Lockende Kuesse
werden gleich eintreffen. Ich versichere dir, du wirst allen Ansprüchen genügen.«
»Geh ruhig vor; ich komme gleich nach, Schatz.«
Katie kümmerte sich im angrenzenden Ankleidezimmer um das Baby. Sie hatten die Wiege zuvor hierher gebracht. Kitty hatte ihre Sachen zu Charles ins große Schlafzimmer umgesiedelt, und nun stand sie allein dort und blickte sich ängstlich um. Das Bett prangte groß und dominant mitten im Zimmer, und sie fragte sich, wie sie sich bloß dazu überwinden sollte, es mit ihrem neuen Gatten zu teilen. Die Gästeschar unten schien dagegen das geringste Problem zu sein, also holte sie tief Luft und ging nach unten, um sie zu empfangen. Charles erwartete sie am Fuß der Treppe und lächelte ihr ermutigend zu. Er nahm ihren Arm und zusammen erwarteten sie ihre Gäste in der Empfangshalle. Zu Kittys größtem Erstaunen verbeugten sich die Männer tief vor ihr, und die Damen knicksten und murmelten »Euer Ehren«. Die Frauen waren zuerst ganz verzweifelt, als sie sahen, wie schön sie war, doch als sie feststellten, dass sie die Komplimente ihrer Männer ohne die geringste Koketterie beiseite wischte und sich fast ausschließlich den Frauen widmete, entspannten sie sich sichtlich und ließen sie an ihren Gesprächen teilhaben, bei denen es sich zumeist um die Bediensteten, die Kinder, das Wetter, die Ernte und die neueste Mode drehte.
Dann wurde das Dinner von zahlreichen Bediensteten serviert. Sie bekam von allen Seiten Komplimente für ihre ausgezeichnete Menüwahl. Der Wein floss in hohe Kristallgläser, und zu ihrer Überraschung sah sie, dass Charles nur Mineralwasser trank. Sie beschloss, dasselbe zu tun, da sie an Wein und dessen Wirkung nicht gewöhnt war. Nach dem Dinner schlenderten die Gäste in den großen Garten hinaus, um die kühle Seeluft zu genießen. Kitty suchte Charles auf. »Ich muss unbedingt nach oben gehen und den Kleinen stillen. Glaubst du, ich könnte mich für ein Weilchen verdrücken?«
»Aber sicher, Liebes. Solange Wein und Schnaps fließen, sind unsere Gäste glücklich und zufrieden. Mit dem Unterhaltungsprogramm warten wir, bis du wieder da bist.«
Als sie allein war, legte sie sich ihr Kind an die Brust, und der Kleine fing gleich hungrig an zu saugen. Staunend blickte sie ihr robustes Baby an. Der Kleine sah genauso aus wie Julias Baby, ganz und gar ein O'Reilly. Er schloss die Augen, und seine langen schwarzen Wimpern warfen halbmondförmige Schatten auf seine Wangen. Still ging sie danach hinüber ins große Schlafzimmer und benetzte Hände und Gesicht mit ein wenig kühlem Duftwasser, das in einem Krug bereitstand. Sie blickte zurück zum Zimmer des Kleinen und sagte sich wieder und wieder, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, indem sie Charles heiratete. Sie nahm das Spitzennachthemd vom Bett, das dort hingelegt worden war, faltete es zusammen und legte es in die Kommode zurück. Dann nahm sie ein weniger freizügiges aus schwerem Satin heraus und breitete es übers Kissen.
Sie ging wieder hinunter zu der fröhlichen Abendgesellschaft. Der Lärm, die Musik, die Tänzer in ihrer bunten Tracht zogen an Kitty vorüber wie ein farbiger Traum, doch die Gäste schienen sich wunderbar zu amüsieren. Alle gingen hinein, als Mrs. Collins sich zum Singen bereitmachte, und wie Charles gehofft hatte, wurde es den Zuhörern rasch langweilig. Nach drei erlesenen Kostproben ihres Könnens begannen die ersten Gäste zu gehen.
Gegen zehn Uhr abends war auch der letzte Gast verschwunden. Charles nahm Kitty bei der Hand und führte sie nach oben. Katie kam aus dem angrenzenden Ankleidezimmer, als sie sie hörte. »Der Kleine ist eingeschlafen, Ma'am.«
»Vielen Dank. Es tut mir Leid, dass Ihnen der ganze Spaß entgangen ist. Es war sehr nett von Ihnen, hier oben bei ihm zu bleiben.«
Sobald die Tür zuging, nahm Charles Kitty hoch und wirbelte sie herum. »Du warst einfach wundervoll, mein Liebling. Alle waren hingerissen von dir! Ich schwöre, man könnte glauben, du wärst in die feine Gesellschaft geboren!«
Sie errötete heftig und murmelte: »Bitte, ich muss nach dem Kind schauen.« Dann eilte sie ins Ankleidezimmer, und Charles folgte ihr. Kitty stand bei der Wiege, blickte auf ihr Kind hinunter und sagte bedauernd: »Er schläft.«
»Und du wünschtest, er wäre noch wach? Dann wecke ihn doch und begrüße ihn.«
»O nein, ich würde ihn um nichts auf der Welt stören«, erwiderte sie leise.
Er nahm sie bei der Hand und führte sie in ihr
Weitere Kostenlose Bücher