Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
die gut beleuchteten Straßen der Innenstadt hinter ihnen, und sie kamen in die ärmeren Distrikte. Die Kutsche rumpelte über das glitschige Kopfsteinpflaster. Trotz der schlechten Straßenbeleuchtung konnten sie sehen, dass sich eine Menschenmenge vor der Weberei versammelt hatte. Der Buchhalter war schrecklich nervös. »Sie können es nicht allein mit ihnen aufnehmen, Sir! Das ist eine Bande von Verrückten. Sie wissen ja, wie die Iren sind, wenn man sie reizt - nichts als Wilde und Schläger. Oh! Ich bitte um Verzeihung, Sir!«
    Patrick fletschte die Zähne zu einem wölfischen Grinsen. »Ja, das sind wir wohl«, sagte er nachdenklich. Als die Menge, die aus Männern, aber auch Frauen und Kindern bestand, die Kutsche auftauchen sah, wurden ihm Flüche und Verwünschungen entgegengebrüllt. Man schwang Flaschen, Ziegelsteine und Holzprügel, als Patricks Gesicht im Kutschfenster erschien. Er sah überall entschlossene, zornige Mienen.
    »Prügelt ihn windelweich! Blut saugender Bastard!« Und eine Frau kreischte schrill: »Dieser alte Pisspott, wenn ich den in die Finger krieg'!«
    Patricks hoch gewachsene Gestalt tauchte aus der Kutsche auf, und jemand brüllte: »Es is nich der alte O'Reilly, es is Patrick!«
    Er blickte in wutverzerrte Gesichter, in Gesichter, in denen er sonst nur Verzweiflung lesen konnte.
    »Ich werde nicht zulassen, dass mein Vater die Löhne kürzt, mein Wort darauf. Und jetzt seht zu, dass ihr nach Hause kommt. Ihr wisst doch, dass es verboten ist, sich zusammenzurotten, nicht wahr?« Sie wichen stumm vor dem großen Mann zurück. Als er so in seinem feinen Abendanzug vor ihnen stand, hatten sie noch deutlicher das Gefühl, Abschaum zu sein, während er zur regierenden Klasse gehörte. Er fuhr fort: »Man sagt, die Iren würden lieber kämpfen als essen, aber das glaube ich nicht. Ich glaube, ihr habt lieber etwas zu essen auf dem Tisch, als Ketten an den Füßen. Also verlasst euch auf mein Wort, was die Löhne betrifft, und verschwindet.«
    Langsam begann sich die Menge zu zerstreuen. Patrick atmete erleichtert auf und verwünschte seinen dickschädeligen Vater. »Verflucht noch mal, das ist wieder mal typisch für ihn. Lässt sich einfach nichts sagen.« Er blickte sich um. »Wo ist Bradshaw?«, fragte er Terry.
    »Hat sich verdrückt, kaum dass die Kutsche anhielt. Glaube, er hat sich in die Hosen gemacht vor Angst, Sir«, antwortete Terry.
    »Ich glaube, die sind weg, aber bevor wir gehen, schaue ich mich lieber noch ein bisschen um, um sicher zu gehen, dass im Vorhof keiner mehr herumlungert. Du bleibst besser bei den Pferden, Junge.«
    Patrick ging um die Weberei herum, hörte und sah nichts und war gerade dabei, zur Kutsche zurückzukehren, als eine dunkle Gestalt aus einer Ecke hervorschoss und ihn angriff. Alles geschah blitzschnell; Patrick rang mit der bulligen Gestalt und sah gerade noch das Aufblitzen der Klinge. Er zuckte zurück, und das Messer, das in sein Herz fahren sollte, rutschte an seinem Brustbein ab und drang in die Muskeln seiner Brust. Der Stich ließ ihn niedersinken, und sein Angreifer machte sich über die Fabrikmauer davon und verschwand in der Dunkelheit. Terry dachte, er hätte ein Gerangel gehört, wollte die Pferde jedoch nicht allein stehen lassen. Als Patrick nicht kam, blieb ihm keine Wahl. Er sah ihn. Als dieser sich soeben wieder aufrappelte.
    »Sie bluten ja, Sir!«
    »Ziemlich schlimm sogar, fürchte ich. Hier, nimm meinen Schal und drück ihn an meine Schulter.«
    Terry half ihm zurück zur Kutsche. Er hatte schreckliche Angst, dass Patrick sterben würde, bevor er Hilfe holen konnte.
    »Glaubst du, du kannst kutschieren?«, fragte Patrick.
    »Natürlich kann ich kutschieren. Sagen Sie mir bloß, wo ich den Doktor finde, Sir.«
    »Nein. Ich will nicht, dass sich das in ganz Bolton herumspricht. Fahr mich einfach nach Hause.« In der Kutsche ließ er sich erschöpft an die Rückenlehne sinken. Das Rattern der Kutsche über die gepflasterten Gassen verursachte ihm furchtbare Schmerzen, und ein paar Mal musste er den Blick fest auf etwas richten, um nicht ohnmächtig zu werden. Terry fuhr wie ein Irrer, und schon kurz darauf rasten sie die Auffahrt zum Herrenhaus entlang und hielten kiesspritzend vorm Haus an. Terry half Patrick aus der Kutsche. Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Drei Mädchen kamen angerannt.
    »Kitty, bring heißes Wasser und Verbände, rasch!«, schrie Terry.
    Julia kreischte: »Mein Gott,

Weitere Kostenlose Bücher