Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Baby.«
    »Bin kein Baby!«, krähte Charles Patrick und versetzte Patrick eins mit seiner kleinen marmeladebekleckerten Faust.
    Patricks Augen weiteten sich, als es ihm dämmerte. Uber den kleinen schwarzen Lockenschopf hinweg blickte er in Kittys Augen. Gott helfe mir, er weiß es!, dachte Kitty panisch.
    Patricks Züge glätteten sich. Fassungslos starrte er sein Kind an. Endlich merkte er, dass Charles Patrick mit seinem Marmeladenfinger Muster auf die Samtaufschläge seines Gehrocks zeichnete. »Ich glaube nicht, dass sie dir hier den Hosenboden langziehen, aber das sollten sie«, sagte er leise. Der Junge schenkte ihm daraufhin ein so liebes Lächeln, dass es ihm schwer fiel, dem Impuls zu widerstehen, sein Kind in die Arme zu nehmen.
    Kitty sagte hastig: »Charles, bitte bring ihn wieder zu Bett; wir sollten ihn wirklich nicht so verwöhnen.«
    »Na, dann los, gehen wir, mein Sohn. Mit Mutter ist heute nicht zu spaßen.« Charles warf Patrick einen entschuldigenden Blick zu. »Gewöhnlich ist sie für jede verrückte Idee zu haben.«
    »Kann mich erinnern«, bemerkte Patrick mühsam.
    Als sie allein waren, sagte Patrick: »Ich werde morgen Abend in der Half-Moon-Street sein. Ich verlange eine Erklärung.«
    »Ich werde nicht kommen!«, entgegnete sie empört.
    »Ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden«, sagte er in einem so leisen, bedrohlichen Ton, dass sie es mit der Angst bekam.
    Charles tauchte wieder auf. »Nun, was hältst du von ihm?«
    »Er ist ein prächtiger Junge, scheint mir«, erwiderte Patrick wahrheitsgemäß.
    »Bleib doch zum Abendessen. Du wirst es nicht glauben, wen wir heute zu Gast haben - Jeffrey und Julia!«, lud ihn Charles ein.
    »Unmöglich, Charles. Würde ja liebend gern, aber es lässt sich nicht machen«, log er verzweifelt.
    »Also gut. Ich weiß, du hast wahrscheinlich so viele Eisen im Feuer, dass du nicht mal mehr Zeit für deine alten Freunde hast, aber ich warne dich: irgendwann kriegen wir dich, und dann musst du einen ganzen Abend mit uns verbringen.«
    Patrick schoss Kitty einen bedeutsamen Blick zu. »Ja, sehr bald, den ganzen Abend.«
    Später beim Abendessen wechselte Kitty jedes Mal das Thema, wenn die Sprache auf Patrick kam. Sie tat zwar, als würde sie Julia zuhören, doch in Wahrheit spitzte sie die Ohren, um zu hören, was Jeffrey und Charles gerade sagten.
    »Er hat alle drei Webereien verkauft. Hat das Tuchgeschäft wohl endgültig aufgegeben«, sagte Jeffrey.
    »Ich frage mich, in welches Projekt er das Geld investieren wird? Das interessiert mich bloß deshalb, weil man nie fehlgehen kann, wenn man seinem Beispiel folgt«, sagte Charles.
    Julia meinte: »Er investiert dieser Tage ein Heidengeld in den Seehandel. Er hat doch diese Partnerschaft mit diesem Reeder, Bolt, in Liverpool. Ich hoffe, er steckt sein Geld in den Handel mit Sklaven. Sagenhafte Gewinne, wie ich höre.«
    Kitty erstarrte. Sie legte ihre Gabel beiseite und drückte sich die Serviette an den Mund. Als sie wieder sprechen konnte, sagte sie: »Charles, du glaubst doch nicht wirklich, dass er so etwas tun würde, oder?«
    »Liebling, ich kann deine Abscheu verstehen, aber ich habe selbst früher das eine oder andere Mal mit solcher Ware gehandelt; wie Julia sagte, sagenhaft profitabel.«
    Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte sie alle stehen gelassen, doch sie beherrschte sich und wechselte stattdessen das Thema. Später legte Jeffrey ihr die Hand auf den Arm und sagte leise: »Das sind doch nur Spekulationen. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Patrick seine Geschäfte mit Julia diskutieren würde, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.« Sie schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, war jedoch alles andere als beruhigt. Jetzt musste sie ihn doch aufsuchen. Sie hatte sich zwar geschworen, nicht auf seinen Befehl hin zu erscheinen, doch nun blieb ihr keine andere Wahl.
     
    Sie wusste schon, bevor sie die Schranktür öffnete, was sie anziehen wollte. Ein rotorangenes Kostüm mit weichen, herrlichen, tiefbraunen Zobelaufschlägen. Es hatte ein Heidengeld gekostet. Sie bürstete ihr Haar, bis es sich in einer glänzenden schwarzen Lockenmasse über ihren Rücken ergoss. Dann setzte sie die passende Zobelfellmütze in einem kecken Winkel auf. Sie holte ein Päckchen aus der untersten Kommodenschublade und machte sich auf in die Schlacht.
     
    Patrick öffnete die Tür selbst; ihr fiel auf, dass kein Personal in Sicht war. Über seine Züge huschte ein Ausdruck höhnischer

Weitere Kostenlose Bücher