zwischen Ehegatten geschieht?«
»Du meinst im Bett?«, flüsterte sie.
Er nickte. »Ja. Ich hatte in der Vergangenheit einige Probleme. Natürlich hoffe ich inständig, dass es bei dir nicht so sein wird, doch falls wir diesbezüglich einmal Schwierigkeiten haben sollten, nicht jetzt, denke ich, aber vielleicht in den kommenden Jahren, dann bitte ich dich inständigst, mein dunkles Geheimnis nicht preiszugeben.«
»Charles, es wird alles gut, du wirst sehen. Wir haben uns die Treue geschworen, und ich werde meinen Schwur nie brechen, egal, was passiert.«
»Darf ich dich in den Arm nehmen?«, fragte er demütig.
Sie rannte sofort zu ihm, und er setzte sich in einen Sessel und zog sie zu sich auf den Schoß. Sie glättete die Sorgenfalten auf seiner Stirn und entspannte sich in seinen starken, schützenden Armen. Er nahm ihre Hände, küsste zuerst ihre Fingerspitzen, dann ihren Puls. Schließlich strich er mit den Lippen zärtlich über ihren Hals, und als ihre Lippen sich fanden, schien dies ganz natürlich zu sein. Ihre Küsse wurden kühner. Kitty war angenehm überrascht, wie hübsch sich sein Mund anfühlte. Er war fest und trocken, und es war offensichtlich, dass er sie geradezu anbetete. Charles war überglücklich, als er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet und seine Worte von vorhin Lügen strafte. Als er sie ihrem Schlummer überließ, hegte er keinerlei Zweifel mehr, dass in der Nacht nach ihrem Hochzeitsempfang alles gut werden würde.
Charles beschloss, dass der Empfang um vier Uhr
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