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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht mal mehr auf mich.«
    Sie weinte, und er nahm sie sofort in die Arme, wiegte sie tröstend, lachte. Er hob ihr Gesicht zu sich auf und küsste sie.
    »Charles, die Dienerschaft wird uns noch sehen«, protestierte sie.
    »Mmmm, das hoffe ich«, murmelte er an ihrem Hals.
    Viel später, als sie allein war, schwor sie sich, Charles eine gute Frau zu sein. Sie wusste, dass es sehr, sehr schwer für sie werden würde, die Rolle einer Herzogin auszufüllen. Als Erstes würde sie ihre Tarotkarten wegsperren. Sie würde ihrem Mann bei Entscheidungen über ihren Sohn und ihr gemeinsames Leben beistehen - aber sie würde aufhören, bei jeder Lebensentscheidung gleich die Karten zu konsultieren. Als Gattin eines Herzogs konnte sie doch nicht herumlaufen und anderer Leute Schicksal voraussagen! Sie wollte, dass er stolz auf sie war und schwor sich, alles zu tun, um eine richtige Dame zu werden.

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    23
     
    Endlich, es war nicht mehr weit zur Bagatelle Plantage. Patrick bereute längst seine Entscheidung, zu Pferde dorthin zurückzureiten. Die Hitze war schier unerträglich; nie hatte er mehr darunter gelitten. Ein Schwindel drohte ihn zu überwältigen, und er nahm sein Pferd fester zwischen die Schenkel, um nicht herunterzufallen. Erschöpft wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Als die Plantage in Sicht kam, sank er erleichtert zusammen. Er war seit zwei Tagen im Sattel, und jeder Muskel in seinem Körper tat ihm weh. Steifbeinig stieg er vom Pferd und betrat das Haus.
    Er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Er konnte nicht sagen, was es war, das er in den Gesichtern der Haussklaven las - Angst? Jaquine begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln, doch ihre Augen waren voller Mitleid auf ihn gerichtet. Mit einer dunklen Vorahnung schritt er auf sie zu. »Patrick, setz disch. Isch habe schockierende Neuigkeiten für disch.«
    Er setzte sich und wartete.
    »Eine junge Frau tauchte auf und hat nach dir gesucht. Isch weiß, sie war etwas ganz Besonderes für disch. Sie hieß Kitty. Als sie ankam, war sie sehr krank - Bootfieber, glaube isch - auf jeden Fall, isch habe alles getan, sie zu retten, aber es war hoffnungslos.«
    Er lachte. »Kitty? Hier? Unmöglich! Wo ist sie?« Sein Ton war barsch, befehlshaberisch.
    »Isch habe es dir doch gesagt, Patrick, es war hoffnungslos. Sie ist am Fieber gestorben.«
    »Das war nicht Kitty. Du musst dich irren, du verwechselt sie!«, bestritt er rasch. »Es ist nicht wahr, du lügst!«, brüllte er dann.
    Ohne ein Wort zu sagen, erhob sie sich und ging nach oben. Als sie zurückkam, hielt sie ihm Kittys Reisetasche mit all ihren Sachen hin. Er entriss sie ihr und wühlte zornig darin herum. Sein Verstand wollte nicht wahrhaben, dass dies Kittys Sachen waren, aber als sich seine Finger um das lavendelblaue Kleid schlössen, wusste er es. Er atmete ihren Duft tief ein, und all die zarten Einzelheiten ihres intimen Beisammenseins schössen ihm jäh durch den Sinn, während er den Seidenstoff streichelte.
    »Mein Gott, was hast du mit ihr gemacht? Wann ist sie hier angekommen? Warum wurde kein Arzt geholt, um ihr zu helfen?«, tobte er.
    »Patrick, du siehst krank aus. Alle diese Fragen regen disch doch nur auf. Sie ist tot, das musst du akzeptieren. Hier, trink ein Glas Brandy.«
    Er ignorierte ihre ausgestreckte Hand. »Zeig mir, wo sie liegt«, befahl er mit Grabesstimme.
    Er folgte ihr zu dem kleinen privaten Friedhof, wo ein frischer Grabhügel aufgeworfen worden war, den ein einfaches Holzkreuz zierte.
    »Lass mich allein«, befahl er.
    Als er zwei Stunden später immer noch nicht zurückgekehrt war, machte sie sich mit zwei großen männlichen Haussklaven auf den Weg. Sie würde Gewalt gebrauchen, falls notwendig. Sie fanden ihn bewusstlos neben dem Grab liegen. Er war in Schweiß gebadet. Sie wusste, dass ihn ein rasendes Fieber gepackt hatte, und befahl den Männern, ihn sogleich auf sein Schlafzimmer zu tragen. Sie ließ nach Lucy schicken. »Wenn er stirbt, stirbst du auch«, sagte sie ungerührt. »Sobald du es sicher weißt - so oder so -, lässt du es mich wissen.«
    Lucy kümmerte sich eine ganze Woche lang Tag und Nacht um ihren Patienten, was gar keine leichte Aufgabe war. Er war über einsfünfundachtzig groß und wild wie ein Stier. Zuerst hatte sie Angst vor ihm, dann begann sie ihn zu hassen, doch am Ende empfand sie tiefes Mitleid für diesen Mann, der ihrer Obhut anvertraut worden war. Endlich blickte er sie wieder mit verständigen Augen

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