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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Teestündchen beisammen, als Charles Patrick die letzten zwei Treppenstufen hinabfiel.
    »Zieh sofort diese verdammten Dinger aus!«, schrie Kitty.
    »Was ist bloß los, Liebes?«, fragte Charles, der noch nie gehört hatte, dass sie das Kind anschrie.
    »Immer zieht er deine verdammten Reitstiefel an. Das ist das dritte Mal diese Woche, dass er die Treppe runterfällt. Wenn du noch ein einziges Mal mit diesen Stiefeln stolperst, werfe ich sie ins Feuer! Alles, wovon er redet, ist dieses blöde Pony, das du ihm versprochen hast. Er wird sich noch das Genick brechen!«
    »Charlie, geh nach oben und zieh diese Stiefel aus. Ich versuch derweil, Mami ein bisschen aufzumuntern. Was ist los, Kathleen? Erzähl mir, was dich bedrückt - wir haben doch sonst immer über alles geredet. Du kannst mir alles sagen.«
    »Ich habe wieder gespielt und verloren. Diese wunderschönen Ohrringe, die du mir gekauft hast, und was noch schlimmer ist, fast hätte ich auch noch das Landhaus in Kent verspielt, das du mir letzten Monat geschenkt hast. Und ich hab's noch nicht mal gesehen! Ich kann mich zur Zeit einfach nicht ausstehen, Charles. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
    »Aber ich«, sagte er schlicht. Er tätschelte den Platz auf der Couch neben sich. Langsam ging sie zu ihm und setzte sich. Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie tröstend. »Du bist jung und schön und sprudelst über vor Energie. Du bist unerfüllt, und das macht dich so'rastlos.«
    »Ich verstehe nicht, Charles. Was meinst du?«
    »Du bist jung und ich nicht. Ich kann dich im Bett nicht mehr befriedigen. Mein Blut ist abgekühlt, doch deins beginnt erst zu brodeln. Nun schau nicht so entsetzt drein, mein Liebling, es stimmt. Ich bin Realist und wusste, dass es eines Tages so kommen würde. Du brauchst einen Liebhaber. Ich bin nicht so selbstsüchtig, dir diese Zerstreuung zu verweigern. Alles, worum ich dich bitte, ist Diskretion.«
    Sie blickte ihn mit großen Augen an. »Du meinst, es würde dir nichts ausmachen?«
    »Natürlich würde es mir was ausmachen, Teufel noch mal, also sorge bitte dafür, dass ich nichts erfahre.«
    »Ach, Charles, immer bringst du mich zum Lachen.«
    »Umso besser. Du warst ja mürrisch wie eine Bärin mit einem wunden Popo. Das Kind da oben heult sich jetzt wahrscheinlich die Augen aus«, neckte er sie.
    »Du lügst ja wie gedruckt. Du weißt doch, dass ich ihm nie wehtun könnte.«
    Mit ihren Worten ertönte ein lautes Poltern. Sie rannte los und hob ihren Sohn auf, doch dieser protestierte: »Es sind nicht die Reitstiefel, Mami, es ist dieses verdammte Bienenwachs, mit dem die verfluchten Dienstmädchen die Treppe polieren.«
    »Er hat ein ganz schön saftiges Vokabular für jemanden, der noch nicht mal drei Jahre alt ist. Apropos Geburtstage, deiner kommt doch auch bald. Wieso geben wir nicht einen Kostümball?«
     
    Kitty war klug genug, den Vorschlag ihres Chefkochs anzunehmen und als Dinner ein Büfett hinzustellen. Charles weigerte sich strikt, ein Kostüm zu tragen. Er zog stattdessen seinen üblichen dunklen Abendanzug an und sagte zu Kitty: »Falls jemand was dagegen hat, sag einfach, ich stelle Beau Brummell dar.«
    Die meisten Damen trugen prächtige Kostüme. Es gab zahlreiche Marie Antoinettes und viele mittelalterliche Burgfräulein, alle mit hohem Kopfputz. Julia, die eine große rote Perücke trug, gab eine prächtige Elizabeth ab, Kitty hingegen trug eine authentische Zigeunertracht. Alle trugen Masken, sodass es manchmal ein paar Minuten dauerte, bis man jemanden erkannte. Zu Kittys großer Überraschung stellte sich der einfache Seemann in dem gestreiften Jersey als der Premierminister persönlich heraus. Sie zwinkerte ihm zu. »Habe immer gewusst, dass Sie's nie weit bringen würden - freue mich, zu sehen, dass Sie meine Erwartungen sogar noch unterboten haben.«
    Charles suchte Kitty auf, die sich gerade mit Julia kabbelte. »Ich finde es ganz schön kühn von dir, dich als Zigeunermädchen zu verkleiden, Kitty. Der Herzog muss sich doch schämen.«
    Kitty lachte und leerte ihr drittes Glas Champagner. »Vorsicht mit dem Essen, Julia; wir haben heute Morgen aus Fleischmangel den einen oder anderen Igel gekocht.«
    »Es ist schon Mitternacht, und es sieht nicht so aus, als würde irgendjemand gehen. Ich finde, dein Fest ist ein rauschender Erfolg, Liebling«, sagte Charles.
    »Ja, durch die Masken sind die Leute auf jeden Fall viel lockerer als gewöhnlich. Die werden noch bis zum

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